Jeff Beck
Performing This Week... Live At Ronnie Scott's
Live At Ronnie Scott's Spielzeit: 70:20
Medium: CD
Label: Deuce Music/Eagle Records, 2008
Stil: Fusion/Blues

Review vom 18.12.2008


Joachim 'Joe' Brookes
Mein Güte, die Karriere von Jeff Beck kommt einer Achterbahn-Fahrt gleich und nicht anders ist es mit seinen Alben, die der 1944 geborene Engländer veröffentlichte.
Er spielte bei den Yardbirds, nach Eric Clapton. 1968 veröffentlichte er seine erste Platte, die mit Leuten von Led Zeppelin sowie The Who eingespielt wurde und Rod Stewart stand am Gesangsmikrofon.
Dann war die Jeff Beck Group angesagt. Stewart und Aynsley Dunbar blieben, Ron Wood kam dazu. 1970 war Schluss.
Ein neues Projekt sollte mit Carmine Appice und Tim Bogert aus der Taufe gehoben werden. Ein Auto-Unfall verhinderte dieses Trio. Appice sowie Bogert spielten bei Cactus und abermals gab es die Jeff Beck Group bis sich Cactus auflöste und die drei Musiker das Power-Trio Beck, Bogert & Apice gründeten. Diese Gruppierung war nur einjährig.
Pause! Beck meldete sich als Fusion-Musiker zurück und arbeitete mit dem Keyboarder Jan Hammer zusammen. Nach der gemeinsamen Tour, dokumentiert durch ein Live-Album… wieder Stille.
Man könnte diese Höhen der Aktivitäten und Tiefen der Untätigkeit fortsetzen. Aber als Gast-Musiker war Herr Beck immer gefragt und diesbezüglich macht er vor niemandem Halt.
Die Erfolgskurve scheint wieder nach oben zu zeigen, denn "Jeff" aus dem Jahr 2003 war gut und nun gibt es eine weitere Live-Scheibe mit dem sinnigen Titel "Performing This Week… At Ronnie Scott's". Aus sieben Gigs macht der Gitarrist eine Instrumental-Platte mit 16 Songs.
Zeitreise ist angesagt, denn der von Jimmy Page geschriebene rockige Opener "Beck's Bolero" stammt von seinem Debüt-Album. 40 Jahre alt und frisch wie ein Mungo, dieses Stück.
Schon jetzt wird deutlich, dass Beck mit einer sehr guten Band spielt. Altmeister Vinnie Colaiuta an den Drums und Jungstar Tal Wilkenfeld am Bass sowie Keyboarder Jason Rebello bilden eine klasse Einheit, die während der Konzerte alle ihre Freiheiten auskosten durften. Frau Wilkenfeld ist deutlich im Jazz verwurzelt und beeindruckt durch versierte Spielereien auf den dicken Saiten. Rebello ist glücklicherweise kein Jan Hammer und Colaiuta bedient die Felle auf seine persönliche Art. So wird Billy Cobhams "Stratus" zu einer ganz starken Angelegenheit in Jazz Rock mit einer Bassistin, die schon einmal einige Trümpfe in der Hand hält, die im folgenden, bluesig interpretierten Stevie Wonder-Track "Cause We've Ended As Lovers" solistisch voll zum Tragen kommen.
"… Live At Ronnie Scott's" ist ein Fusion-Album mit wenigen Blues-Anteilen, die allerdings genauso hervorragend sind, wie alles andere auf der CD.
Die Tracklist besteht fast ausschließlich aus älteren Songs, wenn man "Nadia" als Ausnahme von der Regel ansehen darf, denn es stammt von "You Had It Coming" aus dem Jahr 2001.
Schön verteilt befinden sich auch einige Tracks der "Jeff Beck's Guitar Shop" auf der Platte. Der Gitarrist zaubert mit seinem Instrument Töne und Klänge, wie er will. Es ist eine wahre Freude, ihm vor den Boxen in den heimischen vier Wänden zuzuhören. Die CD hat einen voluminösen Sound und lässt auch in diesem Punkt keine Wünsche offen. Die ausgewählten Nummern verdeutlichen, mit welcher Hingabe Beck Emotionen ausdrücken kann und er begibt sich nicht ins Hamsterrad der Frickel-Orgien, obwohl er ab und an dicht davor steht ("Scatterbrain"). So etwas zeichnet ihn als klasse Gitarristen aus. Beck lässt sein Arbeitsgerät schreien, stöhnen, wehklagen und manchmal auch überschäumen. Den Gefühlen sind keine Grenzen gesetzt und ganz geschickt streut er Kurz-Zitate ein, wie in "Behind The Veil", das übrigens als astreiner Reggae gespielt wird. Fantastisch!
Für das balladeske "Angel (Footsteps)" streift er das Bottleneck über und in den ruhigeren Gefilden verbleibend ist "Goodbye Pork Pie Hat/Brush The Blues" das zentrale Stück der Platte. Hier hat es dann auch ausgiebig den 12-Takter-Groove. Ein Stück mit Edelmetall überzogen.
Über diverse Solo-Einlagen darf man sich die gesamte Spielzeit hinüber freuen, ganz besonders, wenn Colaiuta am Ende von "Blast From The East" trommelt. Alle anderen Musiker geben Ruhe. Bassistin Wilkenfeld und Tastenmann Rebello haben immer mal die Gelegenheit, mit Einzelleistungen zu glänzen. Der Keyboarder ist ein verdammt guter Jazz-Mann, auch wenn es Beck über seinen Klängen rocken lässt. Keyboard-Teppichware ist davon ausgenommen.
Nach vielen Durchläufen kann man mit Fug und Recht behaupten: Beck is back.
Vorraussetzung ist allerdings, man mag seine Fusion-Musik. Ansonsten wird das mit "… Live At Ronnie Scott's" nichts.
Wie sehr Beck seine Gitarre zu einer singenden Stimme werden lässt, zeigt er mit umwerfender Brillanz im Beatles-Song "A Day In The Life".
Und 'instrumental' muss auch beim Wort genommen werden, denn nur nach dem letzten Track bedankt sich der Protagonist beim Publikum. Ansonsten: keine gesprochene Silbe. Womit ich mich anschließen möchte und kein Wort mehr schreibe… in dieser Review, wohl gemerkt.
Line-up:
Jeff Beck (guitar)
Vinnie Colaiuta (drums)
Jason Rebello (keyboards)
Tal Wilkenfeld (bass)
Tracklist
01:Beck's Bolero (3:29)
02:Ethernity's Breath (1:14)
03:Stratus (4:47)
04:Cause We've Ended As Lovers (5:17)
05:Behind The Veil (5:09)
06:You Never Know (3:20)
07:Nadia (3:41)
08:Blast From The East (4:40)
09:Led Boots (4:23)
10:Angel (Footsteps) (5:41)
11:Scatterbrain (4:32)
12:Goodbye Pork Pie Hat/Brush With The Blues (6:14)
13:Space Boogie (4:20)
14:Big Block (5:49)
15:A Day In My Life (4:46)
16:Where Were You (2:51)
Externe Links: