Mit "Stabbing My Heart" hat uns die deutsche Truppe Broken Marble ihr Album Nummer drei zukommen lassen. Und auf den 16 Tracks (inklusive Pro- und Epilog) befindet sich der Vierer... ja, in welchem musikalischen Bereich eigentlich? Irgendwie scheint diese Musik in keine Schublade zu passen, da ein bisschen von vielen verschiedenen Stilen vorzufinden ist.
Da sind zum Beispiel Heavy-Gitarren vorhanden, eine Sängerin, die direkt aus der Soul-Szene gekidnappt und dann ins Studio verfrachtet worden zu sein scheint und zur Krönung wurde den Songs noch eine nicht unerhebliche Portion an Electro- und HipHop-Elementen hinzugefügt. Puuh, da muss sich das (bzw. mein) Ohr erstmal dran gewöhnen, denn locker-leicht geht mir das nicht rein. Lässt man sich auf die Musik ein, kann man allerdings viele interessante Dinge entdecken.
Klar im Vordergrund steht die Frontfrau Ina Zeplin, auf die die einzelnen Stücke mehr oder weniger zugeschnitten zu sein scheinen. Und die lässt sich dann auch ganz entspannt aus, singt, schimpft, stöhnt, flucht, ist aggressiv und auch mal ganz sanft unterwegs. Je nach Stimmungslage des jeweiligen Songs eben und wie auf einem Feldzug getreu den Worten, die uns im "Prologue" angedroht werden: »There was a time we were so shattered. But now it's time revenge stabbing my heart«.
Mit dem Gitarrensound habe ich so meine Probleme, da er meines Empfindens nach oft zu weit im Hintergrund ist, bzw. auch mal so klingt, wie durch einen Filter gepresst. "B.B.T. (Broken Beat Theory)" hält sich dann komplett in HipHop-Gefilden auf während uns Ina im Text fragt »Wer will denn schon zu Rockmusik tanzen?« Im direkten Anschluss ("Symphony Of A Broken Legend") ist die Heavy-Gitarre dann aber wieder am Start und schreddert, lickt und soliert schön nach vorne, während Zeplin ihren Sangeskünsten mit lang gezogenen Melodiebögen Ausdruck verleiht.
Es passiert ziemlich viel auf dieser Platte, ständig werden Stile gewechselt, neu aufgebaut, wieder über den Haufen geworfen oder auch kunterbunt vermischt. Konstant sind im Prinzip lediglich Ina Zeplins Gesang, die Garantie, dass es hier keine Garantien gibt und die durchaus gute technische Qualität der Musiker. Schon ein kleiner Trip sozusagen, bei dem es sich definitiv empfiehlt, ihn nicht eben so 'im Vorbeigehen' zu konsumieren, da man ansonsten Gefahr läuft, dass die Scheibe an einem vorbeigeht.
Richtig schön schnörkellos geradeaus geht es bei "Adrenaline", wahrend bei "Something From The Inside" wieder massenhaft Samples und 'Schlagzeug aus der Dose' am Start sind. Eine relativ kurze Instrumental-Nummer, die von den fetten Gitarrenriffs der Nummer "L.O.S.T. (Love Syndrome Tragedy)" abgelöst wird.
Metal, Rock, Soul, HipHop... Es ist nicht so, dass sich Broken Marble nicht entscheiden könnten, wo sie denn jetzt eigentlich hin wollen. Vielmehr macht es der Band einen Höllenspaß, sich zwischen allen Stühlen zu tummeln und schlicht und ergreifend genau das zu tun, was ihr gerade in den Sinn kommt. Wie gemacht also für den experimentierfreudigen Zuhörer, der sich hier (passiv) reichlich um musikalische Ecken und Windungen schlängeln kann, bis der "Epilogue" dem Abenteuer nach über 65 Minuten Spielzeit schließlich ein Ende bereitet.
"Stabbing My Heart" ist sicherlich nicht jedermanns/-fraus Sache, aber interessant ist es allemal. Wer also auch nur im Ansatz ein gewisses Faible für Crossover hat, bzw. im Allgemeinen sehr offen für Sounds aller Art ist, der sollte Broken Marble auf jeden Fall mal anchecken.
Line-up
Ina Zeplin (vocals)
Alexander Gromeier (guitars, background vocals)
Philipp Gromeier (bass, background vocals)
David Paetzmann (drums)
Tracklist |
01:Prologue
02:Bodycheck
03:Family Process
04:Bittersweet Perplexity
05:Animosity
06:Planet Paradise?
07:Be Somebody
08:B.B.T. (Break Beat Theory)
09:Symphony Of A Broken Legend
10:Autumn Leaf
11:Adrenaline
12:Stabbing My Heart
13:Something From The Inside
14:L.O.S.T. (Love Syndrome Tragedy)
15:Falling Star
16:Epilogue
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