Es gibt Scheiben, die niemals sterben werden! Einer dieser Klassiker ist ...Ziggy Stardust..., das insgesamt fünfte Album von David Bowie, welches ihm verdientermaßen endgültig zum Durchbruch verhalf. Der Engländer hatte Anfang der siebziger Jahre eine extrem kreative Phase, was sich alleine schon beim Vorgänger-Album "Hunky Dory" (ebenfalls ein Klassiker!) zeigte. Anfang November 1971 ging es dann ("Hunky Dory" war noch gar nicht raus gekommen) wieder ins Studio, um das - von seiner Geschichte zugegebenermaßen etwas verschrobene und merkwürdige - Konzeptalbum um den Aufstieg und Fall des 'Herrn Sternenstaub und seinen Spinnen vom Mars' in trockene Tücher zu bringen. Drei Monate lang wurde eingespielt, produziert, arrangiert und verfeinert, bis die Scheibe schließlich Anfang Februar 1972 im Kasten war.
Dass dieses Album ein Klassiker und Meilenstein der britischen Musikgeschichte ist, muss wohl nicht mehr extra erwähnt werden. Hauptverantwortlich für die Produktion waren Bowie selbst und außerdem Ken Scott, der bereits für "Hunky Dory" mit an Bord war. Keinesfalls zu unterschätzen ist aber auch die Rolle von Mick Ronson (R.I.P.), der nicht nur für die extrem starken Gitarrenspuren (WAS für ein Hammersolo z.B. bei "Moonage Daydream") zuständig war, sondern neben dem Piano und den Background Vocals auch noch für das (ohne Songwriting-Credits dafür zu bekommen) Komponieren und Arrangieren der Streicher verantwortlich zeichnete.
Muss man bei diesem Album wirklich noch auf die einzelnen Songs eingehen? Hier reiht sich (beginnend mit dem etwas morbiden und von Weltuntergangsstimmung geprägten "Five Years" über die grandiose Single "Starman", das zum Sterben schöne "Lady Stardust", dem Klassiker "Ziggy Stardust" bis hin zum finalen und erneut ziemlich lebensmüden "Rock'n'Roll Suicide") eine Perle an die andere, die den gesamten Silberling mit einem extrem hohen Suchtfaktor ausstatten.
Apropos "Starman": Als die gesamte Produktion bereits komplett abgeschlossen war, gab es diesen Song noch gar nicht. Da Bowies damalige Plattenfirma (RCA Victor) allerdings beim Abhören der Bänder (lächerlicherweise) keine Single zu finden schien, wurde die gesamte Mannschaft nochmal zum 'Nachsitzen' zurück ins Studio geschickt, wo der Song dann nachträglich entstand. Dieser Prozedur zum Opfer fiel die Nummer "'round And 'round", die auf früheren CD-Ausgaben allerdings bereits als Bonus Track erhältlich ist.
Wobei wir beim Schwachpunkt dieses vierzigsten Geburtstags angekommen wären: Die normale CD-Version - die zugegebenermaßen sehr schön (fast) haargenau wie die damalige Vinyl-Ausgabe daherkommt - enthält nämlich genau nullkommanull Extras. Fehlende Bonus Tracks wie etwa das damals als Single-B-Seite erschienene "Velvet Goldmine" oder die Outtakes "'round And 'round" und "Sweet Head" hätten das Gesamtbild so wunderbar abrunden können und werden (zumindest von mir) hier schmerzlich vermisst. Wenigstens der 'Deluxe Version' ist eine Audio-DVD mit insgesamt fünf zusätzlichen Titeln ("Moonage Daydream" [Instrumental], "Sweet Head", "Velvet Goldmine", "Lady Stardust" [Demo] sowie "Ziggy Stardust" [Demo]) der damaligen Sessions beigefügt, aber speziell nach der vor etwa zwei Jahren erschienenen üppigen Version des Albums Station To Station (1976) hätte es auch hier durchaus ein bisschen gehaltvoller ausfallen dürfen.
Wie dem auch sei, aus musikalischer Sicht sollten keinesfalls auch Trevor Bolder (heute und bereits seit Jahrzehnten bei Uriah Heep) am Bass sowie Mick 'Woody' Woodmansey an den Drums unerwähnt bleiben, durch deren hervorragende Arbeit diese Scheibe ebenfalls erst zu dem Meilenstein werden konnte, der sie dann auch wurde.
Selbstverständlich wurden die Tracks auch klanglich noch einmal überarbeitet, um das bestmögliche Endergebnis zu erlangen. Und ja, ich kann hier und da tatsächlich Verbesserungen zu der mir bisher zueigenen CD-Version von 1989 (MIT fünf Bonus Tracks) erkennen. Aber dieses Thema ist im Endeffekt müßig, denn wenn man zehn Sound-Fetischisten nach ihrer Meinung befragt, dann wird man in der Regel auch zehn verschiedene Antworten bekommen.
Lohnt sich die "40th Anniversary Edition" also überhaupt? Letztlich ein ganz klarer Fall von Geschmacksache! Sollte es tatsächlich noch Rockfans geben (der Nachwuchs hat hier sicherlich einen Sonderstatus), die "The Rise And Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders From Mars" noch nicht ihr Eigen nennen, dann ist denen entweder sowieso nicht mehr zu helfen, oder man möchte ihnen (alle Hühneraugen zudrückend wie wohlwollend) ein beherztes 'Jetzt aber schnell!' zurufen!
In diesem Sinne ein - wegen der Kargheit - enttäuschter Gruß an EMI Records, aber - hinsichtlich dieses Meisterwerkes - auch ein nach wie vor begeistertes »Wham Bam! Thank you Ma'am!« an den Meister Bowie, der mit den vorliegenden elf Tracks einen - um wieder auf die Einleitung zurück zu kommen - unsterblichen Klassiker abgeliefert hat!
Erhältlich ist das Teil übrigens auch als Vinyl-Version.
Line-up:
David Bowie (lead vocals, guitars, saxophone)
Mick Ronson (guitars, piano, background vocals)
Trevor Bolder (bass)
Mick Woodmansey (drums)
Dana Gillespie (background vocals - #5)
Tracklist |
01:Five Years
02:Soul Love
03:Moonage Daydream
04:Starman
05:It Ain't Easy
06:Lady Stardust
07:Star
08:Hang On To Yourself
09:Ziggy Stardust
10:Suffragette City
11:Rock'n'Roll Suicide
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