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Letzte Woche ließ ich mich fast ausschließlich von
Black Rock berieseln, der neusten Veröffentlichung vom Edel-Blueser
Joe Bonamassa. Sicher, wieder eine tolle Scheibe, die
Joe seinen Fans präsentiert, doch auf den Blues Rock seiner früheren Tage wartete ich vergebens. Irgendwie war mir auch nicht nach 'Edel' und so verspürte ich seit längerem die Lust, mir mal wieder so richtig das Hirn, in Form eines gnadenlosen Bluesgitarristen, frei pusten zu lassen.
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Da bot sich förmlich der Karfreitag an, als ich vorab in meinem Kalender
Danny Bryant notierte und mein Harzer
RockTimes-Kollege
Jürgen am vorabendlichen Telefonat meinte:
»Der wird dir gefallen!«. Wie sich später herausstellte, traf seine Prophezeiung voll ins Schwarze!
Für einen Karfreitag gebührend, bügelte ich schnell noch mein Haar, schlüpfte in meine Dienstkleidung, verstaute meine Hand-Pocket und steckte ein wenig 'Geriebenes' ein, um meine Kehle mit nötigem Nass zu versorgen.
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Es war erstaunlich leicht sich einen Frontplatz im Quasimodo zu sichern, der mir in den folgenden zwei Stunden die tollsten Eindrücke eines Blues Rockers vermittelte, der nur eine Qualitätsform erkennen ließ: Absolute Spitzenklasse! Und wirklich:
Danny betrat mit seinem Vater
Ken, dem routinierten Bassspezi und
Trevor Barr, der fürs Schlagzeug zuständig war, die Bühne und blies von Anfang an zu einem wahren Blues-Feuerwerk. Erwartungsgemäß stand
Danny im Fokus des Geschehens. Er brillierte mit etlichen Gitarrensoli, die allesamt erstklassig vorgetragen wurden, ohne das Gefühl aufkommen zu lassen, dass es in ein Gefrickel auszuarten drohte. Dazu verstand er es, die Setliste mit schnellem, wie langsamerem Liedgut zu bestücken. So gestaltete sich der Abend, trotz vordergründigen Gitarreninfernos, zu einer sehr abwechslungsreichen Veranstaltung. Zudem wusste der Ausnahmeklampfer mit tollen Showeinlagen zu beeindrucken, indem er z.B. mit einem Bierglas an seinen Saiten auf und ab glitt und so für eine astreine Slidenummer sorgte. Auch das 'Reinbeißen' in seine Fret King Corona 50 oder Fender Stratocaster gehörte dazu, wie das Zelebrieren seiner Soli, als er eine seiner Klampfen rücklings hinter dem Nacken platzierte.
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Was mir aber besonders gefiel: Er suchte förmlich das Bad in der Menge! Immer auf Erkundung nach engem Kontakt zu seinen Fans, stand er oft mit seinen Zehenspitzen am Rand der Bühne und spielte vor deren Nasenspitzen. Auch scheute er keinen Blickkontakt zu seinen Anhängern, sondern versuchte auf diese Weise positive Feedbacks zu erhalten. Logischerweise erhielt er nur gut gemeinte Rückmeldungen und erhielt zum Ende eines jeden Songs tosenden Applaus. Vater
Ken zupfte äußerst gelassen und routiniert seinen Bass und benötige dafür gerademal höchstens einen Quadratmeter Platz. Drummer
Trevor beackerte unermüdlich seine Pauken und ließ eigentlich nur ein ordentliches Solo vermissen.
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Zum Ende des Gigs hielt ich mich ans Motto unseres Magazin
»Von Fans für Fans« und war nur noch als Fan anwesend. So reihte ich mich in all diejenigen ein, die brüllend, pfeifend, trampelnd und vor allem klatschend Zugaben forderten, um die die Band nicht rum kam und schließlich den Wünschen nachgab. Als die Messe gelesen war und ich noch eine frische 'Pilsette' genoss, stand für mich fest:
Danny Bryant wird in Zukunft immer fett unterstrichen! Zum Schluss erwarb ich noch zwei Silberlinge des Gitarrenhexers, die mir Mutter
Bryant über die Theke reichte. Schließlich konnte ich noch ein Lächeln in ihrem Gesicht erkennen
»Ah!Yes, yes…«, als ich ihr die Grüße meines Kollegen
Jürgen übermittelte.