Jimi Barbiani Band / 15.01.2011, Blues Rock Garaasj, Geleen (NL)
Blues Rock Garaasj
Jimi Barbiani Band
Blues Rock Garaasj, Geleen (NL)
15. Januar 2011
Stil: Blues'n'Jam Rock
Konzertbericht


Artikel vom 23.01.2011


Volker Fröhmer
Ich bin sehr oft auf der Suche.
Dabei gelangte ich beim Suchen im WWW nach für mich neuer und/oder unbekannter Musik(er) an eine mit Herzblut geschriebene Besprechung des Silberlings "Back On The Tracks" der Jimi Barbiani Band. Anschließend klickte ich auf ihre MySpace-Seite und dort hörten meine Ohren mal wieder einen für mich musikalischen Urknall. Der dauerte knapp 29 Sekunden und diese 29 Sekunden reichten mir völlig; sie reichten völlig zu der Erkenntnis: Da muss ich hin, zum Auftritt der Jimi Barbiani Band, nach Geleen, unbedingt.
Schon diese 29 Sekunden zu Anfang ihrer Komposition "I Feel So Lonely", dieses sehr grobe bei mir Holzraspelhaut verursachende, sägende, bluesrockige Masterriff, die anschließend einsetzenden Bassriffs und Schlagzeugprügeleinheiten und zur Krönung, die dazu kräftig röhrende Stimme zwangen mich förmlich zu einer Fahrt von Hilden nach Geleen, einem Stadtteil von Sittard, gelegen in den Niederlanden. Wie schon so oft in meinem Leben: On the road again für gute Musik.
Ihr einziger Auftritt in einer einigermaßen erreichbaren Entfernung führte nach dem Verlassen der Autobahn vorbei an einem riesigen Areal der chemischen Industrie in die Burg Lemmensstraat zur Blues Rock Garaasj und die Chemie dort stimmte. Allgemein und in der Band und zwischen der Band und dem Publikum. Dieses Lokal ist äußerst liebevoll bikerlike eingerichtet, veranstaltet im Jahr einige Konzerte in der Kategorie Blues Rock und Artverwandtes. Die Besitzer und das Personal sind ausgeschrieben klasse und sehr freundlich und genauso gut drauf wie die ca. 50 versammelten Zuhörer; der Eintrittsobulus betrug 5 €!!
Apropos Chemie: Es wurde ein äußerst giftiger Abend in Bezug auf die gespielte Musik - auch süchtig machend. Mann, was war das für eine Truppe da auf der Bühne. Diese stammt komplett aus Italien und mischte uns die toxischen Heilmittel in einer ausgewogenen Mixtur zusammen. Die Arzneien bestanden aus Blues und Rock als Hauptzutaten sowie diversen Prisen aus Jazz, Folk, Soul und Funk und das Ganze fusionierte auch mal zwischendurch.
Jimi Barbiani Um kurz nach 22 Uhr schnallte sich Jimi Barbiani seine Gibson Les Paul um, das Slideröhrchen kam auf den linken kleinen Finger und dann schoss er uns ein slidigräudiges Boogieintro unter unsere Füße und diese stellten für die nächsten 120 Minuten den Stillstand ein, sie wurden förmlich dazu gezwungen: Fußmassage auf italienische Art.
Zu Jimi gesellten sich - ich muss ihn so benennen - das Schlagzeugtier Elvis Fior. Mein lieber Mauro Magellan
(Dan Baird & Homemade Sin), da hast du in punkto 'auf's Schlagzeug einprügeln' ernsthafte Konkurrenz bekommen (siehe hier) - der hat alle Takte drauf, das hörten wir auf beeindruckende Weise bei seinem Schlagzeugsolo im letzten Drittel des Konzerts und der von Jimi als » Lemmy look-alike« bezeichnete Bassmann Daniele Vicario ließ gleich mal Bassläufe raus, die sich nicht gewaschen hatten, ein perfetto Duo.
ElvisJimi, Elvis und Daniele brachten den Boogieexpress nach einigen Minuten zum Stillstand, der Stimmungsmultimeter für die Kneipe schlug schon jetzt in Richtung Anschlag aus und nun betrat auch J.C. Cinel die Bühne. Der Sänger und gelegentliche Harpspieler des Vierers hat die haargenau passende Stimme zu dieser und der anderen heute und auf der CD gehörten Musik und mit "I Feel So Lonely" von ihrer soeben erschienenen ersten CD "Back On The Tracks" - die übrigens in einer äußerst edlen Verpackung daherkommt, ein knallrotes Digipack mit mehrseitigem Booklet und Samtimitat außen, das Auge kauft ja auch mit, und der Inhalt steht der Verpackung in nichts nach - spielten die Jungs schon zu Beginn sich und uns den Adrenalinschweiß u.a. auf die Stirn. Es brodelte sofort weiter mit dem Rocker "Party Angel": Riff, uno, due, tre und ab ging der Rock'n'Roll-Reigen. Paaaaarty im wahrsten Sinne des Titels.
J.C. CinelDie Band existiert seit 2009, Elvis und Daniele waren unbeschriebene Musiker für mich. Jimi war lange Jahre Songschreiber und Gitarrist bei den italienischen Jamrockern W.I.N.D. und Signore J.C. Cinel war eine Zeit lang Sänger bei den italienischen Heavy-Progressiv-Rockern Wicked Minds. Ein Grand mit allen Vieren hat sich da zusammen gefunden.
Mit "Weeping Sky" zelebrierten sie uns danach für ca. 10 Minuten eine raumgreifende Ballade. J.C. sang die Seele in diesen Song, Daniele und Elvis grundierten den Raum und Jimi hielt, griff und zog die großen rockmusikalischen Gitarrenfein- und gemeinheiten aus den Saiten der Les Paul. Seine Musiktruhe mit relevanten Riffs und Licks ist reichlich gefüllt, mozzafiato.
Southernfeeling 'Allmänner Art' bescherten uns die vier mit dem "Good Time Man", oh Mann, das floss mit einer Leichtigkeit von der Bühne, wunderbar. Für das folgende Instrumental "Good Morning" fusionierten Jimi, Daniele und Elvis den Rock und Blues zeitweise mit Jazz. Und wie kamen die drei aus dieser Nummer wieder raus?
Mit Leichtigkeit... Die Riffs wurden härter und rockiger und bluesiger, eine rasante elfminütige Lesung aus dem Jambereich.
J.C. intonierte vor der Pause noch "Sympathy For The Devil" und "La Grange". Die beiden Klassiker gab es in gestrafften Versionen und danach war Zeit und Muße, das Gehörte zu verarbeiten und mit Gleichgesinnten darüber zu sinnieren. Mit ihrer Managerin Mariachristina Piccini, die perfekt deutsch spricht, konnte ich mich auch kurz unterhalten, ihre frohe Botschaft lautete: »Wir kommen im Mai / Juni wieder in die Gegend…es gibt einige Anfragen«. Kein Wunder, bei der Klasse der Band.
Mit "Streets Of Love" startete das Quartett nach der Pause, J.C. spielte die Harp dazu, ein schöner Countryfolkblues und mit "You Don't Know" wurde das Gaspedal funkrockig und kräftig durchgetreten, das Ganze mündete dann in das oben schon angeschriebene Schlagzeugsolo.
Zwei Coverversionen besonderer Art verfolgten den Funk, man verabreichte uns ein bisschen Soul. Stevie Wonder schrieb "Superstition" und die Barbiani Band gab diesem Stück sehr eigene Noten. Das Lied ist der siebte Titel auf ihrer CD, und der Jeff Beck-Slowblues "Brush With The Blues" gab ihn uns, den Blues. Jimi diesmal mit der Fender; er zog die Saiten mit den Fingern und in seinem Gesichtsausdruck, völlig versunken im Sound, wir auch, was für ein Machwerk, boah! Der Applaus erreichte auf dem Schallmeter enorme Werte.
Sammeln.
Sandra Ann Mathilde NijssenSandra Ann Mathilde Nijssen, genannt 'Sammie', Bassistin der niederländischen Band Red Pepper Blues Explosion weilte im Publikum, wurde von der Band auf die Bühne gebeten, kurze Rücksprache - was spielen wir? - und ohne J.C. gaben sie uns wieder den Blues: Eine feine Coverversion des Bonnie Raitt-Titels "Love Me Like A Man". Singen kann Sammie auch, und wie! Die Jungs gaben alles, schön slow und ruhig, Bluestime vom Feinsten.
DanieleWieder mit J.C. hinterm Mikro kredenzten uns die Jungs danach die andere Coverversion ihrer CD, die Bärteballade "Sure Got Cold After The Rain Fell" vom Album "Rio Grande Mud". Durch das Hinzufügen von Cinel'schen Harpattacken bekam der Blues einen satteren Inhalt und das Les Paul'sche Slidesolo zum grandiosen Finale hin wurde mit tosendem Applaus von 48 niederländischen und 2 deutschen Fans belohnt.
Der Teufel kam zum Schluss auch noch ins Spiel: Einem gesungenen Intro folgte wieder so ein Bluesrocksägeriff, J.C. sang uns "I Got The Devil", Daniele und Elvis hielten den Bluesrocker auf geradem Pfad und Jimi slidete den Song in Grund und Boden.
Was für eine Show, grandios.
Vor dem Nachhauseweg gab's für die restlos begeisterte Schar noch richtig was auf die Ohren. Der "Jumping Jack Flash" ging pausenlos rüber zu "Hey Joe". Vater Barbiani war großer Hendrix-Fan und gab seinem Sohn den zukunftsweisenden Vornamen. Jimi Barbiani zog noch mal alle Saiten bis an ihre Grenzen und entlassen wurden wir mit dem Bad Company-Titel "The Hunter", die Band verbeugte sich vor uns und wir uns vor ihnen.
Ich erstand natürlich noch ihre CD mit allen Autogrammen versehen und um es mit dem leicht abgewandelten Freddy Quinn-Titel, aber wirklich nur mit dem Titel, zu schreiben: Jungs kommt bald wieder, bald wieder zurück.
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