Richard Barbieri / Stranger Inside
Stranger Inside Spielzeit: 51:20
Medium: CD
Label: K-Scope, 2008
Stil: Ambient Prog

Review vom 22.09.2008


Christoph Segebard
Eine Weile, nachdem uns Bandkollege Steven Wilson mit dem neuen No-Man-Werk erfreute, zieht Porcupine Tree-Keyboarder Richard Barbieri nun nach und bringt "Stranger Inside".
Als Erstes fällt das schöne Artwork auf. Die CD kommt in einer geschmackvollen Papphülle zum Aufklappen daher, das Cover ziert ein verschwommenes Gesicht - der unbekannte Bekannte.
Keyboarder pflegen in der Regel ein Ohr und ein Händchen für Atmosphäre, technische Spielereien und den Gebrauch von Samples zu haben; Barbieri bildet da keine Ausnahme. So ist "Stranger Inside" höchst stimmungsvoll geraten, schwelgerisch; ein Album voller langer Träumereien.
Aber auch der ständige Rhythmus ist hier stets präsent. Schon beim ersten Song, "Cave", ist er quasi der Alleinunterhalter, unterstützt von immer wieder eingeworfenen Samples und Stimmfragmenten, die die leicht beklemmende und irgendwie seltsame Atmosphäre für das ganze Album vorankündigen.
Und auch diese herrliche, scheinbare Sinnlosigkeit. "Stranger Inside" ist ein Instrumentalalbum, und es erfüllt den Zweck eines solchen: Es lässt Bilder und Welten vor dem inneren Auge des sich Zeit nehmenden Hörers entstehen, er kann seine Gedanken auf große Reise schicken.
Jeder Song hat ein besonderes, kleines Etwas, mit dem er Einen verzaubert. Andererseits glänzt das Album natürlich nicht eben mit Tiefgründigkeit im herkömmlichen Sinne. Man muss in der Stimmung dafür sein und es richtig verstehen und für sich zu nutzen wissen.
Ich zum Beispiel. Ich war während meiner vielen Hördurchläufe immer in unterschiedlicher Stimmung zum vorherigen Mal. Ab und zu erschien mir das Gehörte genial, beim nächsten Mal wieder als pointenloser Humbug. Mal wollte ich ein 'Wasted Time' vergeben, mal rief ich gedanklich »Tipp!«.
Das Album ist also atmosphärisch sehr dicht, nahezu vollkommen durch Keyboards und Mischpulte hergestellt, und die 'Songs' wabern doch sehr konstant vor sich hin, verändern sich nur geringfügig - den Hörer animierend, sie zu erforschen.
Also setzt doch alle ein, was ihr wollt! Für Ambient-Freunde und Träumer einen Tipp, und für solche, die auf klare Strukturen oder hohe Komplexität stehen, ein 'Wasted Time'. …Mir gefällt's!
Line-up:
Richard Barbieri (all instruments, programming)
Gavin Harrison (drums)
Danny Thompson (acoustic bass)
Steve Jansen (additional arrangements, percussion and programming)
Tracklist
01:Cave
02:All Fall Down
03:Hypnotek
04:Byzantium
05:Decay
06:Abyssyn
07:Morphia
08:Retina Blur
09:Stranger Inside
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