 Portugal, Afrika, Europa ... Carmen Brown ist musikalische Kosmopolitin. Einer ihrer Lebensmittelpunkte ist Düsseldorf und 2009 war sie deutsche Rock- und Poppreisträgerin in der Kategorie bester Funk/Soul-Act. Im Laufe ihrer Karriere hat sie zwei Alben auf den Markt gebracht. Einerseits ist es die "Bubblelicious" (2008) und andererseits "It's All For You" (2010).
Beeinflusst wurde die Künstlerin durch die Plattensammlung ihres Vaters ... The Commodores, Kool & The Gang, The Temptations oder Stevie Wonder. Live war Carmen Brown bereits Support für Marla Glen oder Nekka und ist gern gesehener Gast bei Festivals. In ihrer Biografie steht unter anderem: »Sie verarbeitet ihre luso-afrikanischen Wurzeln und die Einflüsse aus der modernen westlichen Welt. In ihrem Herzen schlägt es genauso für zeitgemäße und elektronische Sounds wie für Grace Jones, Fela Kuti und Lauren Hill.« Für 2014 steht eine weitere Albumveröffentlichung an und nach diesem Konzert darf man darauf echt gespannt sein.
 Begleitet wurde der Wirbelwind vom Gitarristen Rolf Springer ( The Happy Gangstas, Duo Furore, Eierplätzchenband). Außerdem macht der Künstler Musik für Stummfilme, die auf dem Album "The Penguin Walkers" dokumentiert sind. Dort finden sich unter anderem Vertonungen von cineastischen Klassikern wie "Metropolis", "Nosferatu" oder "Das Cabinet des Dr. Caligari". Bassist David Nesselhauf und Lucas Kochbeck (Schlagzeug) spielen auch bei Diazpora, einem Hamburger Funk-Groove-Kollektiv. Djembe-Trommler Moussa Diallo war von 1997 bis 2009 bei der Gruppe Djembe Rythme Guediwaye. Im Anschluss daran gründete er in Bilbao seine eigene Band namens Sapali Percussion. Die fünf Musiker sorgten für ein Zehnfaches an Stimmung. Der groovende Funk und Soul brauchte Platz. Carmen Brown und ihre Begleitcombo hielt das Publikum in ständiger Bewegung. In der Location stieg die Temperatur und da waren Pullover, Sweatshirts und Strickjacken einfach zu viel an Klamotten am Körper. Bei einigen Gästen wurden selbst die Schuhe zu einem überflüssigen Accessoire.
 Funk, mehr Funk, viel mehr Funk, ein Meer von Funk. Carmen Brown und ihre Band verwandelten das Coffeehouse, Kleve von Beginn an in eine wabernde Partymeile. Die "Afrobeat Jam" gab mit feuriger Stimmung die Richtung des Konzertes vor und innerhalb der drei Sets durfte sich jeder Zuschauer ein Bild davon machen, wie vielfältig Funk und Soul unter die rund zweihundert anwesenden Personen gebracht werden konnte. Da floss unter dem Scheinwerferlicht nicht nur der Schweiß auf der Bühne. Carmen Brown pendelte zwischen ihrem Korg-Synthesizer, einem Balafon und der Mbira, einem Zupfinstrument mit Metallstäben. Die Klangkünste zwischen ethnisch-traditionellen Instrumenten und einem Synthesizer konnten wohl nicht divergenter sein. Dennoch mündeten die von Carmen Brown auf all ihren eingesetzten Arbeitsgeräten erzeugten Sounds in einer Symbiose. Ihre Songs waren das weit gespannte Dach eines Auftritts, den man wohl so schnell nicht vergessen wird.
Rolf Springer trainierte sein rechtes Fußgelenk, denn das Wah Wah-Pedal war fast im Dauereinsatz. Gedanklich wurde er zum Meister des Funk-Riffings gekürt und bei seinen Soloeinlangen bekam er Gitarrist Szenenapplaus. Tiefton-Spezialist David Nesselhauf sowie Schlagzeuger Lucas Kochbeck sorgten für die perfekte Groove-Unterfütterung. Der Bassist agierte mit seinem melodischen Tanz auf den vier Saiten zeitweise sogar wie ein Rhythmusgitarrist. Tja, und dann war da ganz links außen auch noch der bereits erwähnte Moussa Diallo. Was er auf der sehr schön anzusehenden Djembe trommelte, fand nicht nur in seinen treibenden Soli immer den direkten Weg in die Beine der Zuschauer. Unglaublich, wie eine sehr gut aufgelegte Carmen Brown und ihre musikalische Begleitung die Stimmung selbst über die Pausen hinweg aufrecht erhielt. Für die eine oder andere Atempause sorgte man allerdings auch während des Gigs. "The One" war ein Slow Soul zum Niederknien. Die Protagonistin sorgte mit ihrer Stimme für einen Gänsehaut-Dauereinsatz. Soul- sowie Gospel-Feeling waren die belebenden Elemente ihres Gesangs.
 Ganz natürlich sorgte man für eine Art New Orleans-Stimmung, als das Quintett nach der ersten Pause seinen Weg zur Bühne klatschend durch das Publikum bahnte und "Sometimes" dadurch ein herrliches Gospel-Flair erhielt. Vom Bass angetrieben öffnete die Gruppe abermals das große Groove-Tor und am Synthesizer sorgte die Frontfrau für einen sphärisch-psychedelischen Klangteppich. Bei "Can't Stop Me" machte man gemeinsam mit dem singenden Publikum einen musikalischen Abstecher in die Region, wo die Latin-Stimmung für heftige Fußwippen-Action sorgte. Damit war die Reise allerdings noch nicht ganz an ihrem Ende, denn während "Laws Of Attraction" konnte sich die tanzende Gemeinde im Reggae-Rhythmus wiegen. "Kutuscheka" wurde in Sachen Funk zu einem Höhenflug à la James Brown und in "Fine Brown Frame" glänzte die Künstlerin gar mit Rap-Qualitäten. Hatte der Start des zweiten Konzertteils schon etwas Besonderes, dann durfte der Beginn des dritten Durchgangs durchaus als Höhepunkt gewertet werden. Carmen Brown solo. A cappella und mit Brustkorb-Percussion sang sie mit unwiderstehlichen Gefühlen und einer emotionalen Authentizität, bei der man eine doppellagige Gänsehaut entwickelte. Leider hatte dieses beeindruckend-bewegende Konzert nach der Zugabe dann doch ein Ende. Danke, Carmen Brown & Co.!
Wir bedanken uns bei Steven Decorte von den Klever Jazzfreunden e.V. für die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Carmen Brown (vocals, balafon, mbira, Korg synthesizer)
Rolf Springer (guitar, backing vocals)
David Nesselhauf (bass)
Lucas Kochbeck (drums)
Moussa Diallo (djembe, backing vocals)
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