Buffalo Springfield / Buffalo Springfield Again
Buffalo Springfield Again Spielzeit: 34:36
Medium: CD
Label: Eastwest Records, 1967
Stil: Psychedelic Rock


Review vom 04.12.2009


Markus Kerren
Buffalo Springfield! Mann, was steckte da Potenzial in dieser Truppe. Mit Neil Young,
Stephen Stills und Richie Furay waren gleich drei hochkarätige Sänger, Songwriter und Gitarristen am Start! Dazu kamen die grundsoliden wie kreativen Teamplayer Bruce Palmer (Bass) und Dewey Martin am Schlagzeug, die die Songs der drei Komponisten optimal ergänzten.
Nachdem sich die Band im März 1966 gegründet hatte, kamen schließlich im Januar 1967 das erste (gleichnamige) Album sowie die Top-Ten Single "For What It's Worth" auf den Markt. Leider war die Stimmung innerhalb der Band ein Jahr nach ihrer Gründung eher schlecht als recht. Und Neil Young stieg zu dieser Zeit sogar aus, nur um kurz danach wieder zurück zu kommen. Die Voraussetzungen zum Gelingen des Zweitwerks waren also nicht unbedingt positiv, mögen aber andererseits auch wieder dazu beigetragen haben, dass "Buffalo Springfield Again" ein Klassiker wurde.
Young's "Mr. Soul" und Furay's "A Child's Claim To Fame" sind Westcoast-Perlen, die man eigentlich aufgrund ihres Bekanntheitsgrades nicht mehr vorzustellen braucht. Alle drei Sänger unterstützen sich mit den Harmony Vocals gegenseitig, während der jeweilige Komponist auch die Lead Vocals zu seinem Song übernahm. Es folgt die erste, bereits mit Spannung erwartete Stills-Nummer, "Everydays". Und die enttäuscht erstmal gewaltig. Definitiv der schwächste Stills-Track auf diesem Album, kann er gegen die beiden vorangegangenen Songs nichts ausrichten. Vielleicht aber auch ein cleverer Schachzug, durch den Steve mit seinen weiteren Kompositionen dann ohne direkte 'Klassiker-'Konkurrenz ganz fett punkten konnte.
"Everydays" an sich ist allerdings, wenn zunächst auch unscheinbar, eine ganz feine, jazzbeeinflusste und introvertierte Nummer mit einem dominierenden Piano zu Stills leisem, fast schüchternen Gesang. Gefolgt von Neil Youngs Klassiker "Expecting To Fly". Die Streicher zu Beginn des Tracks setzen den Ton für diese hochmelancholische und tieftraurige Ballade. So intensiv wie wunderschön!
Direkt gefolgt von Stills großartigem "Bluebird", das ebenfalls bereits Musik-Geschichte geschrieben hat. Gerade zwei Jahre später wurde dieser Song bereits, ebenfalls in einer hochgradig geilen, wenn auch anderen Version von Joe Walshs The James Gang aufgenommen. In der originalen Buffalo-Version bestimmen die Akustische und schneidende Licks der Elektrischen das Geschehen. Sie verfügt über eine einprägende Gesangs-Melodie, einen jammenden Mittelteil, der, nachdem er ausgeklungen ist, wieder von einem Banjo und der letzten Strophe abgelöst wird.
Stephen schiebt mit "Hung Upside Down" direkt noch einen seiner Tracks hinterher. Und selbst wenn dieser Song heute nicht als Klassiker angesehen wird, so ist er doch mein Geheim-Favorit dieser Scheibe. Eröffnet von einem fetten wie einfachen Gitarren-Lick und dem einfühlsamen Gesang, bevor in einen kräftigen Refrain mit klasse platzierten Background Vocals eingebogen wird. Und immer wieder die Rückkehr zu diesem Lick! Jedes Mal, wenn ich diese Scheibe höre, geht mir dieser Song tagelang nicht mehr aus dem Kopf.
Es folgt ein Doppelpack an Richie Furay-Songs. "Sad Memory" kommt, der Titel lässt es bereits erahnen, sehr schwermütig rüber. Eine einsame akustische Gitarre und verhaltene Streicher, weit im Hintergrund, tun ihr Übriges, um die vom Protagonisten gewünschte Atmosphäre zu kreieren. Sehr großzügig hatte Furay die Lead Vocals des folgenden Tracks dann Drummer Dewey Martin überlassen. Ein cooler, 'good time'-Rock'n'Roll Song mit Bläsern und jeder Menge Groove versehen sowie eine tolle Ergänzung des Albums, wenn auch nicht unbedingt dessen stärkster Track.
Stills "Rock'n'Roll Woman" nimmt dann schon einiges vorweg, bzw. deutet auf so einiges hin, was uns später durch die tollen Vokal-Harmonien von Crosby, Stills & Nash bzw.
Crosby, Stills, Nash & Young abfahren ließ. Den bereits letzten Song stellt Neil Youngs "Broken Arrow" dar, erneut deutlich melancholisch ausgerichtet und dennoch so einprägend aufgrund seiner Melodien.
Wie schon anfangs erwähnt, war die Stimmung im Bandlager vor den Aufnahmen alles andere als rosig. Dazu kam, dass Bassist Bruce Palmer wegen Drogen-Besitzes und (als Kanadier) seiner Aufenthaltsgenehmigung jede Menge Probleme mit dem Gesetz hatte. Somit war er nicht mal mehr für die Hälfte der hier vorhandenen zehn Tracks für den Bass verantwortlich. Jeder der drei Songwriter nahm seine Songs alleine mit der Rhythmus-Abteilung im Studio auf, Harmony Vocals der jeweils anderen beiden Sänger erfolgten dann nachträglich.
Buffalo Springfield blieben noch ein weiteres knappes Jahr zusammen (währenddessen Young ein zweites und letztes Mal ausstieg), bevor Stills dann seinen großen Wurf mit Crosby, Stills & Nash startete, Richie Furay die Band Poco gründete (und viel Staub aufwirbelte) und Neil Young seine Solo-Karriere startete, um bekanntlich dann bis zum heutigen Tag immer wieder sporadische gemeinsame Phasen mit Crosby, Stills & Nash zu verbringen.
"Buffalo Springfield Again" war das beste Album (von insgesamt nur drei) einer Band, die zweifellos über viel zu viele Häuptlinge und viel zu wenige Indianer verfügte. Eine Konstellation, die, so hat uns die Rock-Historie schon lange gelehrt, grundsätzlich eher früher als später zum Scheitern verurteilt ist. Wie dem auch sei, im Fall von Buffalo Springfield hat sie uns mit diesem Album und mindestens sechs der zehn enthaltenen Tracks, zeitlose Klassiker beschert, die 42 Jahre nach ihrem Erscheinen immer noch so populär und bekannt sind, wie sie es auch damals schon waren.
Und alleine diese Tatsache an sich ist bereits eine Leistung, die nur den allerwenigsten Musikern/Bands bis heute geglückt ist, was das Album für die Kategorie 'Klassiker' qualifiziert.
Line-up:
Stephen Stills (vocals, guitars)
Neil Young (vocals, guitars)
Richie Furay (vocals, guitars)
Bruce Palmer (bass)
Dewey Martin (drums)
Tracklist
01:Mr. Soul
02:A Child's Claim To Fame
03:Everydays
04:Expecting To Fly
05:Bluebird
06:Hung Upside Down
07:Sad Memory
08:Good Time Boy
09:Rock'n'Roll Woman
10:Broken Arrow
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