Wir würden alle gerne bei The Who spielen
The Brew
Innerhalb eines Jahres sind The Brew nun schon zum dritten Mal in der Hauptstadt, und das sollte Aufschluss über ihren Beliebtheitsgrad geben, zumal sie im August als Support-Band von
Lynyrd Skynyrd die Zitadelle in Spandau gerockt haben. Ihre aufsteigende Popularität gibt uns Anlass, die Band vor ihrem Gig im Postbahnhof für ein Interview aufzusuchen.



Interview vom 28.10.2012


Holger Ott
Rocktimes: Herzlich willkommen The Brew zum zweiten Mal innerhalb von zwei Monaten in Berlin
The Brew: Ja, wir freuen uns ebenfalls wieder hier zu sein.
The Brew Rocktimes: Ihr habt als Supporter von Lynyrd Skynyrd gespielt. Was ist es für euch für ein Gefühl gewesen mit einer solchen Traditionsband auf der Bühne zu stehen? Hattet ihr Zeit mit den Musikern in Kontakt zu kommen?
Jason Barwick: Es war für uns unbeschreiblich. Diese Emotionen kann man nur verstehen, wenn man selbst das erlebt hat. Es war für uns ein riesen Glück für diese Tour ausgewählt zu sein.
Kurtis Smith: Wir sind mit ihnen zusammen einen Trinken gegangen, und hatten dabei genug Gelegenheit über alles Mögliche zu reden. Wir hatten schon einige lustige Tage zusammen.
Rocktimes: Ihr spielt völlig verschiedenen Musikstile. Wie ist das bei Publikum angekommen? Hattet ihr vielleicht bedenken, dass es nicht funktionieren könnte?
Kurtis: Sicher waren wir sehr skeptisch, aber wie sich herausgestellt hat, war es völlig unbegründet. Das Publikum hat uns nicht abgelehnt, und wir hatten dadurch auch die Möglichkeit unsere Musik einem anderen Personenkreis vorzustellen. Anscheinend mögen sie uns, deshalb sind wir auch so schnell wieder zurück in Deutschland. Selbst die eingefleischten Skynyrd-Fans haben uns applaudiert. Ich denke, dass diese Symbiose aus traditioneller Musik und modernem Rock gut funktioniert hat. Vielleicht ergibt es sich ja wieder einmal mit einer großen Band auf Tour zu gehen.
Tim Smith: Mit den Spice Girls wäre ja nicht schlecht.
Rocktimes: Mit Sicherheit werden es wohl nicht die Spice Girls. Ich habe auf eurer Band-Webseite gesehen, dass ihr eine Veränderung in eurem Bandnamen habt. Der Zusatz UK steht seit einiger Zeit in eurem Namen. Wie ist es dazu gekommen?
Tim: Wir hatten immer Probleme mit unserer Webseite wegen des Namens. In den USA gibt es eine Band, die sich ebenso schreibt und dadurch sind die Fans im Internet immer durcheinander gekommen. Wir haben uns dann entschlossen den Zusatz anzufügen, um klar darzustellen, dass wir The Brew aus UK sind. Rechtliche Probleme, oder Streitigkeiten gab es deshalb nicht. Wir haben das ganz alleine von uns aus gemacht, um den Wiedererkennungswert zu erhöhen. Die Band in den USA spielt auch völlig andere Musik.
Rocktimes: Mit "Live In Europe" habt ihr eine neue CD auf dem Markt. Spielt ihr diese heute komplett durch?
Jason: Wir werden schon viel daraus spielen, bringen aber natürlich auch einige alte Songs. Wir versuchen immer einen guten Mittelwert zu finden, damit die Konzerte nicht langweilig werden, oder die Besucher das Gefühl bekommen, dass immer das Gleiche gespielt wird. Da wir keinen klassischen Hit haben, den die Fans jedes Mal erwarten, ist es noch einfach das Programm kurzfristig umzustellen und den Wünschen des Publikums anzupassen. Wir können ja auch nicht schon wieder die gleichen Songs spielen wir vor einem Jahr im Postbahnhof. Wir beobachten aber schon die Reaktionen der Leute und bauen dann die Songs wieder ein, die am besten angekommen sind.
The Brew Rocktimes: Jason, wie bist du eigentlich damals in die Band gekommen?
Jason: Oh, dass ist eine sehr lange Geschichte. Ich versuche mich mal kurz zu fassen. Mit den Formationen, in denen ich vorher gespielt habe, sind wir immer nur von Pub zu Pub getingelt und haben dort Blues und andere Sachen gespielt. Meistens für ein Taschengeld oder für Speisen und Getränke. Dann sind wir mal in die Kleinstadt gekommen, in der die Smith-Familie zu Hause ist. Sie haben dort in einem kleinen Laden Blues gespielt und ich fand es sehr gut. Dort waren Tim und seine Frau zufällig bei dem Gig von unserer Band und haben mich spielen sehen. Nach dem Konzert hat mich Tim angesprochen und mir gesagt, dass ich hervorragend mit seinem Sohn harmonieren würde. Damals hieß die Band noch Strange Brew. Das war der original Name. Sie waren bereits sehr beliebt, besonders wegen dem Drumsolo von Kurt. Der damalige Gitarrist Ricky hat dann die Band verlassen und ich hörte um drei Ecken davon. Wir haben anschließend versucht uns zu kontaktieren und dabei ist es auf beiden Seiten passiert, dass wir uns falsche Telefonnummern gegeben haben. So hat es erst einmal eine Weile gedauert, bis wir zueinandergefunden haben. Wir haben im Übungsraum ein paar Stücke zusammen gespielt, und Tim meinte dann plötzlich, dass ich in der Band sei.
Rocktimes: Wie harmoniert ihr bei dem großen Altersunterschied zusammen? Wer möchte denn schon gerne mit seinem Vater zusammenarbeiten oder musizieren. Ständig mit dem Gedanken im Hinterkopf bevormundet zu werden.
Tim: Als Jason kam, wollte Kurt gehen. Nein, das ist nur Spaß. Die beiden verstehen sich hervorragend. Ich halte mich meistens zurück und lass sie in Ruhe. Ich versuche nie die Vaterfigur heraushängen zu lassen. Im Gegenteil, ich versuche ein Kumpel für beide zu sein. Jason hat ja selber einen Vater. Er braucht mich also nicht. Seine Eltern sind froh, dass ich auf ihn aufpasse wenn wir auf Tour sind. Wenn die wüssten. (und lacht) Ich kümmere mich sowieso hauptsächlich um das Organisatorische. Dabei bin ich auch streng. Beim Spielen hat jeder genug Freiraum, um nicht das Gefühl zu haben, das ich mit erhobener Hand dahinter stehe. Wir wollen Spaß haben, und das ins Publikum transportieren.
The Brew Rocktimes: Kurt, war es schon immer dein Wunsch Drums zu spielen, oder wurde es dir von deinem Vater mehr oder weniger ans Herz gelegt?
Kurtis: Ganz zum Anfang habe ich Gitarre gespielt. Es hat mir ehrlich gesagt keine Freude bereitet. Als kleines Kind musste ich schon immer überall draufschlagen. Als ich festgestellt habe das Gitarre nicht meine Sache ist, probierte ich es mit einem kleinen Schlagzeug. Ich war endlich glücklich und werde auch immer dabei bleiben, und kein anderes Instrument mehr lernen.
Jason: Die beiden sind hinter mir wie ein gigantischer Wall Of Sound. Sie stärken mir beide den Rücken und verleiten mich dazu immer ausgefallenere Soli zu spielen. Mir macht der Altersunterschied auch am wenigsten aus. Ich sehe in Tim auch nicht den Vorgesetzten, der immer zu sagen hat, wo es lang geht. Ich freue mich, dass er so viel Erfahrung hat und diese in die Band einbringt. Für mich ist er ein toller Freund und guter Kumpel. Er ist witzig und macht uns Jungen immer noch was vor, besonders was die Kondition angeht.
Tim: Kein Wunder, ich gehe ja auch mehrmals in der Woche zum Sport, während ihr nur vor dem PC sitzt.
Rocktimes: Jason, wer hat dich zum Gitarre spielen inspiriert?
Jason: Natürlich die alten Meister wie Jimi Hendrix oder Jimmy Page. Es gibt da so viele, die ich mir regelmäßig auf DVD ansehe, um mir Griffe abzuschauen oder zu sehen, wie sie auf der Bühne rüberkommen. Seit meinem fünften Lebensjahr interessiere ich mich für Gitarren und wollte immer nur das Eine.
Rocktimes: Hast du eine Sammlung von Gitarren zu Hause? Welche davon ist dein Favorit?
Jason: Ich hatte mal angefangen zu sammeln, bin aber an zwei hängen geblieben. Meine Gibson Les Paul und meine Fender Stratocaster.
Rocktimes: Und du Kurt, hast du mehr als ein Drumset zu Hause?
Kurtis: Ich habe gerade ein Neues. Ein sehr Schönes von Pearl aus der Reverenz Serie, mit einem extrem dynamischen und druckvollen Klang. Zum Glück bin ich Endorser bei Pearl und habe dieses schöne Set zur Verfügung gestellt bekommen. Zu Hause habe ich noch ein altes Ludwig, dass genügt mir dann auch schon.
Rocktimes: Wie muss man sich das vorstellen wenn ihr einen Song komponiert? Wie lange braucht ihr durchschnittlich dafür?
Tim: Meistens brauchen wir nur ein Bier dafür. Jeder gibt einen Teil dazu bei. Wir gehen mit der Idee in den Übungsraum und feilen so lange daran herum, bis wir etwas Vernünftiges zustande gebracht haben.
The Brew Rocktimes: Wo hast du eigentlich überall gespielt, bevor dein Sohn alt genug war um mit ihm The Brew ins Leben zu rufen
Tim: Ich habe vorher bei Led Zeppelin gespielt. Nein, Spaß beiseite; ich habe früher in verschiedenen Schulbands gespielt. Auch dort schon immer am Bass. Danach habe ich eine Zeit lang in einer Firma gearbeitet. Das war für mich nach einigen Jahren so langweilig, dass ich von heute auf Morgen alles hingeworfen habe. Habe mir dann wieder meinen Bass geschnappt und bin mit unbedeutenden Bands durch die Gegend getingelt. Als Kurt alt genug war, und richtig an den Drums spielen konnte, ist dann daraus The Brew entstanden.
Rocktimes: Wenn jeder von euch plötzlich die Gelegenheit bekommen würde z. B. bei den
Rolling Stones oder bei Led Zeppelin oder bei AC/DC spielen zu können, würdet ihr diese Chance wahrnehmen oder lieber diesen Weg weiter gehen?
Kurtis: Die Gelegenheit in solch einer Band zu spielen würde wohl jeder Mensch auf der Welt ergreifen. Für eine Tour oder einen Gig auf jeden Fall. Für immer wahrscheinlich dann doch nicht.
Jason: Diese Bands haben uns alle inspiriert. Vielleicht würde ich es für eine Weile machen, aber so richtig darüber nachgedacht habe ich noch nie. Klar würde jeder Musiker es toll finden in einer Band zu spielen, zu der hunderttausend Menschen ins Stadion kommen. Aber tief in unseren Herzen würden wir alle nur bei The Who spielen wollen.
Rocktimes: Welche Musik hört ihr privat zu Hause, oder wenn ihr mit dem Auto unterwegs seit?
Jason: Eigentlich alles Mögliche. Ich höre sehr viel Underground von Bands, die niemand kennt. Oft auch Psychedelic Rock und im Auto auch das, was gerade im Radio läuft. Heute habe ich seit langem mal wieder "Who's Next" gehört. Gestern, an unserem freien Tag war ich in einem Club und habe dort mal wieder Dark Side Of The Moon von Pink Floyd gehört. Ich war auch ganz überrascht, dass die dort Wolfmother gespielt haben.
Kurtis: Als ich auf dem College war habe ich ausschließlich Led Zeppelin gehört. Ich wollte immer so spielen wie John Bonham. Jetzt bin ich aber offen für alles, höre dabei aber auch sehr viel Independent. Manchmal, wenn ich richtig abschalten will, dann höre ich Electronic.
Tim: Für mich gibt es eigentlich nur Pink Floyd oder The Who.
The Brew Rocktimes:Wenn ihr bei euren Konzerten das Publikum beobachtet, werden sicherlich von Land zu Land gravierende Unterschiede sein. Inwieweit reagiert das deutsche Publikum anders als z. B. das britische?
Jason: Das deutsche Publikum ist für gewöhnlich immer sehr ruhig. Wir versuchen mit unserer Show jede Menge Action auf der Bühne zu bringen, aber ich beobachte viele, auch in den ersten Reihen, die mit verschränkten Armen stehen und einfach nur schauen. Manchmal bekomme ich das Gefühl die Leute zu langweilen, und versuche dann noch mehr zu geben. In anderen Ländern, vorwiegend in den südlichen, tanzen die Leute zu den Songs und schwitzen meistens mehr als wir. Ja, es gibt schon sehr viele unterschiedliche Typen. Die Hauptsache ist aber, dass jeder auf seine Weise glücklich wird.
Tim: Die Leute in Spanien sind am Verrücktesten. Die versuchen immer genau so zu springen wie Jason.
Rocktimes: Könnt ihr euch daran erinnern, was für euch das beste Erlebnis war bzw. das Schlechteste?
Tim: Ich denke, für uns alle war es bisher das Größte im Rockpalast aufzutreten. Die Show wurde ja aufgezeichnet und im TV ausgestrahlt. Das ist für eine Band unserer Größenordnung schon der Ritterschlag.
Rocktimes: Was habt ihr für Wünsche für die Zukunft?
Kurtis: Eigentlich nur besser und größer zu werden, aber diese Wünsche hat wohl jeder Musiker. Wir wünschen uns, dass immer mehr Menschen unsere Musik hören und uns lieben. Wir spielen am liebsten live. Wir geben alles in unseren Shows und hoffen, dass die Menschen zu unseren Konzerten kommen, um gemeinsam mit uns einen schönen Abend erleben.
Tim: Ich möchte gerne im Lotto gewinnen, dann würde ich alle Tickets für unsere Shows selber kaufen und sie an die Leute verteilen. Oder noch besser, ich kaufe gleich das ganze Publikum.
Rocktimes: Ich möchte mich ganz herzlich für das Gespräch bedanken und wünsche euch für die Zukunft, und auch für heute Abend, alles Gute. Wir werden uns bestimmt bald wieder sehen.
Tim: Ebenfalls vielen Dank und Grüße von The Brew an die Leser von RockTimes.
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