Neal Black & The Healers / Before Daylight
Before Daylight Spielzeit: 45:51
Medium: CD
Label: Dixiefrog, 2014
Stil: Blues Rock

Review vom 06.04.2014


Joachim 'Joe' Brookes
"Before Daylight" ... schwarz wie die Nacht, entfesselnd wie eine Adrenalinausschüttung. Neal Black & The Healers haben sich für 2014 etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Die Zeit vor Sonnenaufgang ist die einsamste Phase des Tages. Alleine mit seinen Gedanken, Vorstellungen, Befürchtungen, schönen Dingen, wird man dann doch schnell vom täglichen Trott eingeholt. Da ist "Before Daylight" genau die richtige Ablenkung nicht nur für den Morgen. Die musikalische Vitaminspritze wirkt allerdings auch am Mittag, Abend oder zur blauen Stunde.
Mit seiner rauen Stimme bewegt sich der Texas-Boogie-Mann textlich in einem Spannungsfeld zwischen Liebe, Glauben, der Ruhe der Dunkelheit und einem bis zu diesem Zeitpunkt vielleicht viel zu oft zitierten amerikanischen Traum.
Wen Texte nun nicht so sehr oder gar nicht interessieren, der wird die insgesamt über fünfundvierzig Minuten Gesamtspielzeit trotzdem in vollen Zügen genießen können.
Dennoch soll auf einen Teil des "Jesus & Johnny Walker"-Textes eingegangen werden. Dort postuliert Neal Black seine Weder-noch-Lösungen:
»[...] Sometimes you need a higher power to keep movin' on
A holy spirit thats 96 proof will make you feel strong
There's a bible and a bottle you got to choose your friend
Ans both of them are liars in the end
Let Jesus or Johnny Walker take your hand«
Diese Nummer bringt den Kreislauf schon ganz schön in Schwung. Symbolisch ist hier Whiskey der Treibstoff des Songs. Wenn der Zündschlüssel im Schloss gedreht wird, dann spielt der Harper Bako Mikaelian eine gewichtige Rolle und mit geschickten Rhythmuswechseln sowie phasenweiser Ausrichtung am Funk gilt diese Nummer als bester Stimmungsmacher. Allerdings sollte man von diesem Standpunkt aus nicht auf das gesamte Album schließen.
Neal Black & The Healers sind bis zum Schlusspunkt "Dead By Now" noch für so manche Überraschung gut. Der besagte Boogie lässt nicht lange auf sich warten und bevor der so richtig abgeht, wird erst einmal für andersartige Bewegung gesorgt. Einerseits aktiviert der Lead Gitarrist das Bottleneck und andererseits darf sich der Hörer wegen der ansteckenden Wirkung von "Hangman's Tree" auf zumindest einen Blick zur Tanzfläche freuen. Klasse Track! Mit der geschulterten Dobro und Mandolinenklängen beginnt "The Peace Of Darkness" zunächst ziemlich gemächlich, bekommt durch das Akkordeon dann schließlich eine feine, eher unerwartete Färbung. Super!
Die Drumsticks sind auf Betriebstemperatur, die dicken Saiten ordentlich elastisch und alles ist vorbereitet für den Boogie im Blues. Der kommt mit klasse Pianoklängen ziemlich großformatig daher und Neal Black singt auch hier mit seiner bekannt dunkel-rauen Stimme, die in einer Nummer wie "The Peace Of Darkness" natürlich auf besondere Weise dramatisch wirkt.
Das sentimental-sehnsüchtige "The Same Color" ist ein wunderschöner Slow Blues mit einem nachdenklich singenden Protagonisten und nicht nur wegen der Länge von knapp fünf Minuten Spielzeit und einem feinen Mike Lattrell-Solo avanciert dieses Stück zu einem Highlight der Scheibe. Bemerkenswert! Auch "The Road Back Home" verdeutlicht, dass der Amerikaner einen speziellen Zwölftakter an die Hörer weiterreicht. Mit einigen Pianotönen scheint sich das Lied zu verabschieden ... allerdings wird der Faden nach einer kurzen Stille abermals aufgenommen und Neal Black liefert über die restliche Distanz ein Solo, von dem man noch lange begeistert sein wird.
Der Titeltrack "Before Daylight" ist vom Country Blues geprägt und für den Kontrast sorgt die Slide-Gitarre. In "American Dream" ist Harper Bako Mikaelian wieder am Ruder und am Schluss wird mit "Dead By Now" deftig gerockt. "Before Daylight" von Neal Black & The Healers ist eine Platte, die man auf keinen Fall übersehen darf. Die neun Eigenkompositionen plus dem Traditional "Goin' Down The Road" haben ein sehr hohes Niveau und so mancher Track könnte in Zukunft zu einem Klassiker bei den Konzerten werden.
Line-up:
Neal Black (vocals, lead guitar, rhythm guitar, slide guitar, Dorbro)
Mike Lattrell (piano, Hammond organ, mandolin, accordion)
Kris Jefferson (bass, tambourine, shakers)
Dave Bowler (drums, congas)
Bako Mikaelian (harmonica)
Randy H (acoustic rhythm guitar)
Tracklist
01:Jesus & Johnny Walker (5:37)
02:Hangman's Tree (4:50)
03:The Peace Of Darkness (3:57)
04:Mama's Baby (4:29)
05:The Same Color (4:58)
06:The Road Back Home (6:05)
07:Before Daylight (4:20)
08:Goin' Down The Road (3:48)
09:American Dream (3:31)
10:Dead By Now (4:29)
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