… 68, 69 70. Ausatmen, einatmen. Hyperventilation bringt es nicht und ist schlecht für den Kreislauf.
Der Blues hat einen neuen Jünger und schon eine eigene Band.
Normalerweise verdient man sich als Musiker seine Sporen erst einmal in der einen oder anderen Gruppe. Nicht Oli Brown! Der hat wohl vom Fleck weg überzeugt und gründete direkt sein eigenes Ding.
Man probte und im März 2007 hatte das Trio mit Fred Hollis am Bass sowie dem Schlagzeuger Simon Dring seinen ersten Gig.
Hey, das ist gerade mal ein gutes Jahr her und schon liegt die erste CD zur Rezension bereit, denn Thomas Ruf, seines Zeichens Label-Chef von Ruf Records, hat den Jungspund unter seine Vertrags-Fittiche genommen.
Nicht einen Ton habe ich vor "Open Road" von der Gruppe gehört, geschweige denn gelesen.
Man kann es drehen und wenden wie man will und auch wenn es solche Parolen wie 'Nun-bleib-mal-auf-dem-Teppich' gibt, mag das zutreffen. Allerdings ist diese Auslegware schon nach diesem Album verdammt groß. Der junge Mann hat Klasse!
Ebenso schnell wurde die Platte in den Leipziger FWL Studios eingespielt. Schlappe sechs Tage vergingen Ende Februar, Anfang März 2008 und "Open Road" war im Kasten.
Weiter geht es: Wann hat man schon einmal eine CD gehört, auf der, neben dem Protagonisten natürlich, die Gäste mehr Spielraum haben, als die eigene Band. Mike Griot zupfte den Bass unter anderem bei Dani Wilde. Keyboards gibt es ebenfalls: Dafür ist Govert van der Kolm zuständig. Der wiederum ist mit Deborah Coleman in Verbindung zu bringen.
Um die Fakten zum Abschluss zu bringen, sei noch erwähnt, dass laut Booklet eben dieser Niederländer Govert van der Kolm in "Can't Get Next To You" und "Missing You" zu hören ist. Aber der Luther Allison-Song "All The Kings Horses", übrigens hervorragend interpretiert, ist ebenfalls Keyboard-gestützt.
Gehen wir mal davon aus, dass es sich hier auch um van der Kolm handelt. Steht allerdings nicht im Booklet.
Wenn wir gerade schon bei den Coversongs sind, serviert Oli Brown uns eine bestens bekannte zweiminütige Stimmungskanone aus der Feder von Huddie ' Leadbelly' Ledbetter… "Black Betty". Oli Brown kann auch in den Rückspiegel schauen und überzeugen. Macht einfach Laune und das ist ja enorm wichtig.
Im Vergleich zu diesem leicht zu verköstigenden Stück sollte man sich für das gesamte Album Zeit nehmen und es intensiv hören.
Oli Brown hat durch sein Arbeitsgerät soviel zu erzählen und bietet Beträchtliches! Er bluest und rockt ganz stark und lässt diese finale Heavyness außen vor, auch wenn Song-Namen wie "Psycho" oder "Played By The Devil" solches vermuten lassen. Im Gegenteil, letztere Nummer ist ein herrlich swingender Blues-R&B-Shuffle mit einem deliziösen ruhigeren Mittelteil inklusive hinreißendem Solo.
Überhaupt muss festgestellt werden, dass Brown tolle vier Songs zu Papier und Gehör bringt. Außerdem ist er, nicht nur was das Songwriting angeht, ein Teamplayer, denn für weitere vier Stücke gehören die Credits dem Trio.
In "Complicated" wird er ausschließlich vom Griot-Bass begleitet. Eine ganz starke, intensive Ballade!
Brown glänzt durch ein Füllhorn an Phrasierungen und zeigt damit, dass er jetzt schon eine ernstzunehmende Ideenschmiede ist. Ob Up-Tempo-Stücke oder Slow-Blues-Nummern… . Alles fällt auf fruchtbaren Boden und so wird er zu einem wahren Sympathieträger in Sachen 12-Takter.
Zuhören: Was er uns in "New Groove" kredenzt ist einfach nur Klasse! Zunächst wollte ich in dieser Rezension keine Vergleiche anstellen. Aber eben dieser Track verleitet mich dazu, denn ich fühle mich in die Zeit versetzt, als ein gewisser Aynsley Lister mit seinem ersten Album auf den Plan kam. Oh, das ist auch schon wieder neun Jahre her.
Beim Oli Brown geht alles recht geschwind und er startet wie eine Rakete. Hoffentlich bleibt alles in den richtigen Fahrwassern, denn er hat bestimmt noch viel zu bieten. Als nächstes wäre ein Live-Test angesagt. Noch stehen keine Gigs in unseren Breitengraden an, aber wenn man sich seine aktuellen Tourtermine ansieht, ist auch da festzuhalten, dass er mit Lister, Robben Ford, Gary Moore und Ian Parker spielt.
Auch bei der Bewertung von "Open Road" geht es ganz fix:
9 von 10 RockTimes-Uhren.
Line-up:
Oli Brown (guitar, vocals)
Fred Hollis (bass - #4, 5, 9, 10)
Simon Dring (drums - #4, 5, 9, 10)
Guests:
Mike Griot (bass - #1, 2, 3, 6, 7, 8, 11)
Billy McLelan (drums - #1, 2, 3, 6, 7, 8, 11)
Govert van der Kolm (Hammond B3 - 4, 8)
Tracklist |
01:Psycho (3:38)
02:Open Road (3:47)
03:Stone Cold [Roxanne] (4:28)
04:Can't Get Next To You (5:06)
05:Shade Of Grey (4:28)
06:All The Kings Horses (4:04)
07:Black Betty (2:12)
08:Missing You (4:26)
09:New Groove (4:23)
10:Played By The Devil (3:20)
11:Complicated (3:56)
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