Bumblefoot / Abnormal
Abnormal Spielzeit: 52:15
Medium: CD
Label: Bald Freak, 2008
Stil: Rock, Punk, Experimental


Review vom 11.08.2008


Moritz Alves
Viele dürften auf den Gitarristen mit dem seltsamen Namen Bumblefoot erst durch seinen Einstieg bei Guns N' Roses aufmerksam geworden sein. Dort wurde er im Jahr 2006 als dritter Gitarrist eingestellt und ersetzt fortan den robotischen Saitenhexer Buckethead. Ron Thal, so Bumblefoot mit bürgerlichem Namen, kann daher als Beweis angesehen werden, das W. Axl Rose mittlerweile wohl eine Vorliebe für extravagante Axtschwinger zu haben scheint.
Das mir nun vorliegende Album "Abnormal" ist bereits die achte Veröffentlichung des Amerikaners unter eigenem Namen, war er doch schon weit vor seinem Einstieg bei Guns N' Roses ein unabhängiger Rock-Gitarrist, Komponist und Produzent. Und da wir ja nun immer noch nicht wissen, wann bzw. ob "Chinese Democracy" überhaupt erscheint, ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass Bumblefoot lieber wieder Hand an sein eigenes Material gelegt hat, als untätig zu bleiben und Däumchen zu drehen.
Aber wie klingt "Abnormal" denn nun eigentlich? Vorweg kann ich allen Hassern von Gitarristen-Alben Entwarnung geben, da hier echte Songs vertreten sind, kein pausenloses High-Tech-Gegniedel. Das taucht zwar ab und an während der Gitarrensoli auf, damit hat es sich aber im Großen und Ganzen auch schon. Am allerwichtigsten ist jedoch anzumerken, dass Bumblefoot auch für den Gesang verantwortlich zeichnet, und mit seiner leicht punkigen Stimme, die sogar manchmal an den großartigen Mike Patton erinnert, auf ganzer Linie punkten kann. Dadurch verleiht er den ohnehin recht kantigen Songs sehr viel Ausdrucksstärke. Darüber hinaus haben es mit "Guitars Still Suck", "Spaghetti" und "The Day After" aber auch drei Instrumentalstücke auf die Scheibe geschafft.
Blickt man auf die Trackliste, sticht jenes "Guitars Still Suck" natürlich sofort ins Auge. Wie bitte?! Wie kann ein Gitarrist wie Ron Thal denn so was behaupten, ja, sogar einen ganzen Song mit diesem Statement überschreiben? Damit jedoch nicht genug, denn dieser Mann scheint seine Alben ohnehin mit einem Augenzwinkern zu betrachten, oder wie ist sonst folgende Bemerkung aus dem Booklet zu verstehen: »Thanks to all of you who've been there, and continue to be there, no matter how much my albums suck.« Das nenn ich mal eine ausgefallene Danksagung! Dieser Humor gefällt mir!
Aber auch "Abnormal" an sich gefällt mir, denn obwohl es häufig doch recht punkig und verquer rockend ausfällt, ist ordentlich Abwechslung gegeben. Diese Scheibe ist schlicht und einfach interessant, weshalb sie so schnell natürlich nicht langweilig wird. So gibt es wie gesagt rotzig Rockendes zu hören ("Objectify", "Last Time", "Redeye" oder der Titeltrack), dann werden von Rage Against The Machine-beeinflusste Grooves ausgepackt ("Piranha"), bittersüße, schräge Liebesgeschichten musikalisch entsprechend untermalt ("Green", "Misery") oder auch mal ein wenig ins Dramatisch-Epische abgedriftet ("Dash"). Dass es der Mann aber auch so richtig gefühlvoll kann, beweist er auf dem letzten Instrumentalstück "The Day After". Der Großteil der Songs wird durch Bumblefoots verdrehte, durchgeknallte Gitarren-Leads, aber auch durch massenweise interessante Zwischenparts zu etwas Unverwechselbarem gemacht und verliert somit nie an Attraktivität.
Von der kleinen, das wunderbar schlichte Coverartwork zierenden Bombe sollte sich also niemand beirren lassen: Weder droht einem nach dem Hören von "Abnormal" der Kopf zu explodieren, noch muss man sich die Finger in die Ohren stecken, weil man die Musik anders vielleicht nicht mehr ertragen würde. Denn dieses Album macht ungeheuer viel Spaß, auch wenn das nervige Gedudel an manchen Stellen doch etwas penetrant wirkt. Teilweise hätte sich Bumblefoot also auch gut etwas kürzer fassen können. Aber wahrscheinlich ist genau das die Intention hinter einem Songtitel wie dem bereits erwähnten "Guitars Still Suck": Dort will Ron Thal einem offenbar einfach auf die Nerven gehen, was er auch im wahrsten Sinne des Wortes spielend schafft, obwohl das Stück eigentlich recht harmlos beginnt.
Unterm Strich ist dem sympathischen Gitarristen ein also äußerst spannendes Album gelungen, das den Hörer mühelos mitnimmt auf eine ungemein abwechslungsreiche Reise durch Bumblefoots Ideenwelt. Die klaren Songstrukturen und die leicht unkonventionellen, aber nicht minder packenden Melodiebögen halten einen bei der Stange, und stellen Ron Thals Fähigkeiten an der Sechssaitigen nicht permanent dar, was "Abnormal" unbedingt zugute kommt. Jeder, der ein paar abstruse Gedanken vertragen kann, die allerdings immer noch konventionell genug sind, um einen bei den Eiern zu packen, ist hiermit somit bestens bedient. Hier wird Punk-Attitüde mit abstrakter Intellektualität gemixt, dass es eine wahre Freude ist! So was spannendes hat man seit Faith No More, deren Einfluss hier übrigens des Öfteren auszumachen ist, nur selten gehört!
Line-up:
Dennis Leeflang (drums, backing vocals)
Swashbuckle (backing vocals)
Brian Larkin (backing vocals)
Natalie Kikkenborg (backing vocals)
Erin Bailey (backing vocals)
Mike McVicker (tuba)
Ron Thal (other stuff)
Tracklist
01:Abnormal (2:49)
02:Glad To Be Here (3:23)
03:Objectify (3:48)
04:Some Other Guy (2:54)
05:Jenny B (2:01)
06:Last Time (3:42)
07:Simple Days (4:12)
08:Conspiracy (1:20)
09:Piranha (3:21)
10:Guitars Still Suck (2:59)
11:Green (4:07)
12:Spaghetti (2:56)
13:Misery (2:30)
14:Redeye (3:36)
15:The Day After (3:13)
16:Dash (5:24)
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