Mit der Besprechung dieses Albums schließt sich der Kreis, in dem unser Magazin sich den diesjährigen Teilnehmern von Thomas Rufs Blues Caravan widmet. Während mit Christina Skjølberg und Laurence Jones relative 'Frischlinge' bei der Karawane mit dabei sind, die beide gerade erst ihr Debüt auf den Markt geschmissen haben, ist der im Jahr 1969 in New York geborene Albert Castiglia bereits seit über zwanzig Jahren im Musikbusiness beschäftigt. Dabei kann der Sohn eines Italieners und einer Kubanerin inzwischen mit "Burn" (2002), "A Stone's Throw" (2006), "Keepin On" (2012) und "Living The Dream" (2012) bereits auf vier Longplayer zurückblicken, ist also bei Weitem kein Greenhorn mehr in diesem Geschäft.
Mit seiner neuen CD "Solid Ground", der ersten bei Ruf Records, will er nun auch in Europa Fuß fassen und sich einen Namen machen, wozu sich die Blues Caravan sicherlich hervorragend eignet, wenn man mal zurückblickt, was für großartige Musiker hier ihr Sprungbrett für die eigene Karriere gelegt haben. Und das Zeug dazu hat er ganz ohne Zweifel. Nicht umsonst holte ihn die Blueslegende Junior Wells als Vokalisten in seine Soloband, in der er bis zu Wells' Tod im Jahr 1998 blieb. Es folgten Touren und Jams mit Größen wie Pinetop Perkins und John Primer, bevor Albert Castiglia seine Solokarriere endgültig startete.
Die vierzehn Songs wurden in den Fat Rabbit Studios in Glen Ridge, New Jersey aufgenommen, wobei Dave Gross die Produktion übernahm. Dabei stammt die Hälfte der Titel aus der Feder von Castiglia, der also auch in Sachen Songwriting Einiges zu bieten hat. Da er außerdem Coverversionen sehr sorgfältig ausgewählt wurden, ist hier ein Album entstanden, das durch seine Vielschichtigkeit besticht und gleichzeitig aufzeigt, wie variabel das Gitarrenspiel des New Yorkers ist.
Schon der Opener "Triflin" ist in seiner sehr gezügelten Spielweise ein richtig schönes Stück Musik und die ideale Einleitung für Titel Nummer zwei, der auf den Namen "Keep Around Too Long" hört und zum ersten Mal den 12-Takter aufleben lässt, wobei ein wunderschönes Piano die Grundlage für die Gitarre bildet. Etwas stampfender und rhythmischer geht es mit "Searching The Desert For The Blues" weiter, einem Song, der sofort die Fußwippe in Bewegung setzt.
Es folgt die 'Abteilung Ballade'. "Have You No Shame" lässt den Hörer verstohlen nach seinem Feuerzeug suchen. Hauptsache, er findet es beizeiten, denn schon der nächste Song gibt dann wieder mehr Gas. "Put Some Stank On It" ist ein weiterer Boogie, der mit schönen Duellen an der Leadgitarre den Weg aus den Boxen findet. Anspieltipp!
Und schon folgt ein weiterer Slow Blues mit "Sleepless Night". Hier glüht der Sechssaiter und setzt gleich mehrmals zu Soloeinlagen an. Ein klasse Song! Doch der nächste musikalische Stilwechsel kommt bestimmt. Jetzt steht Roots Music im Focus. Wunderbar eingängig läuft "Celebration" ab. Ein wahrer Ohrwurm mit herrlichen Gitarrenläufen. Doch kaum ist der Titel beendet, ist Accoustic Blues angesagt. "Hard Time" heißt das Meisterwerk, bei dem die Akustische im Slide-Modus gespielt wird. Großartig. Ein weiterer klassischer Blues, diesmal in der verschleppten Version, dafür aber mit Stromgitarre ist "Bad Avenue". Das mit sieben Minuten längste Stück des Albums rollt unglaublich kraftvoll aus der Anlage und ist mein persönlicher Fave der CD.
Weiter geht es mit dem Stones-Cover "Sway". Jetzt ist der Blues mal nicht am Drücker. Trotzdem kommt der Song richtig klasse rüber. Genau wie das Instrumental "Little Havanna Blues", bei dem purer Latin Rock angesagt ist. Feine Percussion und eine dezente Orgel bilden das Fundament des Stückes und die Klampfe setzt sich gekonnt darüber. "Solid Ground" endet schließlich mit dem rein akustischen "Just Like Jesus". Albert Castiglia solo auf Singer/Songwriter-Spuren. Großes Kino!
Nach diesen sechsundsechzig ganz starken Minuten darf man wirklich gespannt sein, wie Albert Castiglia und seine Band in Livekonzerten rüber kommen. Ich bin mir ganz sicher, dass Thomas Ruf die Truppe im nächsten Jahr auf unsere Clubs loslässt - und das werde ich mir mit Sicherheit nicht entgehen lassen.
Line-up:
Albert Castiglia (vocals, guitar)
Matt Schuler (electric bass, vocals - #6,9,12)
Bob Amsel (drums)
Dave Gross (guitar - #2-4,6,7,9,12-14, percussion, upright bass - #2,10, vocals - #6, mandolin - #10)
Jeremy Baum (B3, piano, Wurlitzer)
Lou Bevere (guitar - #6, vocals - #4,6,12)
Debbie Davies (guitar - #5, vocals - #5)
Tracklist |
01:Triflin (4:16)
02:Keep You Around Too Long (4:44)
03:Searching The Desert For The Blues (4:39)
04:Have You No Shame (4:56)
05:Put Some Stank On It (4:29)
06:Love One Another (4:14)
07:Sleepless Nights (5:00)
08:Going Down Slow (5:19)
09:Celebration (4:47)
10:Hard Time (4:03)
11:Bad Avenue (7:00)
12:Sway (3:32)
13:Little Havanna Blues (5:39)
14:Just Like Jesus (3:23)
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