Wie viele Eulen müssen eigentlich noch bis nach Athen gekarrt werden, bis sich endlich auch im letzten Winkel der Republik herumgesprochen hat, dass Vinyl-Freunde (man erinnere sich: Blondes Have More Fun) einfach mehr Spaß haben. Natürlich ist ein Leben ohne LP vorstellbar, aber das wäre ebenso trostlos wie eines ohne Katze oder Hund.
Durch sämtliche Lebensbereiche zieht sich ein erfreulicher Roll-Back. Slow statt Fast Food, langsam gezogene Weine statt 'Imperialisten-Brause', echte statt Facebook-Freunde, sinnliche Bücher statt abwaschbare E-Books... und auch sperrige LPs statt dem leicht dekadenten 'Musikgenuss' via mp-Dingslam-Drei!! Das beginnt bereits bei dem leicht lüstern-lasterhaften Erlebnis, ein LP-Cover in den Händen zu halten, genüsslich aufzuklappen, um das Artwork auf sich wirken zu lassen - das aphrodisierende schwarze Gold aus dem Schuber zu ziehen, das gehaltvolle Gewicht zu spüren - den Tonarm des Plattenspielers laaaangsam.... hach, ich schweife gerade etwas ab. Der entscheidende Punkt ist das Klangerlebnis, aber selbstverständlich kennt das jeder unserer Leser und ich kann das Geschwafel folglich hier abbrechen...
War die CD bereits ein Hochgenuss, so übertrifft diese LP-Edition, aus der genannten Vielzahl von Gründen, das musikalische Erlebnis nochmals. So wie man auf dem größeren Cover von Dewa Budjanas "Surya Namaskar" endlich entdecken kann, dass die Strahlen der abgebildeten Sonne aus Gitarrenhälsen besteht, kann man 'zwischen den Rillen' viele Feinheiten sinnlich neu erfahren.
Mit zwei Stücken, die stark von Pat Metheny beeinflusst scheinen, startet Seite A der "Surya Namaskar"-LP. Im virtuosen Solo von "Fifty" gibt sich Dewa Budjana eindeutig als Epigone des US-amerikanischen Inhabers einer Musikprofessur zu erkennen. Allan Holdsworth-Bassist Jimmy Johnson sowie der Jeff Beck-, und Zappa-Drummer Vinnie Colaiuta, der sein Crash-Becken förmlich verdrischt, glänzen - wie auf der gesamten Langrille - mit einem furiosen Spiel, das sich keinesfalls auf sture 'Begleitung' des Protagonisten reduziert, sondern eigene furiose Aspekte einbringt. Gary Husbands Synthesizersoli bringen vertrackte, an Lyle Mays erinnernde, stark modulierte Klangtupfer ein. Auch bei "Duaji & Guruji" hat man sofort Metheny-Hymnen wie "San Lorenzo" oder "Phase Dance" im Ohr....
"Lamboya" ging im CD-Review sträflich unter. Dabei bekommt man hier die einschmeichelnden Gitarrenmelodien ebenso wenig aus dem musikalischen Langzeitgedächtnis wie Johnsons geschmeidig wandernde Bassfiguren und Colaiutas akzentuiert konterkarierendes Schlagwerk. Zu "Kalingga" wurde dagegen alles gesagt. Es handelt sich um DAS Highlight von "Surya Namaskar", mit Potenzial für einen Platz in der Jazzhistorie. Gleich gefolgt vom Titelstück... Man weiß gar nicht, ob man den zauberhaften Melodieführungen der Gitarre oder denen des Bass' folgen soll. Man sieht vor den geschlossenen Augen förmlich die blutrote Morgensonne am Horizont aufziehen, kann tiefe innere Ruhe und Frieden empfinden.
Es kommt ziemlich selten vor, dass sich ein bereits besprochenes Album derart häufig in der Braun'schen Haushaltung dreht. Kein Wunder, Dewa Budjanas "Surya Namaskar" hat sich innerhalb weniger Monate zu einem meiner liebsten Jazz Rock-Alben entwickelt - reiht sich nahtlos zwischen Steps Aheads "Ying-Yang", Dave Grusins "Migration", "Pat Methenys "Travels" und Jean-Luc Pontys "Cosmic Messanger" ein...
Line-up:
Dewa Budjana (electric and acoustic guitars)
Jimmy Johnson (bass)
Vinnie Colaiuta (drums)
Additional Musicians:
Gary Husband (synthesizers - #A/1)
Michael Landau (guitar solos - #B/3)
Mang Ayi (vocals - #B/1)
Kang Pupung (tarawangsa - #B/1)
Kang Iya (kacapi - #B/1)
Tracklist |
Seite A:
01:Fifty (7:24)
02:Duaji & Guruji (6:56)
03:Capistrano Road (5:28)
04:Lamboya (6:17)
Seite B:
01:Kalingga (9:10)
02:Campuhan Hill (5:27)
03:Surya Namaskar (7:42)
04:Dalem Waturenggong (7:19)
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Externe Links:
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