Breschdleng / Same
Same Spielzeit: 22:58
Medium: CD-Single
Label: Prevision Music, 2009
Stil: Schwäbischer Hardcore

Review vom 14.06.2009


Andrea Groh
Schwaben bezeichnet einerseits landschaftlich gesehen einen Teil Baden-Württembergs und Bayerns, andererseits die hauptsächlich in dieser Region beheimateten Sprecher des schwäbischen Dialektes. Musikalisch denke ich bei dem Begriff 'Schwaben' neben dem Volkslied "Auf der Schwäb'schen Eisenbahn" an eher düstere Musik, wegen der dortigen Doom-Szene, und auch an die Extrem-Metaller von Totenmond, die Elemente aus Death Metal, Doom Metal mit Hardcore und Punk mischen, das fiese Gebräu meistens mit deutschen Texten unterlegt.
Nun bekommen diese aus ihrer Heimatstadt Backnang Konkurrenz. Wie kann man Extrem Metal mit deutschen Texten toppen? Mit Extrem Metal mit schwäbischen Texten.
Genau das machen Breschdleng, die wohl schon einige Zeit im dortigen Untergrund aktiv sind und nun einen Plattenvertrag bei Prevision-Music unterschrieben haben. Dieses Label veröffentlicht eine CD »mit allen Breschdleng-Hits« (O-Ton der Band). Die Songs sind im Zeitraum von 1999 bis 2006 entstanden. In dieser Zeit haben sie sich in der lokalen Szene einen guten Ruf erspielt und für ausverkaufte Konzerte gesorgt, sind sogar auf dem Summer Breeze 2007 aufgetreten.
An Selbstbewusstsein scheint es den Jungs nicht zu mangeln, waren sie doch auch schon mal im SWR-TV Gegenstand eines Berichtes zum Thema "Dialekt-Special", bei dem sie und eine Truppe schwäbischer Rapper vorgestellt wurden. Was es nicht alles gibt….
Ebenfalls grinsen musste ich, als ich mir die auf der Homepage zur Verfügung gestellten Texte angesehen habe und dort der Hinweis stand: »Parental Advisory - Schwabian Content«. Diese humorvolle Abwandlung auf den 'Parental Advisory - Explicit Lyrics'-Hinweis fand ich amüsant. Schwieriger sind dann doch die Lyrics selbst. Für Nicht-Schwaben kann das ein echtes Problem darstellen, einiges konnte ich erraten, manchmal habe ich ratlos aufgegeben. Manches ist eher humorvoll, manches eher ernst, einiges ist sehr lokal eingefärbt.
Schon haben Breschdleng einige Sympathiepunkte im Vorfeld bei mir kassiert - wenn die Musik dann auch noch etwas taugt…
Befürchtungen, es könne sich vielleicht um ein unprofessionelles Produkt handeln und das ganze Drumherum wäre dazu da, Schwächen im spieltechnischen Bereich zu überdecken, sind absolut unbegründet. Sowohl Produktion als auch die musikalischen Fähigkeiten sind ordentlich, für die ausgewählte Musikrichtung Hardcore mehr als ausreichend.
Der Einfluss der großen Brüder Totenmond ist nicht zu leugnen, aber zum Glück sind Breschdleng keine billige Kopie, sondern verstehen es, ihre eigenen Songs zu schreiben. Die Parallelen liegen eher auf der gefühlten Ebene, es haut in eine ähnliche Kerbe, es ist hardcorelastiger, mehr Richtung US-Hardcore, hat weniger andere Einflüsse.
Das Ganze klingt fett, hat viel Groove, ist aber trotzdem nicht nur Krach. Massive Gitarrenriffs gibt es jede Menge und Maulheld Herr Wolf versteht es, das Maul wirklich aufzureißen. Die Stimme ist sicher Geschmackssache; wenn er richtig brüllt ist mir das lieber als wenn er Sprechgesang benutzt, so wie z.B. bei "Schdeffala". Um einiges besser gefallen mir das kulinarische "Roschdbrodha", das gesellschaftskritische "Seifers Fritz" und am meisten das apokalyptische "Roschdich".
Da die Songs in einem Zeitraum von sieben Jahren entstanden sind, spiegeln nicht alle die aktuelle Musik von Breschdleng wieder, sondern sind eher ein Rückblick und eine Visitenkarte für den Sprung aus der schwäbischen Region nach ganz Deutschland. Dies ist absolut gelungen und verheißt einiges für das volle Album, das für Ende 2009 geplant ist. Wenn jenes das Qualitätslevel des wahrscheinlich neuesten Songs "Roschdich" halten kann, dürfte einem breiteren Erfolg nichts im Wege stehen. Es wäre allerdings nicht verkehrt, dann eine Übersetzung der Texte beizulegen.
Bis dahin können sich geneigte Fans schon mal 23 Minuten am Backnang Hardcore der 'World Breschdleng Federation' erfreuen.
Überbrückt die Zeit einfach mit dem Essen von Erdbeeren, gegen die der Maulheld (interessante Umschreibung für Sänger), Herr Wolf, eine Abneigung hegt. Diese heißen auf Schwäbisch Breschdleng, das erfahren wir netterweise im Titellied. Oder wie es das Wörterbuch unter 'Dialektform von Erdbeere' erklärt:
»Schwäbisch: Bräschtling (auch: Bräschtleng, Bräschdling, o. Breschdleng)«
Line-up:
Maurers Max (Gitarre)
Zanakis (Schlagzeug)
Joe Flanner (Bass)
Herr Wolf (Maulheld [Vocalist])
Tracklist
01:Roschdich
02:Schdeffala
03:Bis Oins Heild
04:Breschdleng
05:Roschdbrodha
06:Seiferts Fritz
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