Spielzeit: 53:09 Medium: CD Label: Stormy Monday Records, 2015 Stil: Boogie Woogie, Blues Review vom 01.02.2015 Joachim 'Joe' Brookes

Nico Brina, der Meister des hochfrequenten Tastenanschlags, blickt zurück. Dreißig Jahre aktiv im Musikbusiness sind schon eine Hausmarke. Die gesamte RockTimes-Redaktion gratuliert herzlich.

Die siebzehn Songs umfassende Tracklist ist in insgesamt vier Abteilungen gegliedert. Den Beginn macht die '45/30 Session' im Restaurant Kreuz in Allmendingen. Nico Brina wird begleitet vom Gitarristen Pete Borel und Charlie Weibel (Schlagzeug). Es folgt eine 'Studio-Session' mit dem Schlagzeuger Tobias Schramm. Vier Lieder, mit allen bereits erwähnten Musikern dokumentieren die 'Jubilee-Gala' in Hotel Worbenbad und schließlich endet das Album mit Aufnahmen aus der Mahogany Hall in Bern. Dort mit dabei war Tobias Schramm.

Unter den präsentierten Nummern befinden sich auch Lieder aus dem Album Flight 6024. Solo ist der Tasten-Virtuose in drei neuen Nummern der vorliegenden Platte zu hören. Die drei Teile des "Intermezzo Boogie" befinden sich am Ende der ersten drei Sessions.

Nico Brinas Musik hat Feuer, Eleganz, Einfühlungsvermögen, Spannungsbögen, Virtuosität, einen hohen Unterhaltungscharakter und schließlich auch den Blues. Den spielt er mit einer verdammt überzeugenden Einstellung. Die Trennschärfe zwischen Boogie Woogie und Blues wird unterschiedlich eingesetzt. Das Verschmelzen der beiden Stile ist dann ein Markenzeichen des Künstlers.

Man spürt es die gesamten dreiundfünfzig Minuten ... Nico Brina und Musik sind quasi wie Zwillinge, die einen gemeinsamen Weg gehen. Wohl kaum ein anderer Pianist kann so dermaßen grooven wie der in der Schweiz lebende Protagonist. Bei aller beeindruckender Spielweise und nicht enden wollender Fantasie darf man die Begleitmusiker nicht unter den Tisch fallen lassen.

Charlie Weibel und Tobias Schramm sind die Vertreter der Drumstick-Fraktion. Diesen beiden Musiker gehört ein dickes Lob in ihr Poesiealbum geschrieben, denn es ist bestimmt eine große Herausforderung, einem Pianomann wie Nico Brina rhythmisch entsprechend den Rücken zu stärken, das Wasser zu reichen. Dabei wechselt man auch zu mehr perkussiven Einlagen, wie in dem atmosphärisch sehr dichten "TV Commercial Love". Von der Ausstrahlung her ein besonderes Stück Musik und aus meiner Sicht auch ein Highlight.

Aber irgendwie sind alle Stücke Höhepunkte. Boogie Woogie kann so vielschichtig sein. Der Blues hat Feeling, zehn Finger sind in der Lage ganz unterschiedliche Gefühle auszudrücken. Achtundachtzig Tasten stehen dem Künstler zur Verfügung und man hat nicht nur einmal den Eindruck, dass der Pianist einerseits wie ein Skater in der Halfpipe auf der Klaviatur unterwegs ist, denn sein Spiel klingt so großdimensional.

Andererseits ist er ein Meister des Minimalismus und kann dennoch große Stimmungen erzeugen. Der Louis Jordan-Hit "Buzz Me", geschrieben von Fleecy Moore und Danny Baxtor, verdeutlicht, welche Kraft aus dem Slow Blues strömt. Der Gitarrist Pete Borel ist ein kongenialer Partner des Pianisten. Seine Solo-Fahrt im gerade erwähnten Stück ist der Wahnsinn. Chapeau, Pete Borel!
Außerdem ist Nico Brina ein hervorragender Songschreiber. Nur drei der siebzehn Stück sind Leihgaben, unter anderem von Elvis Presley, bereits genanntem Louis Jordan und Little Walter mit seinem Standard "Blues With A Feeling". Hier sollte man sich von den kunstvoll kreierten Piano-Basslinien entführen lassen. Die Gedanken wandern direkt ins Herz des Blues.

Das Instrumental "The Bye Bye Song" ist ein ganz besonderer Track. Tobias Schramm legt die Drumsticks bei Seite und begleitet dezent-intensiv mit den Jazzbesen. Nico Brinas akzentuierte Tastenanschläge beziehen ihre Inspiration auch aus dem Jazz. Toll! "That's My Way" ist ein imposantes Album. Eine Platte, die verdeutlicht, auf wie vielen Spielwiesen der Künstler überzeugen kann.

Line-up:
Nico Brina (piano, vocals)
Pete Borel (guitar)
Charlie Weibel (drums)
Tobias Schramm (drums)