Alice Cooper / 14.11.2011, Columbia-Club, Berlin
Columbia-Club Alice Cooper
Support: The Treatment
Columbia-Club, Berlin
14. November 2011
Stil: Rock
Bilder: Mike Kempf

Artikel vom 18.11.2011


Holger Ott
Alice Cooper Liegt es daran, dass Alice Cooper langsam alt wird, dass die Besucherzahlen rückläufig sind und der Meister des Schock-Rock nichts Neues in seiner Show präsentiert?
Zwar ist die Columbia-Halle in Berlin mit fast zweitausend Besuchern ausverkauft, aber nur deshalb, weil der Rang im oberen Stockwerk nicht geöffnet ist. Mit der gleichen Erwartungshaltung wie vor einem Jahr zur 'Theatre Of Death'-Tour, betreten mein RockTimes-Kollege Mike und ich den Saal, und Mike hatte keine Mühe, in die zweite Reihe vorzudringen. Ich atme derweil noch mal tief ein, um im Kampf um die besten Plätze eine Überlebenschance zu haben. Da ich den Ablauf der Show einigermaßen Alice Cooper kenne, ist es nicht schwer, mir einen Filetplatz zu sichern. Persönlich belohnt werde ich dafür von Alice Cooper im dritten Song "I'm Eighteen", indem er mir aus Versehen einen Hieb mit seiner Krücke mitgibt, sich aber schon Sekunden später zu mir herunter beugt und sich mit einem Zeichen entschuldigt. Kein Problem Alice, diese Geste nehme ich doch sehr gerne in meine Ahnengalerie auf.
Neben Alice Cooper steht ein weiterer Blickfang auf der Bühne. Direkt vor mir räkelt sich Orianthi, geschmückt mit einer roten Gitarre, um den Mikrofonständer. Ihre blonde Löwenmähne und ihr extravagantes Bühnenoutfit stehlen dem eigentlichen Star fast die Show. Als sie später noch ein sensationelles Solo spielt, stellt sie ihre Gitarrenkollegen Tommy Henriksen und Steve Hunter locker in den Schatten.
Alice Cooper Es ist schon erstaunlich, wie ein Musiker vierzig Jahre lang mit der gleichen Show um die Welt reist und es immer noch drauf hat, sein Publikum in den Bann zu ziehen. Er ist ein sehr guter Schauspieler und Entertainer, bei dem jede Bewegung sitzt. Durch seine gelungenen Effekte schafft er es nach wie vor, die Leute im Saal zu verblüffen. So war es bisher - dieses Mal ist vieles anders. Die Auswahl der Songs hat sich kaum verändert. Von der aktuellen CD Welcome 2 My Nightmare wird lediglich "I'll Bite Your Face Off" gespielt. Damit auch die letzte Reihe begreift, dass es etwas Neues ist, trägt der Meister auf dem Rücken seiner Jacke den Hinweis 'New Song'. Wie witzig, aber seinen Humor kennen wir ja schon aus einer großen Werbekampagne. Hätte er mal lieber ein paar Kumpel aus Coopers Bar mitgebracht, das wäre origineller. Und um noch eins oben drauf zu setzen, trägt er unter der Jacke ein weißes Shirt mit dem Titel des Songs. Erwartungsvoll hoffe ich, dass seine berühmten Horror-Show-Effekte der Reihe nach abgefeuert werden, aber leider wird nicht nur meine Erwartung bitter enttäuscht. Eine langweilige Schlange hängt um seinen Hals und bei "Frankenstein" funktioniert noch nicht einmal der elektrische Stuhl richtig.
Alice Cooper Zu "Only Woman Bleed" traktiert er eine ausgestopfte Frauenpuppe und das war es eigentlich schon. Wo bleiben die Zwangsjacke und die Riesenspritze, der Strang und das Schafott? Kein Blut und keine Metzeleien, nur ein paar alberne Statisten, die ab und zu um ihn herum huschen. Alice Cooper verlässt oft die Bühne und überlässt alles seiner Band. Drummer Glen Sobel reißt mit seinem hammerharten Spiel alles raus und wäre die tolle Gitarristin nicht dabei, gäbe es auch nichts zu gucken. Eigentlich ist das ganze Konzert nur ein Abspulen der Songs ohne Charisma. Der Sound in der ehrwürdigen Halle ist grauenhaft, ein permanent dumpfer Brei schwirrt mir in den Ohren, hervorgerufen durch eine gewaltige Galerie von Bassboxen unterhalb der Bühne.
Alice Cooper Mike und ich schauen uns die ganze Zeit fragend an und erkennen beide in unseren Gesichtern, 'bloß raus hier'. Ohne die einzige Zugabe "Elected" bis zum Schluss abzuwarten, verlassen wir ziemlich enttäuscht den Saal.
Alice Cooper sollte sich für kommende Touren unbedingt ein neues Konzept einfallen lassen. Schon der Abstieg von der Max-Schmeling-Halle vor einem Jahr in die wesentlich kleinere Columbia-Halle, sollte dem Schock-Rocker zu denken geben, sonst ist bald wirklich "School's Out", aber forever, angesagt.
The Treatment Kleiner Lichtblick ist dagegen die Vorband The Treatment. Dreißig Minuten geballte Hard Rock-Power einer jungen aufstrebenden Truppe, die sich wirklich die Seele aus dem Leib spielt und die Bühne in ihrer vollen Größe rockt. Von dieser Band könnte in Zukunft noch mehr kommen und ich denke, dass sie ihren Weg gehen. Ihre Musik ist erfrischend und zeigt viele positive Elemente. Die fünf Musiker sind ständig in Bewegung, kommunizieren dabei viel mit dem Publikum und zeigen auch an ihren Instrumenten, dass sie etwas auf dem Kasten haben. Klickt euch mal auf deren Webseite und genießt die Anspieltipps.
Line-up Alice Cooper:
Alice Cooper (vocals)
Orianthi (guitar)
Tommy Henriksen (guitar)
Steve Hunter (guitar)
Chuck Garric (bass)
Glen Sobel (drums)

Line-up The Treatment:
Matt Jones (vocals)
Ben Brookland (guitar)
Taj Gray (guitar)
Dhani Mansworth (drums)
Swoogle (bass)
Setlist: Alice Cooper
BlackWidow
Brutal Planet
I'm Eighteen
Under My Wheels
Billion Dollar Babys
No More Mr. Nice Guy
Hey Stupid
My Body
Halo Of Flies
I'll Bite Your Face Off
Muscle Of Love
Only Women Bleed
Cold Ethyl
Frankenstein
Clones
Poison
Wicked Young Man
Medley: Killer/Dead/School's Out/Another Brick
Elected
The Treatment    The Treatment    The Treatment   The Treatment
The Treatment       The Treatment
Alice Cooper    Alice Cooper    Alice Cooper    Alice Cooper
Alice Cooper  Alice Cooper  Alice Cooper
Alice Cooper  Alice Cooper  Alice Cooper
Alice Cooper     Alice Cooper
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