The British Blues Quintet / Live 2007,
22.09.2007 Bluesgarage, Isernhagen
Bluesgarage
The British Blues Quintet / Live 2007,
Bluesgarage, Isernhagen
22. September 2007
Stil: Blues, Blues Rock


Artikel vom 26.09.2007


Jürgen Bauerochse
British Blues QuintetDieses Konzert machte eine kurzfristige Änderung im Terminkalender der Rocktimes-Crew, Abteilung Südniedersachsen notwendig. Normalerweise sind die anstehenden Gigs sorgfältig vorgeplant und aufeinander abgestimmt, um einen geregelten und stressfreien Ablauf zu garantieren, doch bei dieser Ansammlung von geballter britischer Bluespower gab es nichts anderes als eine spontane Korrektur. Dran glauben musste diesmal schweren Herzens der Gig von Vdelli, der am Tag zuvor in der Bluesgarage auftrat. Aber die Chance, ihn im nächsten Jahr live zu erleben war und ist wahrscheinlicher, denn niemand weiß, ob und wie lange das British Blues Quintet in dieser Besetzung unterwegs ist.
British Blues QuintetDieses Band Line-up war aber auch eine Vereinigung von Musikgrößen aus vergangenen Tagen, und das ohne jede Ausnahme! An der Gitarre stand kein Geringerer als Miller Anderson, seines Zeichens Teilnehmer am legendären Woodstock Festival 1969 mit der Keef Hartley Band, später bei Savoy Brown und Mountain aktiv und inzwischen Member der Spencer Davis Group. Hier spielt er zusammen mit Colin Hodgkinson, der ebenfalls beim British Blues Quintet dabei ist. Colin war jahrelang ein besonderer Spezi von Alexis Korner und stand Anfang der Achtziger Jahre auch mit Whitesnake auf der Bühne
British Blues QuintetAn der Schießbude betätigte sich Colin Allen, der schon in der schottischen Bluesrock-Band Stone The Crows die Sticks schwang und außerdem bei John Mayall's Bluesbreakers getrommelt hat, mit denen er das "Reunion"-Album von 1982 einspielte.
Vierter Mann auf der Bühne war Keyboarder Zoot Money. Auch er könnte sicherlich ein ganzes Buch über seine musikalische Karriere schreiben, denn neben seiner eigenen Big Roll Band war er Mitglied von Alexis Korner's Blues Incorporated sowie den Animals. Außerdem wirkte er auf unzähligen Alben anderer Musiker mit, genießt einen grandiosen Ruf als Studio-Musiker und gilt als sehr erfolgreicher Talent-Scout in Sachen Musik, ähnlich erfolgreich wie Korner und Mayall. Auch er also ein absolutes 'Schwergewicht' in der britischen Blues-Szene.
British Blues QuintetAllein diese Leute garantierten quasi schon eine hohe Qualität in musikalischer Hinsicht. Doch den Hauptausschlag für diesen Konzertbesuch gab zweifellos Maggie Bell, die vor über dreißig Jahren als Frontfrau von Stone The Crows für Furore sorgte und schnell als die 'schottische Janis Joplin' bezeichnet wurde. Nach deren Auflösung machte sie solo weiter und wurde mehrere Jahre hintereinander zur »besten britischen Sängerin« (Melody Maker) gewählt. Anfang der Achtziger formierte sie die Band Midnight Flyer, mit denen sie eine LP aufnahm und im Vorprogramm von AC/DC und Bad Company durch die USA tourte. Danach verschwand sie so ziemlich von der Bildfläche, zog sich ins Privatleben zurück und lebte jahrelang in den Niederlanden.
British Blues QuintetJetzt ist die inzwischen 62-jährige Sängerin wieder da und bringt sich bei ihren Fans wieder in Erinnerung. Keine Frage, dass Rocktimes dabei sein musste, denn wenn wir Janis definitiv nicht mehr auf der Bühne sehen werden, dann doch wenigstens die zweitbeste weiße Bluessängerin der Welt. Dieser Meinung waren offensichtlich auch die Leute rund um Hannover, denn die Bluesgarage war bei Konzertbeginn doch sehr gut gefüllt.
British Blues QuintetUnd damit sind wir auch gleich bei dem einzigen negativen Aspekt dieses Auftrittes. Und das lag weiß Gott nicht an den gesanglichen Fähigkeiten der schottischen Sängerin. Die war durchaus okay. Nein, lediglich die Tatsache, dass sie nicht bei allen Songs dabei war, frustrierte mich persönlich etwas, denn ich hatte natürlich damit gerechnet, die Frontfrau über die volle Distanz genießen zu dürfen. Aber gut, man kann nicht alles haben. Ein Trost für mich war jedoch die Tatsache, dass Maggie Bell nach wie vor hervorragend in Form ist. Sie fauchte, schrie und stöhnte was das Zeug hielt und bewegte sich perfekt zum Takt über die Bühne. Diese herrlich intensive Stimme trieb uns einen Schauer nach dem anderen über den Rücken, und ihre gekonnte Bühnenshow inkl. einer recht wilden Mimik taten ein Übriges dazu. Diese Frau ist immer noch ein Vulkan!
British Blues QuintetBei den restlichen Stücken des Konzertes, bekam, bis auf Colin Allen, der sich auf die reine Begleitung der Band beschränkte, jeder Musiker die Gelegenheit, den Führungspart zu übernehmen. Dabei erledigte Zoot Money so etwas wie die Moderation und gab einige Erklärungen zu den Songs ab. Das Programm war sehr sorgfältig ausgewählt und zeigte die wahren Stärken perfekt auf. Alle drei Protagonisten verfügen ja bekanntlich über ausgezeichnete Stimmen, und über ihre musikalische Potenz brauche ich gar nicht erst zu sprechen.
British Blues QuintetSo gab Colin Hodgekinson seine Visitenkarte mit den Glanznummern "San Francisco Bay Blues" und "Walking Blues" ab, die schon seit Jahren zum Feinsten gehören, was ein Weltklasse-Bassmann anzubieten hat. In seiner typisch leicht nach vorn gebeugten Haltung zelebriert er förmlich die vertracktesten Läufe auf seinem Instrument. Dabei wirkt das Alles ungemein leicht und einfach. Der Mann ist wirklich allererste Sahne am Tieftöner. Einziger Nachteil; diese Soloeinlagen bringt er auch bei Auftritten der Spencer Davis Group, sodass sie für einen eingefleischten Fan nichts wirklich Neues sind.
British Blues QuintetMiller Anderson zeigte sich bei diesem Set unglaublich vielseitig. Mal malträtierte er mit voller Power das Wah Wah-Pedal, dann griff er zum Bottleneck und ließ fließende und wimmernde Töne vom Stapel. Zusätzlich bediente er auch ein paar Mal die Harmonika und stimmte einige alte Bluesklassiker an, die er auch gesanglich hervorragend gestaltete. Miller Anderson ist wirklich in vielen Bereichen der Musik zu Hause. Dabei kam für mich der "Midnight Rider", bekannt geworden durch die Version der
Allman Brother's Band, am Besten rüber.
British Blues QuintetLast but not least konnte sich auch Zoot Money noch so richtig austoben. Dabei gelang ihm sowohl in der Piano-Begleitung, als auch bei den härteren Orgeleinsätzen ein gutes Set. Beeindruckend sein Zwiegespräch zwischen Tasten und Stimmbändern, von ihm perfekt getimt und mit viel Zwischenapplaus bedacht. Außerdem übernahm er auch den Wechselgesang mit Maggie Bell. Dabei gingen Beide sehr gefühlvoll zur Sache und erzielten so genau den Effekt, der schon Stone The Crows vor dreißig Jahren gelang.
British Blues QuintetDieses Konzert der 'Spaßkombo' The British Blues Quintet war wirklich eine schöne Veranstaltung. Zu erleben gab es qualitativ hochwertigen Blues und Bluesrock von fünf erstklassigen Musikern, von denen für mich Maggie Bell der absolute Bringer war. Schön, dass die Band vom Publikum fantastisch empfangen und unterstützt wurde. Das haben sie sich redlich verdient. Jetzt bleibt es abzuwarten, ob das British Blues Quintet über längere Zeit zusammen arbeitet und tourt. Ich würde es mir wünschen, denn auch mir hat dieser Gig viel Spaß gemacht!
Line-up:
Maggie Bell (vocals)
Miller Anderson (guitar, harp, vocals)
Colin Hodgekinson (bass, vocals)
Zoot Money (keyboards, vocals)
Colin Allen (drums)
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