Gregor Bewernick / Lebendige Musik für eine tote Generation
Lebendige Musik für eine tote Generation Spielzeit: 30:31
Medium: CD
Label: Eigenvertrieb, 2011
Stil: Liedermacher

Review vom 10.07.2012


Sabine Feickert
»Sehr geehrte Damen und Herren« so beginnt das Anschreiben, das dem Album des Stuttgarter Liedermachers Gregor Bewernick beilag. Ich fühle mich sehr geehrt und gleich um ein paar Jahre gealtert, werden wir RockTimer doch normalerweise eher freundlich-flapsig als 'Verehrte Musikliebhaber', 'Geschmacksmenschen' oder einfach mit 'Hi' angeschrieben. Auch der Rest des kurzen Anschreibens wirkt ein wenig förmlich unbeholfen. Doch die Facebook-Seite des Musikers bringt eine Erklärung - Bewernick ist erst 25 Jahre alt und Student.
Ende 2011 hat er sein Debütalbum "Lebendige Musik für eine tote Generation" herausgebracht und seit 2012 ist er, nach eigenen Angaben, auf diversen Bühnen und Open-Stages in Baden-Würtemberg unterwegs. Also ziemlich neu in der Szene - der junge Liedermacher aus Stuttgart mit seinen »lustigen, romantischen und kritischen Texten«.
Hm, gute Ansätze sind da durchaus erkennbar und ganz sicher kommt die Musik live schon ganz nett rüber. Ich kann sie mir gut vorstellen in so einer typischen Studentenkneipe oder einem alternativen Szeneladen. Auf CD wirkt sie auf mich nicht unbedingt so mitreißend, sondern noch unausgegoren und das zweifellos vorhandene Potenzial ist wirklich nicht ausgeschöpft.
Die Texte sind teilweise noch ein wenig holprig, strotzen dafür aber vor der geballten Lebensweisheit der Jugend. Ein wenig verwundert mich "Bienchen und Blümchen", denn dass in den letzten 40 Jahren noch irgendjemandem diese Story verkauft werden sollte, kann ich kaum glauben.
Immer wieder blitzt aber Wortwitz auf, Sprachspielereien verlocken zum Schmunzeln.
Musikalisch kommen die Lieder überwiegend ziemlich gleichförmig rüber, vielleicht wird das auch durch den etwas dumpfen Sound der Aufnahme noch verstärkt. Vielleicht sollte Gregor auch nochmal ganz genau bei Reinhard Mey und Hannes Wader hinhören, wie so ein Gesang moduliert wird, dass er akzentuiert rüberkommt. Ganz bestimmt wird sich das aber auch mit zunehmender Bühnenerfahrung verbessern.
Überhaupt - Bühne - gerade die Nummern mit dem Wortwitz leben wahrscheinlich auch von den Publikumsreaktionen, wenn »die Raucher kommen, Zigarette sich wer kann«, dann kann ich mir die Lacher aus dem Publikum bildlich vorstellen, auf dieser Studioaufnahme aber leider natürlich nicht hören.
Vielleicht sollte die CD in erster Linie als Vorstellung für Club- und Kneipenbesitzer und andere Veranstalter betrachtet werden, um an Live-Gigs ranzukommen, die dann die notwendige Erfahrung bringen, um aus der nächsten Scheibe eine ziemlich runde Sache werden zu lassen.
Line-up:
Gregor Bewernick (Gesang, Gitarre)
Friederike Heuckeroth (Gesang - #2)
Andreas Mann (Growls - #4)
Tracklist

01:Tote Generation
02:Beziehungstypen
03:Bienchen und Blümchen
04:Die Flamme
05:Die schwarze Katze
06:Sonne, Regen, Meer und Wind
07:Das sind die Drogen
08:Zigarette sich wer kann
09:Requiem auf 9Live

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