Eric Bibb / Get Onboard
Get Onboard Spielzeit: 42:34
Medium: CD
Label: Flatbrim Recordings/Telarc, 2008
Stil: Blues, Gospel

Review vom 19.05.2008


Norbert Neugebauer
»Same procedure as every year« - auch heuer wartet Eric Bibb mit einem neuen Album auf. Und das tönt nicht wesentlich anders, als das Dutzend davor. Die eingefleischten Fans wird's freuen; die, die vielleicht drauf gehofft hatten (wie ich), dass der Mann mit der Wellness-Stimme mal etwas aus seiner Kuschel-Ecke rauskommt, werden es nach wenigen Hördurchgängen mit leicht enttäuschtem Schulterzucken zu den anderen stellen.
Ohne Zweifel liefert der ewige Strahlemann durchwegs gute Qualität ab, was sein Songwriting und auch die Interpretation betrifft. Und wie immer sorgen neben perfekten Studio-Mannschaften in Nashville und Stockholm auch ein paar feine Gäste für die Glanzlichter. Diesmal sind's Darlin' Bonnie Raitt und Ruthie Foster. Auch am Sound gibt's neben der mittlerweile gängigen Dynamikreduzierung nicht viel auszusetzen, das klingt bei aller Heimeligkeit doch recht ansprechend (aber, wie auch hier festzustellen, tönen da ähnliche Produktionen aus deutschen Landen nochmal um Klassen besser).
»With every new recording project, I feel I'm getting closer to the core of my mission as a troubadour. For me, it's always been more than a matter of providing musical entertainment.«
O.k., Mr. Bibb, das kaufen wir ihnen gern ab, was da am Ende des Booklets mit den Texten und zwei Seiten Danksagungen steht. Und dann gleich nochmal im ersten Song »I live for the spirit I am« - wir haben verstanden! Der hat zunächst auch kurzfristig Hoffnung geweckt, dass diese Scheibe vielleicht doch etwas kantiger als gewohnt ausfällt. Gospelmäßig üppig und mit einer Gitarrenfigur untermalt, die vom Stones-Riffmaster himself stammen könnte. Auf dem immer noch reichlich elektrifizierten "Promised Land" fällt eine geile Harp auf, die ('Little') Jenny Bohman beisteuert, den Blues Rock-Fans u.a. von der Monaco Blues Band bekannt.
Dann kommt aber langsam der bekannte Bibb-Akustik-Sound aus den Boxen, wobei der "New Beale Street Blues" artgerecht mit dezentem Memphis-Brass angereichert wird. Bonnies wie immer geschmackvolle Slide wertet das ansonsten recht schwülstige "If Your Heart Ain't In It" auf. Bei "Conversation" werden wir wieder munter, das Duett mit der bemerkenswerten Ruthie Foster sorgt trotz der Ballroom-Aufmachung für willkommene Abwechslung. Der angehängte Gospel "God's Kingdom" gefällt durch seine mit sparsamer Begleitung akzentuierte Inszenierung, ähnlich das langsamere "Step By Step", wobei mir hier die beiden gefühlvollen Lap-Steels angenehm auffallen. Mit "Stayed On Freedom" singt uns Eric Bibb noch einen puristischen Delta-Blues im Stil von Cephas & Wiggins zum Abschluss, bei dem er uns auch mal seine etwas rauere Seite zeigt. Bitte gern davon mehr - und von den Plüsch-Arrangements weniger!
"Get Onboard" hat insgesamt eine mehr Gospel-mäßige Ausrichtung als die letzten Produktionen. Gefällig, aber im Vergleich mit Bibbs sonstigen Alben nur Durchschnitt.
Tracklist
01:Spirit I Am
02:The Promised Land
03:New Beale Street Blues
04:Get Onboard
05:If Your Hearts Ain't In It
06:Pockets
07:River Blues
08:Deep In My Soul
09:Conversations
10:God's Kingdom
11:Step By Step
12:Stayed On Freedom
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