Jello Biafra And The Guantanamo School Of Medicine / White People And The Damage Done
White People And The Damage Done Spielzeit:77:21
Medium: CD
Label: Alternative Tentacles, 2013
Stil: Hardcore/Punk


Review vom 31.03.2013


Jens Groh
Da ist er wieder, Jello Biafra, der Vorzeigepunk, der personifizierte Stinkfinger der Musikindustrie, der Giftstachel im Fleisch der US-amerikanischen Regierung!
Ein Mann, auf den man sich auch nach über dreißig Jahren blind verlassen kann, wenn es um richtig gute Hardcore-/Punkmusik mit sehr guten Texten geht. Da kommt niemand an den in die Jahre gekommenen Ami dran!!!
Auch die neueste Veröffentlichung meines Lieblingspunks und Querdenkers ist mal wieder ein wahres Fest geworden.
War der Vorgänger schon ein Hammeralbum, so wirkt diese noch tiefer in den Endachtzigern/Frühneunzigern verwurzelt. Man hat das Gefühl, der Bursche wird einfach nicht alt. Seine unnachahmlichen Vocals klingen immer noch so angepisst wie vor mehr als dreißig Jahren zu Dead Kennedys Zeiten. Verdammt, was hält den Mann so fit??? Ist es der Punk oder ist es einfach die Tatsache, dass sich auch heutzutage immer noch so wenig geändert hat? Sei es in der Wirtschaft, der Politik, der Musikindustrie, dem TV??? Keine Ahnung, aber all das sind Themen, die Jello auch heute immer noch beschäftigen. Und denen er auf "White People And The Damage Done" wieder freien Lauf lässt.
Und wer sich auch nur mal kurz mit seinen Texten beschäftigt hat, weiß, dass hier nicht plump oder billig um sich geschlagen wird. Keineswegs, Jello weiß seine Texte perfide und hinterhältig, aber dennoch mit Gift und Galle durchsetzt in den Äther zu fauchen, dass einem das bösartige Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht gehen möchte.
Vor allem, wenn Jello mal wieder so richtig quäkt wie ein ungezogenes Kind, macht die Chose richtig Laune
Aber auch die Musik, für viele vielleicht wichtiger als die textliche Aussage an sich, auch wenn das seit jeher ein großer, wenn nicht sogar der größte Bestandteil aller Veröffentlichungen rund um Herrn Biafra sind, bietet wieder eine bunte Mischung vieler Musikstile.
Vom schlichten Hardcore-Punk, über Swing oder Country ist wieder alles am Start und wird auch munter durcheinander geworfen. Und das ist auch eine der ganz besonderen Eigenschaften Biafras und seiner jeweiligen Mitmusiker, alles klingt wie aus einem Guss. Egal ob man wildesten Hardcore mit Musik verbindet, die auf den ersten Schein so gar nicht zueinander passen will oder einfach nur straight drauflos rockt. Gut, immer wenn es wild wird, macht es am meisten Spaß. Und dass die Kerle den auch beim Einspielen hatten, merkt man zu jeder Sekunde des zwar mit über siebzig Minuten langen, aber keinesfalls langweiligen zweiten Albums der Guantanamo School Of Medicine.
Es gab zwar an den Drums eine Umbesetzung, aber von der merkt man zum Glück nichts. Alles klingt, als ob die Truppe schon seit tausend Jahren zusammen rockt!
Oft erinnert die neue Scheibe an Großtaten der Marke "The Sky Is Falling And I Want My Mommy" von NoMeansNo, mit denen der Herr Biafra ja schon in den Neunzigern gewütet hat.
Wirkliche Fans, die alles von Jello haben, werden auch erstaunt feststellen, dass "Burgers Of Wrath", das seinerzeit als Country-Version auf "Prairie Home Invasion" zusammen mit Mojo Nixon eingespielt wurde vortrefflich als Punk-Interpretation funktioniert. Herrlich!
So kann ich zum Abschluss eigentlich nur sagen: Wieder eine Hammerscheibe im langen Wirken des (positiv gemeinten) Bekloppten aus San Francisco und seiner Gang!
Auch wenn der Gag mit einigen Minuten Pause, bevor es mit den Bonus-Tracks weitergeht, ein alter Hut ist. Egal, dafür bekommt man kongeniale Versionen einiger Songs geboten, die genauso kaputt sind wie die Mucker an sich. Sensationell!
Und so wird auch "White People And The Damage Done" wieder ein Tipp. Los!!!! Kauft euch dieses Machtwerk, das wieder mal super aufgemacht ist.
Keine faulen Ausreden, von wegen der macht doch sowieso immer das gleiche. Wer sowas behauptet hat eh nichts begriffen. In diesem Sinne: Buy or die!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Line-up:
Jello Biafra (lead vocals)
Ralph Spight (guitar, vocals, keyboards)
Kimo Ball (guitar)
Paul Della Pelle (drums, percussion)
Andrew Weiss (bass)
Tracklist
01:The Brown Lipstick Parade
02:John Dillinger
03:Werewolves On Wall Street
04:Road Rage
05:Mid-East Peace Process
06:Hollywood Goof Desease
07:White People & The Damage Done
08:Crapture
09:Burgers Of Wrath
10:Shock U Py!

Bonus:
11:The Brown Lipstick Parade [Spit Valve Brass Mix]
12:Burgers Of Wrath [Slight Rural Extension]
13:Crapture [Flight F.I.N.A.L. Space Blast Extension]
14:Shock U Py! [Soul Clap Mix]
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