Spielzeit: 64:03 Medium: CD Label: Continental Record Service, 2009 Stil: Roots Music Review vom 27.02.2009 Joachim 'Joe' Brookes

Das niederländische Label Continental Record Service kümmert sich um die Wiederveröffentlichung von Songs beziehungsweise Alben, die sich im weitesten Sinn um Roots Music ranken und die Liste der verschiedenen Musiker ist sehenswert.

So hat man auch die geniale Rory Block auf dem Plan und gibt mit "Lovin' Whiskey" einen respektablen Rückblick auf die Schaffensphase der Künstlerin, wobei es, wie der Titel verdeutlicht, um ihre Rounder-Jahre geht.

Man hat nicht alle Platten auf vorliegender CD zitiert, aber dennoch umfassen die sechzehn auserwählten Nummern eine dreizehnjährige Zeitspanne, genauer von 1981 bis 1994. Diese Eckdaten werden durch die Alben "High Heeled Blues" sowie "Angel Of Mercy" markiert.
Weitere Platten, die für die hier vertretenen Songs heran gezogen wurden sind "Ain't I A Woman", "House Of Hearts", "I've Got A Rock In My Sock", "Blue Horizon" und "Rhinestones & Steel Strings".

Rory Block hatte stets einige Musiker an ihrer Seite, die zum Zungeschnalzen sind.
Zum Beispiel waren es John Sebastian, Stevie Wonder, Taj Mahal, Warren Bernhardt, Steve Gadd oder Arlen Roth.
Auch bezüglich der Gast-Sänger gibt es erfreuliches zu vermelden, denn gleich an zweiter Stelle duettiert die 1949 in New York geborene Musikerin zusammen mit Livingston Taylor. Einfach hinreißend, dieses "Do You Love Me". Tolle Keyboards und dann dieses Gitarren-Solo. Zum Wegschmelzen, Leute.

Es muss ja nicht gleich ein Duett sein, aber wenn es um Backing Vocals geht, umgibt sich die Protagonistin gerne mit Herren. Und hört man die Ergebnisse, gibt das auch Sinn, denn stets bilden die tieferen Stimmen eine herrliche Ergänzung zu Blocks Stimme. Dazu wird empfohlen, das nach dem Mid-Tempo Titelstück folgende "It Ain't Right" zu hören. Funkig ausgelegt, treibend im Rhythmus, haben die Herren der Schöpfung am Gesangsmikrofon den Gospel gebucht.

Ebenfalls hat sich die Block in ihrer Rounder-Zeit auf einen weiteren Mann verlassen. Ron Bach, der auf einigen Tracks auch in die Tasten greift, hat viele ihrer Alben produziert oder gemixt.

Eines der zentralen Stücke auf dieser mit viel Fingerspitzengefühl zusammengestellten auditiven Übersicht ist "Gypsie Boy".
Sehr sparsam instrumentiert, auch ohne Keyboards geht es, ist dieser Track eine tolle Ballade voller Atmosphäre. Wenn Block hier singt, erzwingt sie die bekannte Gänsehaut. Fantastisch dann das Harp-Solo.
Da sich einige Original-CDs aus dieser Zeit in meiner Sammlung befinden, kann vermerkt werden, dass am Sound gar nicht erst nachgearbeitet werden musste, denn es wurde damals schon auf den Punkt ausbalanciert.

Mit der Auswahl an Songs kann der Hörer wirklich höchst zufrieden sein. Schade, es fehlt leider das tolle "Send A Man Back Home".
Man kann aber nicht alles haben. Die Zusammenstellung ist schon sehr gelungen.
Der "Catastrophe Rag" ist (leider) kurz, aber ein klasse Finger-Picking-Song ohne Gesang und alleine Blocks Ding. Vom Rag Time schwenkt man mit dem direkt folgenden "God's Gift To Women" zu einer lupenreinen Gospel-Nummer. Wie bereits erwähnt... Männer-Chorus und Rory Block. Keine Instrumente, nur Rhythmus-gebende Handclaps begeiten die wundervollen Stimmen.

Uh, und dann ist da noch der herrliche Blueser "I'll Be Gone" mit einer schneidigen E-Gitarre. Wenn es rockt, dann eher dezent, aber mit viel Verve. Keine Sorge, die Fußwippe wird oft genug aktiviert.
12-Takter, Folk, Gospel und was sie im Bereich Country auf die Beine bringt, fehlt auf "Lovin' Whiskey" auch nicht. Stellvertretend soll das mit Lap Steel eingespielte "Lovin' Fool" genannt werden.
Zu allem Überfluss gibt es den Titel-Track dieser CD nochmals... live und solo. Die Gitarristin und Sängerin quasi pur, mit ihrem akustischen 6-Saiter. Es verdeutlicht, welche Qualitäten Rory Block auch als Songwriterin hat.

Neben dem tollen Einblick in ihre Musik, nur das Traditional "The Water Is Wide" stammt nicht aus ihrer Feder, kann man diese Compilation zu einem schlanken Kurs erstehen.
Also kann nur empfohlen werden, hier zuzuschlagen.
Das unter ihrem Namen veröffentliche "Lovin' Whiskey" lohnt sich.