Baujahr 1948, Schock-Rocker und einer der düsteren Rocklegenden der 70er Jahre, steht heute auf dem Konzertplan. Ich fand ihn damals schon faszinierend. Seine Bühnenshow ist legendär und auch seine Songs begeisterten Millionen Menschen. "Hoffentlich ist er heute nicht auch so ein Abklatsch seiner selbst wie viele andere Bands aus dieser Zeit", geht mir auf dem Weg zum Konzert so durch den Kopf. Da bin ich ja echt mal gespannt was da heute Abend abgeht.
Das Konzert beginnt mit einem Intro, das aus einem Horrorfilm stammen könnte. Ein markdurchdringender Schrei und dann startet die Doublebass gnadenlos durch. Hinter den Drums sitzt
Eric Singer, der schon für Bands wie
Kiss,
Black Sabbath Gary Moore und
Brian May getrommelt hat und einen hervorragenden Job macht. Der Meister steigt auf die Bühne hinab und legt gleich mit Klassikern wie "No More Mr. Nice Guy" los. Danach folgen Songs von der neuen CD
Dirty Diamonds bei der
Alice Cooper auf der Bühne mit Perlenketten spielt, die er anschließend in die jubelnde Menge schleudert.
Der Mann besitzt immer noch eine wahnsinnige Ausstrahlung. Die Musiker, die er rekrutiert hat, hauen ein Riff nach dem anderen raus und sind sich auch für die typischen Metaller-Posen nicht zu schade. Einer der Gitarristen ist
Ryan Roxie, der Alice schon seit längerer Zeit begleitet. Der Sound ist an diesem Abend brachial. Ich bin froh, meine Ohrenpöppis dabei zu haben. Der Bass tritt mir in die Magengrube und der Boden unter unseren Füssen bebt.
Die Band ist sehr gut eingespielt und leistet sich keine Schwächen. Man sieht den Männern die Freude beim Spielen an. Sie beackern ihre Instrumente mit der Leidenschafft, die vielen Altrockern leider schon verloren gegangen ist. Und mittendrin
Alice Cooper der irgendwelche Mord- und Folterinstrumente durch die Gegend schwingt. Es werden Songs der gesamten Ära des Shock-Rockers dargeboten, von den ersten Hits der 70er bis heute. Klassiker wie "Billion Dollar Babies", "I'm Eighteen" und "Poison" werden sicher vielen noch im Ohr sein. Ein sehr ausgewogenes Programm, bei dem auch der "nicht-Hardcore-
Alice-Cooper-Fan", keinerlei Langeweile verspührt.
Die Show hat ihren Schock-Effekt angesichts der heutigen Medien, die weitaus mehr Brutalität auf den Bildschirm bringen, verloren. Was in den 70ern seine Wirkung nicht verfehlte, empfindet man heute eher als Belustigung. Das bedeutet aber nicht, dass die Inszenierung schlecht war, ganz im Gegenteil. Wir sind nur schon zu abgestumpft gegen die Horror Szenen. Da wird auf der Bühne eine Frau misshandelt und anschließend mit einem Dolch dahingemeuchelt. Diese Frau ist übrigens keine geringere als die Tochter von
Alice Cooper, Calico Cooper die bei seinen Shows mitwirkt. Im Verlauf des Abends wird
Alice in eine Zwangsjacke gesteckt, um dann gegen Ende der Show von der berühmten Guillotine enthauptet zu werden. Das alles wurde sehr professionell umgesetzt und macht das Ganze zu einem einzigartigen Erlebnis.
Nach der Enthauptung steigt
Alice Cooper im weißen Anzug wieder auf die Bühne um seinen wohl bekanntesten Klassiker "School's Out" dem tobenden Publikum zu präsentieren. Der Beifall ist frenetisch, die Menge ist nicht mehr zu bremsen. Leider sollte dies auch das letzte Stück sein. Aber
Alice hat die Rechnung ohne seine Fans gemacht. Es wird lautstark nach Zugaben gerufen und der Meister lässt sich nicht lange bitten um seine Anhänger mit dem Hit "Poison" zu erfreuen. Die Stimmung ist auf dem Siedepunkt. Danach folgt ein Song, der mir namentlich leider nicht bekannt ist. Und zum krönenden Abschluss gibt es noch "Under My Wheels" bei dem
Alice die Band vorstellt und sich nach ca. 95 Minuten endgültig von der Bühne verabschiedet.
Ich gebe zu, dass ich vor diesem Abend gezweifelt hatte, ob der Mann noch in der Lage ist sein Publikum so zu faszinieren, wie er es in den Anfangstagen geschafft hatte. Aber heute sind alle Zweifel ausgeräumt. Alice Cooper rockt sich immer noch die Seele aus dem Leib. Dieses Konzert wird mir sicher noch lange in Erinnerung bleiben und zählt definitiv zu einem der besten, die ich bisher gesehen habe.