Dewa Budjana with Jimmy Johnson & Vinnie Colaiuta
Surya Namaskar
Surya Namaskar Spielzeit: 56:13
Medium: CD
Label: Moonjune Records, 2014
Stil: Jazz Rock

Review vom 13.07.2014


Steve Braun
Es spricht für die Vielseitigkeit unserer Schreiber, dass der indonesische Jazz-Gitarrist Dewa Budjana keinen 'weißen Fleck' in unserem Index darstellt. Zur Vita hat sich Wolfgang bereits bei dessen letztjähriger Veröffentlichung, Dawai In Paradise, eingehend geäußert, sodass ich mir diesen Schlenker sparen kann...
War bei dieser noch eine fehlende Zielstrebigkeit, ja sogar teilweise Zerrissenheit zu konstatieren, so präsentiert sich "Surya Namaskar" wesentlich homogener und kompakter. Das mag daran liegen, dass diese neuen Aufnahmen nicht von einem ganzen Sammelsurium von Musikern, sondern im festen Trio-Format eingespielt wurden. Der Indonesier wurde dabei von zwei gestandenen, mit allen Wassern des Jazz Rock gewaschenen Veteranen unterstützt: dem Allan Holdsworth-Bassisten Jimmy Johnson sowie dem Jeff Beck-, und Frank Zappa-Drummer Vinnie Colaiuta. Vielleicht klingt "Surya Namaskar" auch deshalb insgesamt deutlich 'westlicher' orientiert als der Vorgänger. Immer wieder fühlt man sich aufs Angenehmste an das legendäre Mahavisnu Orchestra erinnert. Pat Metheny hat mit seinen etwas 'freieren' Alben wie "Offramp" oder "80/81" ebenfalls Spurenrillen hinterlassen. Gelegentlich schimmert sogar die gitarristische Harmonie eines Lee Ritenour durch, allerdings nur der Ritenour, der gelegentlich (und viel zu selten) seine selbstgewählte Ecke im Fahrstuhl-Jazz verlässt.
Dewa Budjana zelebriert auf "Surya Namaskar" Jazz Rock und Fusion in Hochkultur: mal bissig, mal cremig-geschmeidig, oft sehr 'frei', alle sich bietenden Spielräume ausnutzend, dabei niemals 'loungig' und vor allem die Eso-Ecke meidend. Großen Anteil hat daran die ebenso griffig-treibende wie einschmeichelnde Rhythmusfraktion. Johnson und Colaiuta spielen dabei all ihre jahrzehntelange Erfahrung aus und bereichern den begnadeten Gitarristen mit ihrer hochmusikalischen Routine.
Die acht Stücke von "Surya Namaskar" stellen eine Hommage an die Kräfte der Sonne dar. Wenig überraschend, denn der Titel ist als 'Gruß an die Sonne' als eine der klassischen Yogahaltungen bekannt - eine Aktivierungsübung für den Morgen oder den Beginn einer Yogastunde... Ja, und Dewa Budjanas 'Sonnengebet' kann tatsächlich ein Mobilisieren aller geistigen Kräfte bewirken - mich jedenfalls bringt dieser Longplayer schon seit Tagen allmorgendlich auf Touren!
Mit einem klassischen Jazzrocker, der seine in den Siebzigern liegenden Wurzeln nicht verhehlen kann und will, startet "Surya Namaskar" mit "Fifty". Das Stück erinnert stark an Volker Kriegel, eben weil Gary Husbands Synthesizerparts hier mit dessem Keyboarder Thomas Bettermann korrespondieren. Auch "Duaji & Guruji" lässt die indonesische Provenienz des Komponisten nicht erahnen, wie man es anhand des Titels vermuten könnte. Vielmehr handelt es sich hier um eine überaus mächtige Fusion-Nummer, die von einem sensationellen Bass-Solo Johnsons und einer prägnanten Lead-Melodie gekrönt wird. Das ruhig dahinströmende "Capistrano Road" lässt viele Freiräume, in denen sich das Trio wahlweise solistisch austoben oder Atmosphäre erzeugen kann.
Das einzige Stück, das fernöstliche Exotik aufkeimen lässt, ist "Kalingga", was an sundanesischer Violine und Harfe liegen mag. Diese mal an eine Sitar, mal eine Autoharp erinnernden Klänge verschmelzen mit (hier sehr kernig interpretierter) Fusion zu einer für fremdartig-reizvollen Melange. "Campuhan Hill" (tolles Gitarrensolo von Michael Landau) und das Titelstück sind beide ziemlich 'klassisch' inspirierte Jazzrocker mit zurückgenommenen Arrangements und ganz zauberhaften Melodieführungen - auch hintergründige mit einem cremigen Bass.
"Dalem Waturenggong" besticht durch seine vielschichtigen Texturen (abwechselnd 'frei', melodisch-singend oder hart-fordernd) und ein herrliches Fretless-Solo von einem glänzend disponierten Jimmy Johnson. Dieser improvisiert mit seinem kongenialen Partner Vinnie Colaiuta gegen Ende zunächst reichlich free-jazzig bis das Trio auf der Zielgeraden wieder auf das virtuose Eingangsthema einschwenkt - ein starkes Stück Fusion, das nahezu das Format der legendären Weather Report erreicht!
Wow, Dewa Budjana überzeugt mit "Surya Namaskar" auf der ganzen Linie, auch bzw. gerade weil er zwei erstklassige Veteranen an seiner Seite hat. Diese geben den acht Kompositionen gleichermaßen Homogenität wie Stabilität. Nicht zuletzt wohl auch eine internationale Ausrichtung, obwohl - das muss ich zugeben - ich persönlich stärkeren fernöstlichen Reizen gegenüber keineswegs abgeneigt gewesen wäre...
"Surya Namaskar" hat sich in der Braun'schen Haushaltung als perfekter 'Sonnengruß' präsentiert und kann bedenkenlos der Jazz Rock- und Fusion-Gemeinde zum Kauf angeraten werden.
Line-up:
Dewa Budjana (electric and acoustic guitars)
Jimmy Johnson (bass)
Vinnie Colaiuta (drums)

Additional Musicians:
Gary Husband (synthesizers - #1)
Michael Landau (guitar solos - #6)
Mang Ayi (vocals - #5)
Kang Pupung (sundanese violin - #5)
Kang Iya (sundanese harp - #5)
Tracklist
01:Fifty (7:24)
02:Duaji & Guruji (6:56)
03:Capistrano Road (5:28)
04:Lamboya (6:17)
05:Kalingga (9:10)
06:Campuhan Hill (5:27)
07:Surya Namaskar (7:42)
08:Dalem Waturenggong (7:19)
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