Elvin Bishop / Red Dog Speaks
Red Dog Speaks Spielzeit: 39:54
Medium: CD
Label: Delta Groove Music, 2010
Stil: Blues

Review vom 28.06.2010


Joachim 'Joe' Brookes
Es gibt ja viele Musiker, die ihrem Instrument einen Namen geben. Bekanntestes Beispiel im Blues ist wohl B.B. King mit seiner Lucille und ihr hat er Ende der Sechzigerjahre ein ganzes Album gewidmet. Jetzt ist Bishop an der Reihe. Seine kirschrote Gibson ES 345 (Baujahr 1959) nennt er 'Red Dog' und am Anfang des Albums steht der dazu passende Song des Protagonisten. Gegenüber der letzten Platte The Blues Rolls On ist das Line-up erheblich kleiner geworden. Dennoch ist eine klasse CD mit elf Titeln daraus geworden. Auf einige hervorragende Gäste konnte aber nicht ganz verzichtet werden.
Alleine die mit "Blues Cruise" benannte Nummer ist mit einer größeren Anzahl von Musikern bestückt. Für diesen Track lief das Band bei der alljährlich im Golf von Mexiko stattfindenden Blues-Kreuzfahrt mit. Nicht nur dieser Song ist ein echtes Ereignis, denn Bishop erweitert seinen Blickwinkel auf den 12-Takter um einige Grad. Der Gitarrist hat sozusagen den peripheren Blick auf die Dinge bekommen. Die Session der Saiten und Tasten geht runter wie Öl. Ein Bishop-Song in der Art ist mir noch nicht untergekommen. Neben dem Komponisten setzen Ronnie Baker Brooks,
Tommy Castro sowie Roy Gaines ihre Sechssaiter ein und Stanley 'Buckwheat Zydeco' Dural spielt das Akkordeon. Eine tolle Nummer mit einem Crossover zwischen Blues und Zydeco. Letzterer Stil ist nicht so meine Tasse Tee, allerdings lasse ich ihn mir in dieser Spielart gefallen.
Auf dem Coverbild sieht man Bishop mit dem Bottleneck am kleinen Finger. Das Metallröhrchen kommt ausgiebig zum Einsatz und hier diese speziellen Momente in den Songs aufzuzählen, wäre zu viel des Guten. Dass Bishop und sein Bottleneck eine klasse Partnerschaft sind steht außer Frage.
Der Amerikaner mit der langen Karriere, die durch Howlin' Wolfs Gitarrist Smokey Smothers in Gang gesetzt wurde und Ende der Sechziger mit Paul Butterfield eine Fortsetzung fand, vermittelt ganz ungezwungen ein New Orleans-Feeling mit Bläserabteilung ("His Eye Is On The Sparrow"). Man hat hier für den Sound bewusst die etwas altbackene Variante gewählt. Keine schlechte Entscheidung. Ganz anders ist die Solonummer "Clean Livin'", die sich durch Delta-Flair auszeichnet. Wie der balladeske Titelsong hat auch das 'saubere Leben' autobiografische Züge. Nach dem Checken der fast dreiminütigen Sachlage hat Bishops Gitarre den rauen, ungeschliffenen Klang eines Hound Dog Taylors drauf.
Das ist aber noch nicht alles, Leute. Dieses "Blues Cruise" war ja schon eine Nummer, die es wie ein Brennglas auf den Punkt bringt, aber da ist noch ein "Doo-Wop Medley". Dahinter verstecken sich der Evergreen "In The Still Of The Night" sowie "Maybe". Besonders was in der instrumentalen Auslage des ersten Songs zusammengespielt wird, grenzt an Genialität. Mit dem immer noch so jungen Kid Andersen an der zweiten Gitarre zeugt nicht nur diese Nummer von einer brillanten Allianz. Als echter Teamplayer erweist sich Bishop, wenn er für zwei Titel John Németh das Gesangsmikrofon überlässt. Gerade die Lesung von Jimmy Cliffs "Many Rivers To Cross" trifft mitten ins Herz des Blues-Liebhabers. Beseelt singt der Mann die Nummer und der Elvin kann es nicht lassen... sein Slide drückt zusätzlich auf die Tränendrüse.
Noch Fragen?
Bishop ist schon wieder eine herausragende Platte mit noch mehr Expandereinsatz gelungen. Der von so manchen Krisen geschüttelte Mann steht mit seiner zweiten Delta Groove-Produktion endgültig wieder ganz weit oben. In "Red Dog Speaks" geleitet er uns auf Händen durch ein spannendes und höchst unterhaltsames Programm, das sich gewaschen hat und viel blaues Blut enthält. Die Klasse der ihn begleitenden Musiker spricht Bände und so darf man sich jetzt schon auf weitere Aktionen des fast siebzigjährigen Künstlers freuen.
Line-up:
Elvin Bishop (slide guitar, vocals)
John Németh (vocals - #2,5,8 harmonica - #6,8)
Mike Schermer (rhythm guitar - #2,5,7, guitar - #11)
Kid Andersen (guitar - #3,7, low guitar - #9)
Ronny Baker Brooks (guitar - #6)
Tommy Castro (guitar - #6)
Roy Gaines (guitar - #6, vocals - #6)
Bob Welsh (piano, guitar - #5,9)
Ed Earley (trombone - #2,3,7,9, tambourine - #9, vocals - #3)
Snakebite (tenor saxophone - #2,7)
Terry Hanck (tenor saxophone - #9)
Tom Poole (trumpet - #7)
Stanley 'Buckwheat Zydeco' Dural (accordion - #6)
Ruth Davies (bass)
June Core (drums)
Buddy Cochrane (drums - #3,5,8,9,11)
Sir Reginald Master Dural (rubboard - #6)
R.C. Carrier (rubboard - #8)
Tracklist
01:Red Dog Speaks (4:45)
02:Neighbor Neighbor (3:05)
03:Fat & Sassy (4:32)
04:Barbecue Boogie (2:43)
05:Many Rivers To Cross (3:48)
06:Blues Cruise (3:22)
07:Doo-Wop Medley (3:57)
08:Get Your Hand Out Of My Pocket (2:53)
09:His Eye Is On The Sparrow (3:27)
10:Clean Livin' (2:40)
11:Midnight Hour Blues (4:17)
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