Nach der obligatorischen Umbaupause legt dann das Britgebräu an der Nahtstelle von Tradition und Moderne mit Urgewalt los, nicht ohne den Verzicht auf eine wirkungsvolle Zeremonie aus dem Off. Das verfehlt nicht seine
Wirkung, und das Publikum ist von der ersten Sekunde an auf 180. Und das wiederum verfehlt seine Wirkung nicht bei
der Band. Wer britischen Humor liebt und herzhaften Rockklängen mit psychedelischer Bluesgrundierung nicht abgeneigt ist, liegt hier genau richtig.
Nachwuchsgitarrenheld
Jason Barwick flitzt über die Saiten, dass keine Fotokamera der Welt nachkommt, vom Gehör oder Luftgitarristen ganz zu schweigen. Schlagwerker
Kurtis Smith treibt mit der Athletik eines Spitzensportlers voran, aber statt Muskeln mit ganz viel Raffinesse, enthusiastischer Power und, da ist es wieder, Humor. Und Daddy
Tim Smith hält den Laden solide zusammen, nippt am Weizen und lässt den, Achtung, Humorbriten raushängen. Herrlich, selten so gelacht bei einem Konzert, dabei kann der Rezensent gar kein Englisch, die Schulzeit ist schließlich fast (!) so lange her wie die britische Beat- und Rockinvasion.
Es hämmern aber auch Bretzelriffs aus der PA, die sich mit Flitzefingerläufen und lustigen Verzerrungen derart die Bälle zuwerfen, dass selbst ein Hurricane-/Southsidepublikum Blut lecken sollte. Und als Sahneklecks obendrauf
erleben wir endlich den legitimen Nachfolger des unerreichten und einmaligen Könners und Spaßvogels
Keith Moon.
Normalerweise gibt es heutzutage keine Drumsolos mehr, und wenn, flüchten alle auf die Toilette, aber hier und heute ist das Drumsolo einsamer Höhepunkt der Show! Geschwindigkeit, Synchronität der Hände, Power, Rhythmuswechsel, Intensität, Raffinesse, Punktgenauigkeit, der Rezensent hat keine Ahnung, da er niemals selber Schlagzeug gespielt hat, aber dieser junge Spaßvogel mit den wirbelnden Händen ist der eigentliche, vielleicht heimliche Star der Truppe, da sitzt jede Geste, da spielt die Mimik, da wird der ganze Körper eingesetzt und getrommelt wird quasi nebenbei, aber auf gefühltem Weltklasseniveau. Halt wie beim seligen
Keith Moon.
Und wenn mal der Einsatz zum nächsten Song hakt, dann kommt auf stichelnde Bemerkungen seiner Bandkollegen eine knochentrockene Replik:
»Ready is my middle name! «
Mein Dank gilt der Music Hall Worpswede e.V. für die reibungslose Akkreditierung.