»Galaxy, the BulletBoys!« Durch diese Ansage wird das raue Live-Dokument "Behind The Orange Curtain" eröffnet. Damit bekommt man als Fan dann im ersten Moment auch gleich die Basisdaten präsentiert, die für diese Scheibe wichtig sind: Aufgenommen im Galaxy Theatre in Santa Ana, Kalifornien, hat man es also mit dem Mitschnitt eines BulletBoys-Konzertes aus dem Jahr 2007 zu tun. "Behind The Orange Curtain" ist dabei das erste Live-Album der 1988 in Los Angeles gegründeten Band.
Der Hörer bekommt hier eine Art Greatest Hits-Programm geboten. Zwölf Songs lang rocken sich die Mannen durch ihren fünf Studioalben starken Backkatalog und kommen dabei auf eine Spielzeit von 55 Minuten. Dabei stammt die Hälfte des Materials vom gleichnamigen Debütalbum (1988), je zwei Songs sind von "Freakshow" (1991) bzw. "Sophie" (2003) und je ein Track kommt von den Alben "Za-Za" (1993) und "Acid Monkey" (1995). Damit ist die Gewichtung also ganz klar auf das Debüt gelegt, was aber niemanden verwundern sollte, weil dieses Album das mit Abstand beste und von Fans am meisten geschätzte Werk der BulletBoys ist. Kracher wie "Hard As A Rock", "Hell On My Heels", "Shoot The Preacher Down" oder "Smooth Up In Ya" sprechen eine deutliche Sprache und atmen zu 100 Prozent den Geist des schmierigen, bluesdurchzogenen 1980er Rock'n'Rolls.
Die BulletBoys legen wirklich gut vor: Betrachtet man die Trackliste, fällt auf, dass allein die ersten vier Songs allesamt vom Debüt stammen! Hardrock-Breitseite pur, würde ich sagen. Danach folgen "Hang On St. Christopher" und "The Groove", die beide auf "Freakshow" enthalten sind. Die zweite Hälfte von "Behind The Orange Curtain" wird dann mit Material der 1990er-Jahre-Alben sowie der Comeback-Scheibe "Sophie" bestritten, aufgelockert von "F#9" und "Smooth Up In Ya", die beide vom großartigen Erstlingswerk stammen.
Und da liegt der Hase im Grunde genommen auch schon im Pfeffer. "Behind The Orange Curtain" nimmt qualitativ gesehen in der zweiten Hälfte etwas ab. Neuere Stücke wie die sinnlose Alternative Metal-Anbiederung "Walls" (hier hat man offenbar erfolglos versucht, Rage Against The Machine nachzueifern) können den ersten sechs Rockern zu keiner Sekunde das Wasser reichen. Da hilft es auch nicht, dass der Hit "Smooth Up In Ya" noch als Zugabe aufgefahren wird. Ohne dieses Stück können die BulletBoys sowieso kein Konzert beenden, behaupte ich mal.
Die zweite Hälfte von "Behind The Orange Curtain" zeigt übrigens sehr deutlich die Probleme, mit denen viele alteingesessene Rock- und Metal-Bands in den 1990er Jahren nach der Grunge-Explosion zu kämpfen hatten: Die halbgare Anpassung an die damals neuen Klänge geht nach hinten los, wirkt aufgesetzt und gekünstelt. Songs wie das bereits erwähnte "Walls", aber auch "Toy" müssen hier als schlechte Beispiele herhalten. Dagegen ist das zweite enthaltene "Sophie"-Stück "Shake Me Awake" glücklicherweise eine willkommene Rückbesinnung auf alte Glanztaten.
Was bleibt also unterm Strich hängen? "Behind The Orange Curtain" ist eine nicht ganz runde Sache, macht aber doch - von den erwähnten Fehltritten mal abgesehen - größtenteils Spaß. Die Live-Atmosphäre gibt das Album ziemlich gut wieder: Das Publikum ist zu vernehmen, die Ansagen von Sänger Marq Torien hat man nicht herausgeschnitten und der Sound klingt wunderbar unbegradigt.
Übrigens kommt "Behind The Orange Curtain" als streng auf 2000 Stück limitierter und remasterter Re-Release in einer Digipack-Edition neu heraus (mein Exemplar trägt die Nummer 337). Verantwortlich dafür ist das polnische Label Metal Mind Productions, die Wiederveröffentlichung ist auf Europa beschränkt. Leider sind dem Label bei der Neuauflage einige unverzeihliche Fehler unterlaufen, was die Trackliste angeht. Ganze vier Songtitel wurden falsch bzw. unvollständig abgedruckt, was ich sehr schade finde. Das betrifft die Stücke "Shoot The Preacher Down", "The Groove", "F#9" und "Smooth Up In Ya". Ich habe nachstehend daher die richtigen bzw. vollständigen Songnamen aufgeführt.
Ansonsten ist das Booklet aber recht informativ gestaltet. Es finden sich eine Bandhistory, Informationen zum Album sowie Songtexte darin (mit Ausnahme von "Hell On My Heels", "The Groove", "Walls", "Toy" und "Shake Me Awake").
Line-up:
Marq Torien (vocals)
Tommy Pittman (lead guitar, vocals)
Pete Newman (drums)
Jimmy Nelson (bass)
Tracklist |
01:Hard As A Rock (3:23)
02:Hell On My Heels (4:00)
03:Shoot The Preacher Down (4:41)
04:For The Love Of Money (5:48)
05:Hang On St. Christopher (5:12)
06:The Groove (4:10)
07:When Pigs Fly (5:08)
08:Walls (3:08)
09:F#9 (4:08)
10:Toy (3:39)
11:Shake Me Awake (5:48)
12:Smooth Up In Ya (5:43)
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