Tim Bragg / Waiting For The Light
Waiting For The Light Spielzeit: 48:46
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2009
Stil: Rock/Pop

Review vom 25.08.2009


Daniel Daus
Die vorliegende CD vom Tim Bragg, "Waiting For The Light", lässt mich auch nach mehrmaligem Hören irgendwie ratlos zurück. Vieles steckt hier voller guter Ansätze, aber mein Gesamturteil fällt doch im Endeffekt sehr ernüchternd aus. Dabei tut es irgendwie schon ein bisschen weh, einem doch recht ambitioniert wirkenden und fleißigen Künstler (ohne großem finanziellen Background vermutlich) mit einer im weiteren Verlauf recht harschen Kritik gegenüber zu treten.
Bragg hat schon vorher sechs Silberlinge herausgebracht, singt, hat sich das Spielen vieler Instrumente selbst beigebracht, schreibt und produziert seine Songs, sogar das Cover hat er selbst erstellt. Und hier liegt auch schon meiner Ansicht nach das Problem. Statt sich auf die vorhandenen Stärken (Songwriting und Schlagzeug spielen) gezielt zu konzentrieren, bürdet sich der gute Tim auf seinem aktuellen Silberling trotz einiger Gastmusiker aus meiner Sicht viel zu viel auf. Resultat: Viele Dinge, die von anderen hätten besser erledigt werden könnten, werden, sei es aus finanziellen Aspekten oder mangelnder Selbsteinschätzung, leider ignoriert. Dies führt in letzter Instanz zu einem Ergebnis, das insgesamt über den schlichten, allseits präsenten Amateurstatus nicht herauskommt.
Vielleicht bin ich aufgrund der so oft in meinem Player liegenden Nashville-Hochglanz-Produktionen auch ein wenig zu anspruchsvoll, aber da ich nun mal weiß, wie man es besser macht, kann ich zu keinem anderen Ergebnis kommen. Allein die Worte einiger Käufer, die das neue Album in allen Belangen als Quantensprung zu den Vorherigen titulieren, lassen mich angesichts der mutmaßlichen Qualität der Vorläufer innerlich erschaudern.
Attestieren muss man Bragg ohne Zweifel, dass er melodische und einprägsame Songs schreiben kann. Auch die instrumentale Umsetzung von ihm und seinen Mitmusikern (gut hier Gitarrist Jules Reason, Saxofonist Dave Vaughan und Harmonika-Spieler Gordon Woodcock) ist im weitesten Sinne in Ordnung. Bestes Beispiel, der flotte Opener "Have You Seen Her", der mich vom Flair an einen durchaus passablen, flockigen Rolling Stones-Song erinnert. Tims Stimme hat im Refrain dezente Ähnlichkeit mit Mick Jagger. Danach wird die relativ emotionslos singende und sehr dünne Stimme mit zunehmender Dauer allerdings (vor allem für mich) zum echten Problem.
Wenn ich da mir ausmale, was ein Van Morrison mit seinem grimmigen Organ aus dem erneut von der Grundstruktur sehr passablen "Been Before" gemacht hätte…
Manches erinnert mich an das AOR-Projekt von Frederic Slama ( "Hush Now", "You Know It's Lyin'", "Rules") ohne aber auch nur annähernd dieses professionelle Niveau zu erreichen. Schade, wie gesagt, viele Stücke sind sehr melodisch (einziger völliger Aussetzer ist das nicht nur vom Titel her grauenhaft klingende "Rainbow In My Heart"), auch immer wieder mit variablen Solo-Einlagen bestückt, aber dank der schwachen Produktion immer von einer Art Live-Proberaumatmosphäre umgarnt. Manchmal klingt das auch wie diese typischen Bands auf Stadt- oder Betriebsfesten, wo die Entscheidungsträger ausnahmsweise mal einer kreativen, statt der sonst üblich leidigen Coverband den Vorzug gaben.
Alles gipfelt dann leider auch noch in einem Cover, bei dem einem die Augen weh tun, quasi, als wenn man gerade frontal in die auf dem Titelbild abgebildete gleißende Sonne geschaut hätte. In einer Art Garagen-DTP, wurden da in ein paar (sich zum Teil wiederholende) Bildchen ausgefranste Schriften eingearbeitet, die das laienhafte Gesamtflair des Werkes noch mal abschließend besonders hervorheben.
Insgesamt liegt mir das Fazit schwer im Magen (zumal dieser Tim Bragg wahrscheinlich auch ein netter Kerl ist): Ein anderer Sänger, ein vernünftiger Produzent und ein professioneller Grafiker hätten "Waiting For The Light" zu einem wirklichen Quantensprung in Tim Braggs Musikkarriere machen können. So bleibt es bei einem Werk der vergebenen Möglichkeiten und dem wohl fortschreitenden Verbleib im Nirvana der Musik-Amateurliga.
Tracklist
01:Have You Seen Her?
02:Hush Now
03:You Know It's Lyin'
04:Thunder & Lightning
05:A Rainbow In My Heart
06:Breathe Life
07:Private Time
08:She's Gone Crazy
09:Been Before
10:Rules
11:Roll Out Your Dreams
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