Dave Brubeck / Jazz Impressions Of The U.S.A.
Jazz Impressions Of The U.S.A. Spielzeit: 56:08
Medium: CD
Label: Phoenix (Columbia), 2013 (1957)
Stil: Jazz


Review vom 02.07.2013


Wolfgang Giese
Es sollte noch zwei Jahre dauern, bis 1959 ein Jazzklassiker vom Stapel lief, Time Out. So befinden wir uns also noch im Jahre 1956, in New York, wo am 16. und 26. November die ersten sieben und in Oakland, wo am 4.2.1957 der achte Titel der Originalplatte eingespielt wurden. Die beiden Bonustracks stammen aus Los Angeles, am 24.10.1957 aufgenommen (#9) und vom 3.August 1956, live aus Ontario (#10).
Was die Originalplatte betrifft, lag hier ein doppeltes Debüt vor. Ein Beginn der Serie "Jazz Impressions Of…" einerseits und die erste Platte mit dem neuen Schlagzeuger Joe Morello andererseits. Schon vorher dabei war der wohl wichtigste Mann an Daves Seite: Derjenige, der später den Welthit "Take Five" komponieren sollte, der Altsaxofonist Paul Desmond, der auch bei diesen Aufnahmen bereits eine wichtige Rolle spielt - ist sein Saxofonspiel doch herrlich prominent. Seinen unverwechselbaren Stil, sein Markenzeichen, präsentiert er mit dieser herrlichen Gelassenheit und Verträumtheit, mit einer Intonation, die stark an Melodien der klassischen Musik erinnert.
Nur als Komponist ist er hier nicht in Erscheinung getreten, lediglich beim Live-Bonustrack als Co-Autor. Jazzeindrücke aus den Vereinigten Staaten sollen also geboten werden. So ergeben sich aus den einzelnen Titeln wohl auch einige Ziele und Themen im Land. Von Cowboys, Boy Scouts und Ebenen ist zu lesen, und mit dem dem Quartett so unvergleichlich eigenen Sound geht dieses ganz locker, swingend, balladesk und auch einmal im Marschrhythmus ("History of a Boy Scout") vonstatten.
Ein wenig scheint aber auch der "Plain Song" zu marschieren, eine sehr ungewöhnliche Atmosphäre wird hier produziert, so, als wolle man eine Person darstellen, die mit großen Schritten zügig dahin schreitet.
"Summer Song" - ja, das, was man sich im Allgemeinen unter dieser Jahreszeit vorstellt, wird in dieser Komposition schön dargestellt. Brubeck spielt eine lange melodiöse Einleitung, bis der Rest der Band einsetzt und uns in eine balladeske und ruhige beschauliche Stimmung versetzt. Ein Sommerabend wäre passend zur Szenerie, und gar wunderschön erzählt uns Desmond eine kleine Geschichte mit seinem Saxofon, fast schon pastoral.
Schönheit ist ein Attribut, das grundsätzlich ohnehin auf diese Musik zutrifft, ja, diese Formation des Pianisten hat zu Recht Geschichte geschrieben, in diesem Fall ist es eine Betrachtung des Heimatlandes.
Und Heimat ist mit Sicherheit auch das Thema von "Home At Last", einem Pianosolo, dem letzten Titel der regulären Platte, bevor diese CD von den beiden Bonustracks beendet wird. Und wie so oft bemerkt, halte ich auch hier die Beifügung nicht für zwingend erforderlich, scheinen sie ganz einfach stilistisch aus dem Zusammenhang gerissen und führen sie auch die Thematik nicht fort.
Besser wäre es in Einzelfällen, und Plattenfirmen könnten sich dazu entschließen, einzelne CDs nur mit Bonustracks versehen, anzubieten. So kann man sich immer noch entscheiden, diese zu kaufen oder auch nicht.
Line-up:
Dave Brubeck (piano)
Paul Desmond (alto sax)
Norman Bates (bass)
Joe Morello (drums, #1-9)
Joe Dodge (drums - #10)
Tracklist
01:Ode To A Cowboy [Brubeck] (5:04)
02:Summer Song [Brubeck] (6:06)
03:Yonder For Two [Brubeck] (5:02)
04:History of a Boy Scout [Brubeck] (4:35)
05:Plain Song [Brubeck] (4:05)
06:Curtain Time [Brubeck] (4:47)
07:Sounds of the Loop [Brubeck] (7:30)
08:Home at Last [Brubeck] (3:54)
09:Two Sleepy People [Carmichael/Loesser] (5:42)
10: Pilgrim's Progress [Brubeck/Desmond] (9:16)
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