Spielzeit: 54:14 Medium: CD Label: Magnolia Gold Records, 2007 Stil: Blues Review vom 30.10.2008 Markus Kerren

Eine berechtigte Frage ist, in welche Richtung sich Eric Claptons Karriere entwickelt hätte, wenn er nach dem Ende von Blind Faith und seinem unerfüllten Wunsch bei The Band einzusteigen, nicht Delaney Bramlett und seiner damaligen Frau Bonnie über den Weg gelaufen wäre und eine Freundschaft mit den beiden begonnen hätte. Besagter Delaney, der Protagonist der vorliegenden Scheibe, gab Clapton nämlich den Rückhalt die Solo-Schiene zu fahren und war vor allem dafür zuständig, dem guten Eric das erforderliche Selbstvertrauen dafür zu geben, es auch als hauptamtlicher Sänger seiner Stücke zu versuchen. Bramlett war nicht nur Produzent von "Eric Clapton" (1970), sondern stellte zusammen mit Leon Russell auch die komplette Band dieses Albums zusammen.

Davon abgesehen hatte Delaney auch seine eigene Karriere inklusive Gattin als Delaney & Bonnie am Laufen, die von 1969 bis Mitte der Siebziger mehrere starke Alben veröffentlichten. Ab den Achtzigern bis Ende der Neunziger wurde es für lange Zeit ziemlich still um den alten Recken, bis er dann allmählich Ende der neunziger Jahre wieder in die Pötte kam. Sein bis dato letztes Studioalbum nennt sich "A New Kind Of Blues" und erschien im Jahr 2007.

Grundsätzlich kann man festhalten, dass sich am Stil Bramletts auch circa 40 Jahre nach seinem ersten Album kaum etwas geändert hat. Warum auch, kommt "A New Kind Of Blues" doch immer noch frisch und inspiriert, dazu mit jeder Menge Feeling in der heimischen Stube an. Man höre sich nur mal einen Track wie "Pontotoc" an, der alles aufweisen kann, was Delaney Bramlett ausmacht. Ein solider, warmer Sound, äußerst kurzweiliges Songwriting, eine angenehm gealterte und raue Stimme, die von clever gesetzten weiblichen Background Vocals komplimentiert wird.

Bei "P.O. Box 32789" sorgt die starke Mundharmonika von Stan 'The Man' Ruffeo für die Sahnehäubchen einer eher langsamen, getragenen Nummer, die darüber hinaus einmal mehr den Protagonisten Bramlett als sehr starken Sänger ins rechte Licht setzt. Auch seine Gitarristen, allen voran Jerry McGee, hat Delaney für dieses Album sehr weise gewählt. Im Vordergrund steht grundsätzlich der Song, instrumentale Alleingänge und Profilierungsversuche wurden glücklicherweise ausgeschlossen.

Einmal mehr eine sehr geile Gesangsleistung, die sogar in den Soul abzudriften gerät, bringt Bramlett bei "Change Gonna Come" und "I Got The Time" ist die 'down & out'-Geschichte über die Zeit hinter Gittern, die einfach nie zu enden scheint, erträglicher gemacht durch ein warmes Organ und die stilsicheren Background Vocals, bei denen Tochter Bekky die Federführung übernahm. Bei "I'm Gonna Be Ready" geht's sogar tief in Richtung Gospel und sowohl der starke Gesang wie auch die musikalische Umsetzung schreien nach Ablauf des Albums eindringlich nach der Repeat-Taste.

Aber auch die erste Hälfte von "A New Kind Of Blues" überzeugt durch jede Menge Feeling, grandiose Musiker und starke Songs der Marke "What Do You Do About The Blues", "Cold & Heart Times" (mit ansatzweise gar rockigen Gitarren), "Ol' Moanin' Blues" oder den grandiosen Titeltrack. Und dann ist da noch die Nummer "Mighty Mighty Mississippi", bei der eine atmosphärische Dichte des Lebens am Delta überliefert wird, wie es mir bisher selten von einem Nicht-Farbigen-Musiker untergekommen ist.

Delaney Bramlett ist auf "A New Kind Of Blues" in wirklich erstaunlich starker Form und das Album ist eine definitiv hochwertige Ergänzung für jede Sammlung, die auch den weißen amerikanischen Blues zu würdigen weiß. Da sind 8 von 10 RockTimes-Uhren keineswegs unangebracht und schreien regelrecht nach mehr. Apropos mehr: Ein brandneues Studioalbum des Altmeisters steht offenbar bereits in den Startlöchern. Nach dem Genuss dieser Scheibe kann ich es kaum erwarten, brandfrisches Material zu hören!

Line-up:
Delaney Bramlett (lead and background vocals, guitars, sitar)
Jerry McGee (guitars)
Mark Karan (guitars)
Hank Barrio (guitars)
Greg Martin (guitars)
Chad Watson (bass, guitars, horns)
Bob Gross (bass)
John Molo (drums)
Al Lichtenstein (drums)
David Raven (drums)
Mike Faul (percussion)
Stan 'The Man' Ruffeo (harmonica)
David Scott Cohen (keyboards)
David Morgan (keyboards, background vocals)
J. T. Thomas (keyboards)
Don Randi (keyboards)
Jack Murphy (keyboards)
Al DiMarco (keyboards)
John Fumo (horns)
Darrell Leonard (horns)
John Sublett (horns)
Kim Carmel (horns, background vocals)
Claude (horns)
Felix Ramos (horns)
Dawn Feusi (background vocals)
Bekka Bramlett (background vocals)
Janny Murphy (background vocals)
Iva Lazone 'Mamo' Bramlett (background vocals)