Butsch / Hauptstadtlaerm
Hauptstadtlaerm Spielzeit: 18:50
Medium: EP
Label: Eigenproduktion, 2010
Stil: Punk Rock

Review vom 13.08.2010


Moritz Alves
Butsch aus Berlin spielen erdigen Punk Rock von der Straße, den sie mit dem schönen Wörtchen "Hauptstadtlaerm" umschreiben. Ihre erste, komplett im Punk-gerechten 'Do It Yourself'-Verfahren (DIY) realisierte EP trägt denn auch genau diesen Titel und gibt als erste Visitenkarte einen guten Überblick über den musikalischen Horizont des Fünfers.
Dieser reicht vom harten, aber herzlichen Deutschpunk bis zur dezenten Metal-Schlagseite, die sich sowohl in den Rhythmen als auch den Leadgitarren-Figuren zeigt. Die fünf Songs, die dem geneigten Hörer hier um die Ohren gehauen werden, zeugen von songschreiberischer Finesse und angemessener, schön kantiger Produktion. Das Ganze kommt in einer dem DIY-Spirit sehr gerecht werdenden Papier-Falthülle, die alle wichtigen Infos rund um das Silberscheibchen bereithält.
Die sehr coole Aufmachung des "Hauptstadtlaerms" ist jedoch nur eine Facette des Butsch-Pakets und lässt das Auge schön mitessen. Der musikalische Inhalt der EP, der von den Jungs mit viel Herzblut und Energie gespielte Deutschpunk, ist geschmacklich ebenfalls nicht von schlechten Eltern. Und auch wenn der Titel der EP vielleicht Anderes vermuten lässt, sollte man Butsch nicht einfach in der Polit-Punk-Ecke ansiedeln, da die lyrischen Themen eher eine Sichtweise auf Persönliches und Zwischenmenschliches offenbaren denn auf linkspolitisches Gedankengut.
Sänger Kai P. röhrt laut, ungeschönt und kraftvoll ins Mikro, die Rhythmussektion Alex und ToM liefert einen solide groovenden Beat zwischen Hau-Ruck-Punk und simplem Metal, und die Gitarrenfraktion (bestehend aus Benny und SMikey) legt spannende Riffgebilde obendrauf, die ebenfalls gerne mal in Richtung Metal schielen - fertig ist das packende Soundkonzept der Berliner!
Das extrem rhythmische und durch wüsten Sprechgesang geprägte "Luegen" ist sicher eines der Highlights der Scheibe und zeigt durchaus Parallelen zu Dritte Wahl. "Weg von hier" ist dagegen eine echte, unkitschige Ballade direkt aus der Gosse (inklusive charakteristischen »Oooh«-Backings), und mit dem geradezu epischen, dramatischen Auftakt des Titels "Flucht" beweist man, dass auch richtig spannende Songstrukturen dabei sind, die der eigenen Musik ordentlich Abwechslung verleihen.
Alles in allem zeigen Butsch hier fast 20 Minuten lang, dass ihr "Hauptstadtlaerm" das Potenzial hat, auch auf Albumlänge zu funktionieren. Die Songs sind abwechslungsreich und griffig, die Texte immer ehrlich und niemals abgehoben, und erzählen schmutzige, kleine Alltagsgeschichten, wie sie ein jeder aus dem eigenen Leben kennen wird. Jetzt können wir nur gespannt sein, welche Signale die Truppe in Zukunft setzen wird - packt jetzt einfach noch mal fünf Titel drauf, und fertig ist das vollwertige Debüt, Jungs!
Line-up:
Alex (bass)
Benny (guitar)
Kai P. (vocals)
ToM (drums)
SMikey (guitar)
Tracklist
01:Wach auf (2:42)
02:Luegen (3:54)
03:Weg von hier (4:14)
04:Flucht (4:46)
05:Was man so mag (3:14)
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