Albert Collins gehört sicherlich auch zu den Großen des Blues.
1932 in Texas geboren, hat er in den USA einige Umzüge hinter sich gebracht. Zunächst startete er mit dem Keyboard, um später zur Gitarre zu wechseln. In seiner Begleitband The Icebreakers spielten zum Beispiel Debbie Davis oder Coco Montoya und durch seine Art Gitarre zu spielen hat er dutzende von Bluesern beeinflusst.
Zu seinen herausragenden Alben zählen sein Debüt "The Cool Sound Of Albert Collins" (1965), "Ice Pickin'" (1978), "Showdown!" (1985), mit Johnny Copeland und Robert Cray.
Zur Zeit des dokumentierten Montreux-Konzertes war "Iceman" sein aktuelles Album und hier wurde einer seiner letzten öffentlichen Auftritte vor seinem Tod 1993 festgehalten.
Den Auftakt bildet der Titelsong des oben erwähnten Albums und der 'Master of the Telecaster' legt mit toller Bläser-Unterstützung klasse los. Die Nummer sollte später zu einem seiner Markenzeichen werden. Auf großer Flamme wird auch das folgende "Honey Hush" gespielt. Treibende Beats, ein heißes Holz- und Blechbläser-Duo und seine markante Stimme sorgen für ansteigende Laune vor den Boxen. Ein feiner Break setzt die groovende Hintermannschaft mit Johnny B. Gayden am Bass und Marty Binden an den Drums in Szene. Die letzten Töne der Nummer sind noch nicht gespielt und schon honoriert das Publikum die Leistung der Musiker mit viel Beifall.
Gemessen am nächsten Track, waren die ersten beiden Songs nur Appetithappen.
"Lights Are On (But Nobody's Home)" ist der erste von drei sehr ausladenden Liedern. In diesem Slow-Blues ist der Protagonist in seinem Element. Brillante Gitarrenarbeit von Collins, der ohne Plektron oder Fingerpicks spielt. Natürlich ist auch ausreichend Zeit für die anderen Musiker, sich in Szene zu setzen. Jon Smith bläst, von langsamer Rhythmusarbeit unterstützt, ein überdimensionales Saxofon-Solo, um dann zurück zu schalten und mit dem Trompeter Steve Howard eine Einheit zu bilden. Szenenbeifall garantiert, erwähnt der Texas-Blueser seinen Namen und legt dann selber los. Phasenweise singt er unisono zu dem Gitarren-Sound und bittet seine Band noch einen Gang herunter zu schalten. Die über elf Minuten vergehen flugs und erste Begeisterungspfiffe mischen sich unter den Applaus, der vor dem nächsten Song richtig rhythmisch wird.
Albert Collins bestreitet in Montreux ein Heimspiel.
Der Blues-Motor läuft auf höherer Drehzahl und wird ein Stück funk-rockiger, wenn "If You Love Me Like You Say" ertönt.
Ein weiterer langsamer großformatiger Blues ist mit "Too Many Dirty Dishes" angesagt, in dem Smith die Klappen seines Instruments einer Bewährungsprobe unterzieht. Druckvoll und versiert geht der ans Werk und kann voll überzeugen. Danach darf Peter Thoennes zeigen, was er drauf hat.
Albert Collins & Co. punkten Minute für Minute!
Für "Put The Shoe On The Other Foot" wandelt man ausgiebig auf dem funky Pfad. Klar, dass dann auch Smith und Howard muskulös mitmischen und dann kommt Johnny B. Gayden, ein Icebreaker der ersten Stunden, auf den Plan. Der spielt ein Basssolo, das mit allen Wassern gewaschen ist. Die eine oder andere Übersteuerung spielt kein Rollo, hier wird bis zum Anschlag Druck gemacht und das Publikum geht voll mit.
"Frosty" bringt die Mannen auf die Groove-Allee zurück. Trompeter Steve Howard hat seinen Auftritt und der Track ist ein toller Abschluss dieser CD!
Bei nur sieben Songs entstand am Anfang der Eindruck einer kurzen Spielzeit, allerdings sind es knapp 60 Minuten großes Entertainment für die Lauscher.
Dann haben wir da noch die DVD mit identischer Setlist des 1992er-Konzerts in der Bild- und Tonqualität, wie man es von dieser Reihe kennt. Am Bildschnitt gibt es keine negative Kritik und wenn man den Gig über zwei Sinnesorgane wahrnehmen kann, ist die DVD, gegenüber der CD das Sahnehäubchen. Collins, auch dafür ist er ja bekannt, spaziert gut gelaunt durch das Publikum und Nahaufnahmen zeigen viel von seinem virtuosen Spiel. Zu den Songs ist alles geschrieben.
Hier wird allerdings noch mehr geboten, denn es gibt noch eine retrospektive vierzigminütige Zugabe in Form seines ersten Montreux-Auftritts aus dem Jahr 1979. Vier Songs stehen auf dem Programm: "Listen Here", "Snatchin' It Back", "Cold Cold Feeling" und "Frosty".
Sehr kompakt kommt das Ganze daher. Collins ist an der Wah Wah-Gitarre zu hören und zu sehen. Auch bei diesem Konzert macht er einen Spaziergang und sucht den engen Kontakt mit seinem Publikum. Er spielt mittendrin seine Fender Telecaster hinter dem Kopf und der Kapodaster am Griffbrett sorgt für genügend hohe Töne. Richtig Blues-rockig ist "Listen Here" und mit einem »This is nothing but the Blues…« wird "Snatchin' It Back" intoniert. Typisch Collins! Er sagt: »I've got to talk to you a minute…« und spielt ein wundervolles Solo. Die Band mit A.C. Reed (Saxofon), Larry Burton (Gitarre), Aron Burton (Bass) und Casey Jones am Schlagzeug trägt den Blueser sicher durch den Set. Auch "Cold Cold Feeling" dreht mächtig an der Spaßschraube und für "Frosty" kommt cool und lässig Clarence 'Gatemouth' Brown mit geschulterter Gitarre auf die Bühne. Was folgt ist eine lange Jam-Session der feineren Sortierung.
So oder so: Lohnenswert sind beide Medien, denn sowohl CD, auch für den mobilen Genuss, als auch DVD erhalten 8 von 10 RockTimes-Uhren.
Line-up:
Albert Collins (guitar, vocals)
Peter Thoennes (guitar)
Bobby Alexis (keyboards)
Jon Smith (saxophone)
Steve Howard (trumpet)
Johnny B. Gayden (bass)
Marty Binden (drums)
Tracklist |
01:Iceman (4:24)
02:Honey Hush (4:08)
03:Lights Are On (But Nobody's Home) (11:23)
04:If You Love Me Like You Say (4:00)
05:Too Many Dirty Dishes (11:34)
06:Put The Shoe On The Other Foot (15:22)
07:Frosty (7:29)
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