Jock Bartley / Blindside
Blindside Spielzeit: 56:18
Medium: CD
Label: Winged Horse Records, 2006
Stil: Rock/Americana

Review vom 11.03.2007


János Wolfart
Der Name von Jock Bartley wird denjenigen etwas sagen, die die Westcoast-Country-Softrocker Firefall kennen, bei denen er momentan das einzig verbliebene Gründungsmitglied ist. Nun legt er mit "Blindside" sein erstes Soloalbum vor, das mit Hilfe von 30, z.T. illustren Gästen eingespielt wurde und musikalisch dem Wirken seiner Stammband vergleichbar ist, aber auch neue Wege beschreitet.
Der Einstieg ins Album erfolgt mit dem treibenden Titeltrack, der ein herrliches Retro-Westcoast-Feeling vermittelt, während das folgende "It's So Hard" eine AOR-Nummer ist, die weitgehend ohne Dynamik einfach dahin plätschert; ein ähnlich mittelmäßiges Poprock-Liedchen ist das härtere "You Need Love" und "Call On Me" ist auch nicht das Gelbe vom Ei. Solche Songs kommen einem eher von den Firefall der frühen 80er Jahre bekannt vor, als sie sich mehr und mehr von ihren Roots entfernten und sich dem AOR-/Pop-Zeitgeist beugten. Leider ist Bartley auch kein charismatischer Sänger, einzig seine herausragenden Trademark-Gitarrenleads hauchen diesen Songs etwas Leben ein.
Apropos Roots, davon gibt's zum Glück auch reichlich auf dieser Platte. Die beiden von der Akustikgitarre dominierten Stücke "Veronica So Fair" und "Baby I Will" können durch schöne Satzgesänge überzeugen und man fühlt sich an den klassischen Firefall-Sound aus der zweiten Hälfte der 70er erinnert. Absolute Kracher sind aber "Goodhearted Man", ein lässiger Country-Rocker mit Swamp-Einschlag, mit meisterhafter Mandoline von John McEuen (Nitty Gritty Dirt Band) und Richie Furay (ex-Poco) als Background-Sänger sowie das bluesig-kraftvolle "I Used To Say", veredelt vom anderen Poco-Haudegen Rusty Young an der Dobro. In die gleich Kerbe schlägt der gute Laune verbreitende Boogie "Pretty Please", mit John Magne von der New Orleanser Kultband The Subdudes am Akkordeon.
Americana pur!
Mit guter Laune haben "Economy" und "Insatiable" nichts zu tun, da sie Kritik an der aktuellen Verfassung der amerikanischen Gesellschaft aus der Perspektive des einfachen 'working man' üben. Die Songs rocken im Vergleich zu den anderen dermaßen hart, als wollte Jock Bartley seinem Frust über das Land der begrenzten Unmöglichkeiten Ausdruck verleihen. Die wirkliche Überraschung kommt zuletzt mit "Just Let Go": Hier dominieren Latin-Rhythmen - dem Firefall-Klassiker "Mexico" nicht unähnlich - sowie drei Jungs, die 'Brazilian Rap' machen (nicht erschrecken!), dazu fetzt Jock Bartley in seiner unverwechselbaren, jazzigen Spielweise an der Gitarre los.
Fusion vom Feinsten!
Fazit: Für Firefall-Fans ist "Blindside" sicherlich ein Muss, aber auch Liebhaber von Americana und melodisch-eingängiger Rockmusik können ein Ohr riskieren. Alles in allem, trotz der drei schwächeren Songs, eine gute und hörenswerte Platte.
Tracklist
01:Blindside
02:It's So Hard
03:Veronica So Fair
04:You Need Love
05:Call On Me
06:Goodhearted Man
07:I Used To Say
08:Baby I Will
09:Economy
10:Insatiable
11:Dysfunctional Bop
12:Pretty Please
13:Just Let Go
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