Eric Bibb / Deeper In The Well
Deeper In The Well Spielzeit: 50:51
Medium: CD
Label: Dixiefrog Records, 2012
Stil: Roots Music

Review vom 09.03.2012


Norbert Neugebauer
Blues-Schmusist Eric Bibb ist in unserem Back-Katalog gut vertreten. Das liegt einerseits daran, dass er nahezu jährlich neue Platten veröffentlicht, aber auch, dass seine Interpretation diverser amerikanischer Roots-Music sehr eingängig und kompatibel ist. Mit seinem jüngsten Werk, bei Dixie Frog Records in Europa erschienen, taucht er tief in die Musik des Südens ein, die nur zu einem Teil Blues-gegründet ist. In Louisiana, wo er diesmal Quell-Forschung betreibt, ist Cajun und Zydeco genauso Bestandteil des kulturellen Lebens. Unterstützt wird er dabei von einer Crew exzellenter Musiker, nicht nur aus dem Pelican State, darunter auch Dirk Powell, in dessen Studio in 'The Cypress House' am vielbesungenen Bayou Teché die Aufnahmen entstanden. Multiinstrumentalist Powell und seine Frau Christine Balfa (Gitarre, Gesang) gründeten Balfa Toujours, eine der bekanntesten Cajun Bands des Landes. Cedric Watson ist ein ebenfalls geschätzter Geiger und Akkordeonspieler des Zydeco, die weiteren Cracks sind Drummer Danny Devillier, Harpplayer Grant Dermody sowie der hochkarätige kanadische Roots-Musiker Michael Jerome Brown und das mit zahlreichen Grammies dekorierte Dobro-As Jerry Douglas. An den Reglern saß mit Michael Bishop ein weiterer vielfacher Grammy-Gewinner. Bei diesem Line-up muss doch ein richtiges musikalisches Schwergewicht herauskommen, oder?
Doch der erste Höreindruck sagt, dass hier, trotz dieses Aufgebots an großen Namen, Eric Bibb seiner bisherigen Linie treu geblieben ist. "Deeper In The Well" ist eher ein subtiles, zurückhaltendes Album, auf dem die Mitspieler und Gäste den Hauptakteur wirklich nur 'begleiten'. Der für Bibb typische Folk Blues wird bei den meisten Tunes von Geige und (seltener Akkordeon) ergänzt, ansonsten gibt es keine harmonische Melange mit der anderen Louisiana-Musik. Das Ergebnis entspricht dem, was das atmosphärische Cover ankündigt: Entspannte Klänge, größtenteils von akustischen Instrumenten und einer warmen Stimme, aufgenommen an einem friedlichen Ort im üppigen Grün von Acadiana.
Aber auch nach ausgiebigerem Hören bleibt es dabei, im Gegenteil, man glaubt einer eher privaten Session im Freundeskreis beizuwohnen oder dem Bluesman beim relaxten Klimpern auf der Veranda zuzuhören. Das hat natürlich schon seinen Reiz, auf der anderen Seite gibt es aber auch keine große Spannungsbögen oder Emotionen, wie es beispielsweise bei ähnlicher Vorgehensweise eines Otis Taylor der Fall ist. Das ist jedoch mit vom jeweiligen Hörer anhängig, und unter diesem subjektiven Vorbehalt sollten mögliche Interessenten sich selber mal reinhören.
Was zumindest bei mir überhaupt nicht ankommt, sind die Beiträge der Cajun- und Zydeco-Musiker. Vor allem die Fiddle von Watson passt für mich überhaupt nicht ins Klangbild. Am ehesten 'authentisch' empfinde ich die Songs, bei denen sich Bibb weitgehend nur selbst begleitet und im eigentlichen Idiom bleibt, so wie man ihn kennt. Aber auch das mag Geschmackssache sein.
Nein, er mag aus den Quellen getrunken haben, aber ob er auf deren Grund gestoßen ist, daran habe ich meine Zweifel. Jedenfalls hat er keine neuen Weisheiten der ländlichen Musik von dort zutage gefördert. Denn gerade bei diesem Album wird deutlich, dass die Wurzeln der Musik hier im tiefen Süden der USA eben in zwei sehr verschiedenen Erdteilen liegen. Die des Blues in Afrika, die von Cajun in Europa. Und daraus wächst halt kein gemeinsamer Spross. Das Dylan-Cover ist zwar für sich wirklich hörenswert, aber was macht das hier in diesem Zusammenhang? Als Zugabe gibt es noch ein Stückchen auf der Mundharmonika, das schwer nach deutschem Volkslied klingt. Das würde ja passen. Alles in allem hat das Buddeln "Deeper In the Well" nicht wirklich was gebracht.
Tracklist
01:Bayou Belle (4:13)
02:Dig A Little Deeper In The Well (4:08)
03:No Further (4:07)
04:Sinner Man (4:53)
05:Boll Weevil (3:01)
06:In My Time (3:49)
07:Every Wind In The River (4:40)
08:Sittin' In A Hotel Room (2:52)
09:Could Be You, Could Be Me (2:39)
10:Money In Your Pocket (4:19)
11:Music (3:40)
12:The Times They Are A Changin' (3:33)
13:Movin' Up (2:52)
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