Jim Byrnes / Everywhere West
Everywhere West Spielzeit: 51:34
Medium: CD
Label: Black Hen Music, 2010
Stil: Blues, Roots Music


Review vom 06.01.2011


Joachim 'Joe' Brookes
Ob auf der Bühne oder durch seine vielen Platten: Der aus St. Louis stammende Künstler legt die Messlatte der Kritik persönlich immer höher und mit vorliegendem Werk "Everywhere West" hat er sie übersprungen. Dieses Album ist perfekt.
Sich Jim Byrnes ohne Zitate von anderen Komponisten vorzustellen, ist kaum möglich. Den mittlerweile in Kanada weilenden Mann kann man auch als Sammler und Jäger in Sachen Blues bezeichnen. Sind wir Männer nicht allgemein alle irgendwie so gestrickt? Es muss ja nicht um Musik gehen, aber wir meinen, wir könnten fast alles gebrauchen ... nicht gleich, aber irgendwann. Wenn nicht, fällt selbst die Trennung schwer. Auf die Musik bezogen, hat Byrnes den Vorteil, seine Funde anderen Menschen zugänglich zu machen.
So ist es auch auf "Everywhere West" der Fall. Wobei Byrnes abermals eine klasse Mischung aus einer herrlichen Bandbreite an Fremdkompositionen, Traditionals und eigenem Material gefunden hat. Wer die Band von ihm kennt, wird mir nicht böse sein, dass ich bei den vier selbstgeschriebenen Songs Byrnes und den Saitenmagier Steve Dawson in einen Topf werfe.
Jim Byrnes hat so viel Soul in seiner mehr oder weniger angerauten Stimme, dass mir bei jedem Hören eine Gänsehaut wächst. Dieses Mal ist die Sängerriege The Sojourners nicht mit von der Partie.
Die Instrumente wurden aufgestockt. Mitte der Neunzigerjahre hatte Byrnes schon einmal Blech- sowie Holzbläser im Line-up. Das ist nun wieder der Fall und Dawson zupft eh an allem rum, was irgendwie nach Saite aussieht. Bei ihm werden es immer mehr und das ist nur gut so, denn die Arrangements der Songs werden noch vielfältiger. Die dreizehn Tracks verfügen über eine sehr gute Trennschärfe. Da gibt es einen Fußwippen-Blues mit dem Titel "Storm Warning", gefolgt von einer inspirierten Dixieland-Nummer namens "From Four Until Late" und dann ein Schwergewichts-Blues ("Take Out Some Insurance On Me") aus dem Umland von Chicago. Ach so, nur so am Rande: Das Dixie-Ding stammt von Robert Johnson.
Die gospelige Nummer "Yield Not To Temptation" wäre natürlich genau das Richtige für eine Kollaboration mit den Sojourners. Dafür dürfen andere die Backing Vocals singen und der Dawson zaubert auf dem Banjo sowie der Slide-Gitarre. Mit seiner Stimme ist Byrnes schon einzigartig und hier hat sein Gesang phasenweise etwas von Joe Cocker. Schon mit dem Opener "Hot As A Pistol" wandeln Byrnes & Co. auf dem klassischen Blues-Pfad. Klasse sind hier die Bläser. Sie verleihen dem Track ungemein viel Volumen. An der Orgel spielt Chris Gestrin zu Beginn eine Begleiterrolle und dann schiebt er sich mit einem feurigen Solo auf Platz eins der Tagesordnung des Stücks. Super!
Steve Dawson gebührt ein besonders großes Lob. Was er im Umarrangieren einiger Songs zustande gebracht hat, ist umwerfend gut. Dazu gehören unter anderem die beiden Traditionals "Bootlegger's Blues" und "He Was A Friend Of Mine". Der Mann hat ein ausgesprochen feines Händchen dafür, zwischen den Zeilen der Lieder zu lesen und ihnen neue, überraschende Wendungen zu geben.
Wenn schon Lob, dann gehört definitiv auch der Tastenmann Mike Kalanj dazu. Seine musikalischen Aktivitäten reichen von Long John Baldry über die Powder Blues Band, Amos Garrett bis hin zu Wide Mouth Mason. Sein Pianosolo in der abschließenden Byrnes-Komposition "Me And Piney Brown" ist mit Baumwolle nicht aufzuwiegen. Überhaupt macht das letzte Slow Blues-Stück eine hervorragende Figur, so wie alle anderen Nummern auch.
So ist es auch insgesamt mit "Everywhere West". Ein Album der Extraklasse, das bestätigt, dass Jim Byrnes mit seinen Musikern eine herausragende Stellung nicht nur innerhalb der Musikergilde Kanadas einnimmt.
Line-up:
Jim Byrnes (vocals, electric guitar, acoustic guitar)
Steve Dawson (slide guitar, acoustic guitars, electric guitar, Weissenborn, National tritone guitar, mandotar, banjo, Dobro, bass, marxophone, pump organ, Mellotron, peadal steel, handclaps, vocals)
Chris Gestrin (organ, Wurlitzer)
Mike Kalanj (piano)
Daniel Lapp (trumpet, mandolin, fiddle, vocals, tenor banjo)
Bill Runge (baratone saxophone, alto saxophone)
Jerry Cook (tenor saxophone)
Keith Bennett (harmonica)
Keith Lowe (bass, handclaps, vocals)
Geoff Hicks (drums, percussion, handclaps, vocals)
Jeanne Tolmie (vocals)
Tracklist
01:Hot As A Pistol (4:47)
02:Yield Not To Temptaion (4:10)
03:Bootlegger's Blues (3:14)
04:Black Nights (4:44)
05:Walk On (4:06)
06:No Mail Blues (4:24)
07:Storm Warning (4:56)
08:From Four Until Late (3:17)
09:Take Out Some Insurance On Me (4:24)
10:He Was A Friend Of Mine (4:43)
11:You Can't Get That Stuff No More (2:56)
12:Me And Piney Brown (5:44)
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