Joe Bonamassa gab sich am 19. Mai 2009 die Ehre, um seinem Berliner Anhang im Fritz Club am Ostbahnhof sein neues Live-Programm zu präsentieren. Da hieß es für
RockTimes vor Ort zu sein, um das Konzert mitzuerleben und in Worte zu fassen. Dass der amerikanische Gitarrenmeister längst in der Champions League angekommen ist, beweist die Tatsache, dass der Club mit über 1.000 Fans, die auch bereit waren, 25 Euro für eine Eintrittskarte auszugeben, sehr gut besucht war.
Um 21.00 Uhr betrat
Joe im feinen Anzug die Bühne und hatte seine identische Begleitband aus dem Vorjahr dabei. Als da wären: Der australische Tastenmann
Rick Melick, der Bassist
Carmine Rojas und der Mann an den Pauken,
Boogie Bowles. Aber war es wirklich
Joe Bonamassa, den ich vorher schon fünf Mal live erleben durfte? Denn
Joe hat gegenüber dem letzten Jahr bestimmt geschätzte zwanzig Kilo abgenommen! Passend dazu eine neue Kurzhaarfrisur, und fertig war
Joes neues Outfit.
An diesem Abend stellte er auch seine auf 300 Stück limitierte Auflage der 'Gibson - Inspired By
Joe Bonamassa Les Paul Gold Top' zur Schau. Zudem hatte der Roadie alle Hände voll zu tun, um fünf weitere Klampfen griffbereit zu halten, die an diesem Abend noch zum Einsatz kommen sollten.
Bonamassa, der durch seine Gewichtsreduzierung sehr fit wirkte, zelebrierte seine Songs mit äußerster Präzision! Immer mit einer gewissen Angespanntheit in seinem Gesichtsausdruck spielte er Songs aus fast allen Studioalben der Vergangenheit. Dabei zählten "Sloe Gin" ("Sloe Gin" - 2007) und "Happier Times"
(
The Ballad Of John Henry - 2009) zu den absoluten Höhepunkten, die von den Fans frenetisch abgefeiert wurden. Es war schon erstaunlich, wie viele Leute aus anderen Städten wie Hamburg oder Leipzig sich die Mühe machten, um dabei zu sein. Doch die Anwesenden werden ihr Kommen nicht bereut haben, dazu war die Truppe um
Joe einfach zu gut. So zupfte
Rojas routiniert an seinen fünfsaitigen Tieftöner, von denen er zwei Spielgeräte zum Einsatz brachte.
Bowles beackerte fehlerfrei sein Kraftwerk und der australische Keyboarder
Melick ließ seine Finger über die Tasten huschen, dass es eine helle Freude war.
Doch über allen ragte der Gitarrenvirtuose, der diesmal seinen Mikroständer mittig platzierte und die komplette Bühne nutzte, um jedem Fan einen Augen- und Ohrenschmaus zu gönnen. Ein weiteres Highlight folgte, in dem
Joe seiner Begleitband eine 10-minütige Pause gönnte, zu einer Konzertklampfe griff und dem Publikum ein grandioses Solo um die Ohren pfefferte.
Joe spielte zum Teil recht rockig, ohne dass es für ihn einer Anstrengung bedurfte. Auch seine gediegenen Blues-Nummern waren immer mit erstklassigen Soli versehen, die bei den Fans ausgesprochen gut ankamen. Dass er ein absoluter Perfektionist sein muss, bewies die Tatsache, dass er sich nach einem Song, bei dem es zu einer Übertönung einzelner Riffs kam, anschließend heftig mit seinem Roadie auseinander setzte. Tja,
Joe duldet eben keine Schwachstellen.
Nachdem auch die geforderten Zugaben gespielt waren, bedankte sich die Combo geschlossen bei den Fans. Alle Anwesenden waren sich einig, einen
Bonamassa der Extraklasse erlebt zu haben, der eindrucksvoll seine außergewöhnlichen Fähigkeiten an den Stromgitarren demonstrierte und seine Ausnahmestellung unter den Top-Gitarristen untermauerte. Doch leider gab es noch was zu bemängeln. Denn die Band ließ sich an diesem Abend nicht mehr blicken und hinterließ ca. 30 traurige Fans, die sich gern ihre erworbenen CDs signieren lassen wollten.
Ich kann nur hoffen, dass es eine Einmaligkeit war. Denn schon vernahm ich Stimmen wie:
»Der ist doch ziemlich arrogant« oder
»Nun kennt er keinen mehr«. Warten wir's ab und schauen ob die Fans nach dem nächsten Berlin-Gig wieder ihre Autogramme bekommen.