Lurrie Bell / Blues In My Soul
Blues In My Soul Spielzeit: 66:14
Medium: CD
Label: Delmark Records, 2007
Stil: Chicago Blues

Review vom 09.09.2013


Joachim 'Joe' Brookes
Lust auf Chicago Blues? Da ist man bei Lurrie Bell genau an der richtige Adresse. "Blues Is My Soul" ist mit über sechsundsechzig Minuten auch noch gut gefüllt und der Produzent Dick Shurman sowie Steve Wagner (Mixing) haben es fertig gebracht, dem Hörer den Eindruck zu vermitteln, als sei man in einem kleinen, gemütlichen Club in der Windy City bei einem kühlen Bier und kann ganz entspannt dem Musiker und seiner Band lauschen. Dabei wird man seinen Spaß haben und oft genug das Glas beiseite stellen müssen, um zu applaudieren.
"Blues In My Soul" ist unspektakulär und doch so faszinierend, weil hier unter anderem hervorragende Musiker am Start sind. Pianist Roosevelt Purifoy, Melvin Smith (auch Koko Taylor) am Bass und Schlagzeuger Willie Hayes sind Lurrie Bells Begleitband, wissen, wie man die Akzente setzen muss, können durch virtuoses und feinfühliges Spiel glänzen und bilden nicht zuletzt das Rückgrat für den 1958 in Chicago geborenen Künstler.
Alleine schon durch das Leben in dieser Stadt muss man wohl vom Blues infiziert werden. Wenn man dann auch einen berühmten Musiker als Vater hat, wird es, entscheidet man sich für ein Leben als Künstler, wohl mit der eigenen Karriere nicht mehr ganz so einfach sein. Schließlich wirft
Carey Bell ziemlich große Schatten, aus denen man erst einmal heraustreten musste.
Lurrie Bell hat es geschafft, auf eigenen Beinen zu stehen und zu überzeugen, auch wenn es viele gemeinsame Aktivitäten zusammen mit seinem Vater gab. Die eigenen Veröffentlichungen sind durch die Bank gut bis sehr gut und so ist es auch mit der vorliegenden Platte. Lurrie Bell & Co. spielen eine Handvoll Kompositionen des Protagonisten und eine größere Zahl von Coversongs. Zwei davon stammen von Jimmy Rogers. Mit Big Bill Broonzy-, Otis Spann- oder T-Bone Walker-Liedern bilden andere Tracks so etwas wie eine Zeitreise des Genres.
"Blues In My Soul" ist traditionell und strotzt doch vor Frische. Für diesen Blues gibt es kein Verfallsdatum. Lurrie Bell verfügt über einen ganz feinen Ausdruck auf seinem Instrument, der Gitarre. In den Soli, von denen es hier unzählige gibt, fließen die Töne in traumhafter Selbstverständlichkeit und mit seiner angerauten Stimme kommt eine weitere Portion Blues-Feeling hinzu.
Den insgesamt vierzehn Songs lauscht man immer und immer wieder gerne. Dabei ist der Gitarrist nicht alleine auf weiter Solo-Flur. Tastenmann Roosevelt Purifoy (unter anderem auch
Jimmy Burns, Toronzo Cannon, Shirley Johnson, Kinsey Report, Larry McCray) ist sein kongenialer Partner, ganz gleich ob an der Orgel oder am Piano.
Zum weiteren Hörvergnügen tragen auch der Harper Matthew Skoller und die dreiköpfige Bläserabteilung bei. Marques Carroll (Trompete) und die Saxofonisten Chris Neal sowie Mark Hiebert verfeinern den Opener "Hey Hey Baby" und bei "South Side To Riverside" schärfen sie den Funk im Song. Herausragend ist auch der Zeitlupen-Zwölftakter "Just The Blues". Es wird Gänsehaut im Sekundentakt produziert und auch hier kommt man am grandiosen Pianospiel eines Roosevelt Purifoy nicht vorbei. Highlight!
Als eine weitere großartige Ballade entpuppt sich das abschließende "Blues Never Die". Ein letztes Mal begegnet dem Hörer Matthew Skoller, der sein kleines Instrument hier natürlich in Moll erklingen lässt. Wunderschön! In einigen anderen Nummern, wie zum Beispiel dem mit einem Schuss Rock'n'Roll versehenen "I Just Keep Loving Her" geht es flotter zur Sache und Matthew Skoller schlüpft auch in die Rolle des Solisten.
Mit "Blues In My Soul" wurde ein passender Albumtitel gewählt. Lurrie Bell & Co. erfreuen den Bluesfan eher durch ein intensives Feeling als spektakuläre Kunststücke auf den Instrumenten. Auf diese Art und Weise kann ein Album auch überzeugen.
Line-up:
Lurrie Bell (vocals, guitar)
Roosevelt Purifoy (piano, organ)
Melvin Smith (bass)
Willie Hayes (drums)

With:
Matthew Skoller (harmonica - #3,6,8,9,10,14)
Marques Carroll (trumpet - #1,12)
Chris Neal (tenor saxophone - #1,12)
Mark Hiebert (baritone saxophone - #1,12)
Tracklist
01:Hey Hey Baby (3:09)
02:Blues In My Soul (6:01)
03:I Feel So Good (4:12)
04:She's A Good 'Un (4:37)
05:'Bout The Break Of Day (6:09)
06:Going Away Baby (4:13)
07:24 Hour Blues (3:54)
08:My Little Machine (5:28)
09:I Just Keep Loving Her (2:43)
10:T-Bone Blues Special (3:20)
11:Just The Blues (6:58)
12:South Side To Riverside (5:36)
13:If It's Too Late (3:48)
14:Blues Never Die (5:38)
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