David Bowie / Space Oddity (40th Anniversary Edition)
Space Oddity (40th Anniversary Edition) Spielzeit: 46:10 (CD 1), : 63:45 (CD 2)
Medium: Do-CD
Label: EMI Music, 2009 (1969)
Stil: Rock, Pop


Review vom 28.10.2009


Udo Gröbbels
Und noch eine Jubiläums-Edition im Jahre 2009? Keine Ahnung warum, aber dieses Jahr ist definitiv ein Gedenkjahr an vergangene Zeiten, wo es nur so Neuauflagen von Klassiker-Alben hagelt. Fällt der Musikindustrie nichts mehr ein? Meiner Meinung nach haben die Plattenfirmen die aktuelle Chartmusik schon so gut wie abgeschrieben, da man aufgrund der illegalen Downloads nur noch mit Klingeltönen verdienen kann. Da sucht man sich nun ein neues Feld und geht auf die Nostalgiker zu. Diese sind dann meist älter und haben auch das Geld sich die alten Platten nochmals als überarbeitete Version zu kaufen. Wie gesagt - so läuft es häufig, aber die hier vorliegende Doppel-CD passt zum Glück nicht in das Schema 'Noch mal 'nen schnellen Euro machen'.
Summer of 69
1969 war sicherlich ein besonderes Jahr. Die wilden 60s schlossen mit Ereignissen wie dem Woodstock-Festival oder der Mondlandung, und die Kreativität in der Musik war sicher selten größer als in dieser Zeit. Genau in dieser Phase erschien auch das zweite Album des damals 22-jährigen Londoners David Bowie. Nachdem das Debüt schon mit "David Bowie" betitelt war, wurde zur Verwirrung auch sein zweites Werk, was hier "Space Oddity" genannt wird, zuerst unter dem Namen "Man Of Words, Man Of Music" und dann auch unter "David Bowie" veröffentlicht. Das hing auch damit zusammen, dass dieses zweite Album damals zunächst ein relativer Flop war, und erst nach "Ziggy Stardust" ein paar Jahr später unter "Space Oddity" erneut aufgelegt wurde und auch dann erfolgreich war. Jetzt erscheint diese Platte als Doppel-CD im Digipack.
»Ground Control to Major Tom...«
CD 1 beinhaltet das komplette Originalalbum in remasterter Form. Der Klang ist wirklich phantastisch und obwohl man nach 40 Jahren einen tollen glasklaren Sound gezaubert hat, gehen die warmen Töne nicht verloren, was ja nicht unwichtig ist. Hier werden die Altfans nicht enttäuscht, sondern bekommen die Platte jetzt endlich so, wie sie schon immer klingen sollte. "Space Oddity" ist zwar unverkennbar David Bowie, aber das Album hat noch nicht viel mit den kommenden Klassikern wie "Low" oder "Heroes" gemein. Vielmehr schaffte Bowie einen eigenen Mix aus Folk mit markanter 12-saitigen Gitarre und psychedelischen Elementen. Ganz grob könnte man den Stil als 'Cat Stevens meets Pink Floyd' bezeichnen, womit man der Sache aber auch nur ansatzweise gerecht wird. Unter den neun Liedern befinden sich aber immerhin schon mal fünf Top-Kompositionen:
1. "Space Oddity"
Titeltrack und der Hit der Platte. Jeder kennt die schwebende Weltraumballade von Major Tom. Obwohl im Jahr der Mondlandung veröffentlicht, ist der Song durch den im Vorjahr von Stanley Kubrick veröffentlichen Film-Klassiker "2001 - Odyssee im Weltraum" inspiriert. Ein Klassiker, der keiner weiteren Worte benötigt und bis heute nichts an Faszination verloren hat.
2. "Unwashed And Somewhat Slightly Dazed"
Bluesige Folknummer mit treibendem Rhythmus und toller Bluesharp.
3. "Janine"
Eingänge Nummer, die weiter in der Bowie'schen Version des englischen Folk Rock verweilt. Ebenfalls ein zeitloser Song.
4. "God Knows I'm Goog"
Herrlich entspannte Akustiknummer, die, wie die komplette Platte überhaupt, sehr sparsam arrangiert ist und nur von der Gitarre und Bowies Stimme lebt.
5. "Memory Of A Free Festival"
Könnte man irrtümlich für eine Woodstock-Homage halten, aber wenn man sich den Text durchliest, hat es damit nichts zu tun. Die letzte und mit über sieben Minuten längste Nummer des Albums fängt getragen an, um sich dann im zweiten Teil dank eines Chores hypnotisch zu steigern. Die am Ende immer wieder stoisch gesungene Zeile »The Sun Machine Is Coming Down, And We're Gonna Have A Party« erinnert schon stark an einen Hippie-Massengesang und man fühlt sich unweigerlich an "All You Need Is Love" von den Beatles erinnert.
Bonus-CD

Die CD 2 enthält dann nochmals 15 weitere Stücke. Darunter findet man u.a. mit "Raggazzo Solo, Raggazzo Sola" die italienische Version vom Titeltrack und andere mehr oder weniger obskure B-Seiten. Interessant sind aber zum einen die beiden Demoversionen von "Space Oddity" und "An Occasional Dream", die zweistimmig zusammen mit einem gewissen John Hutchinson aufgenommen wurden und denen noch der psychedelische Aspekt fehlt. Beide Songs sind sehr roh und einfach, aber durch die zweite Stimme klingen sie ganz anders und auch interessant. Außerdem findet man noch drei Lieder aus einer BBC-Session auf der CD, wobei "Let Me Sleep Beside You" von einem kleinen Interview eingeleitet wird, in dem eine interessante Story zu diesem Lied erzählt wird. Nur soviel sei verraten, dass man 1969 noch etwas kuriose Ansichten hatte…
Insgesamt hat man hier ein wirklich tolles Package veröffentlicht, was diesem Klassiker mehr als gerecht wird. Im chicen Digipack bekommt man hier ein sehr schön gemachtes Booklet mitgeliefert. Hier kriegt der Fan alles, was er schon immer über "Space Oddity" wissen wollte: Viele Fotos, Infos zu den einzelnen Songs beider CDs (vom Bowie-Biografen Kevin Cann) und eine Zeitreise mit allen wichtigen Daten um das Album, seiner Aufnahme und Veröffentlichung.
Nostalgiker können hier blind zugreifen, aber auch jüngeren Musikfans kann man dieses Werk ans Herz legen. Zeitloser kann Musik nach 40 Jahren nicht klingen.
Tracklist
CD 1:
01:Space Oddity
02:Unwashed and Somewhat Slightly Dazed
03:Letter To Hermione
04:Cygnet Committee
05:Janine
06:An Occasional Dream
07:Wild Eyed Boy From Freecloud
08:God Knows I'm Good
09:Memory Of A Free Festival
Bonus CD:
01:Space Oddity (Demo)
02:An Occasional Dream (Demo)
03:Wild Eyed Boy From Freecloud (Single B-Side)
04:Let Me Sleep Beside You (BBC Radio Session)
05:Unwashed And Somewhat Slightly Dazed (BBC Radio Session)
06:Janine (BBC Radio Session)
07:London Bye Ta-Ta (Stereo Version)
08:The Prettiest Star (Stereo Version)
09:Conversation Piece (Stereo Version)
10:Memory Of A Free Festival Part 1 (Single A-Side)
11:Memory Of A Free Festival Part 1 (Single B-Side)
12:Wild Eyed Boy From Freecloud (Alternate Album Mix)
13:Memory Of A Free Festival (Alternate Album Mix)
14:London Bye Ta-Ta (Alternate Album Mix)
15:Ragazzo Solo, Ragazza Sola (Italian Version, Full Length Stereo)
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