Andrea Corr / Lifelines
Lifelines Spielzeit: 42:10
Medium: CD
Label: AC Records, 2011
Stil: Alternative Pop

Review vom 15.07.2011


Markus Kerren
Andrea, eine der Schwestern der bereits mit Multi-Platin ausgezeichneten irischen Band The Corrs ist wieder da. Zurückgemeldet hat sie sich etwas überraschend mit einem Cover-Album. Ein Wunsch, der ihr wohl am Herzen lag und mit dem sie zu ihren Wurzeln zurückkehrt. Zu den Jahren, in denen sie als als junges Mädchen zu jeder möglichen Sekunde vor dem Radio saß und Musik, Musik, Musik damals bereits ihr - neben der Schule und anderen Pflichten - einzig wichtiger Lebensinhalt war. "Lifelines" ist eine Widmung an die Künstler und Songs, die sie zu der damaligen Zeit verehrte, die ihre Gedanken und Fantasie schweifen ließen, die sie fröhlich machten, sie trösteten und sie in einem wichtigen Lebensabschnitt begleiteten.
Nun hat sich die Irin auf "Lifelines" nicht wirklich vom Pop entfernt. Wir bekommen keine Hip-, Trip-oder was auch immer für Hops präsentiert und dennoch bietet sie die insgesamt elf Tracks in einem poppigen, oft mystisch sanften Sound dar, der von 'wunderschön' bis hin zu 'aalglatt' reicht. Eine der größten Überraschungen ist sicherlich Lou Reeds "Pale Blue Eyes", das damals (1969) von
The Velvet Underground zum ersten Mal auf deren gleichnamigem Album veröffentlicht wurde. Andrea Corr hält sich bei dieser zerbrechlich vorgetragenen Liebes-Erklärung zunächst nahe am Original, das durchgehend sehr sparsam instrumentiert und von dem Gesang getragen wurde. In der zweiten Hälfte des Titels kommt auf dieser neuen Version jedoch die komplette Band hinzu und fährt den Song dann nach Hause. Dennoch ein sehr gelungenes Cover.
Neben dem gerade genannten hat sie noch bei einer zweiten Nummer, nämlich bei Jon Andersons "State Of Independence" mit Brian Eno zusammengearbeitet, der übrigens jeweils die Keyboards und Background Vocals beisteuerte. Sehr schön gesungen auch Roy Orbisons "Blue Bayou". Natürlich muss man diesen Song nicht mögen, aber hier kommt Andreas zweifelsfrei bemerkenswerte Stimme optimal zur Geltung. Hundertprozentiges Radio-Material, das ganz sicher einen ganzen Batzen Hit-Potenzial in sich birgt. Auch Nick Drakes "From The Morning" dürfte die Meinungen spalten. Ich für meinen Teil bevorzuge dann doch ganz klar das Original.
Sehr schön, wenn auch anders, dagegen wieder John Lennons "No 9 Dream". Klasse Slide-Arbeit an der Gitarre eröffnet das Stück, das Andrea in (zumindest auf diesem Album) ungewohnt tiefer Stimmlage beginnt, um dann ab der Bridge doch wieder in gewohnte Tonlagen einzutauchen. Auch der (nicht nur) von den Beatles verehrte Songwriter Harry Nilsson wird in Form des Songs "Lifeline" berücksichtigt. Sehr getragen wird hier mit Stimmungen und Atmosphären gespielt, was den Titelsong zu einer sehr melancholischen Angelegenheit werden lässt. Ein Track, der sich hervorragend zu Kerzenlicht und einem Glas Rotwein eignet. Diese Atmosphäre wird für Ron Sexsmith' "Tomorrow In Her Eyes" beibehalten, auch wenn es hier wesentlich zuversichtlicher zugeht.
"They Don't Know" stammt aus der Feder von Kirsty MacColl (R.I.P.), die wahrscheinlich am ehesten durch ihre gesangliche Mitwirkung bei dem Pogues-Hit "Fairytale Of New York" bekannt ist. Eine tolle, beschwingte Nummer (die mir im Original nicht bekannt ist), einmal mehr klasse gesungen und dazu auch noch sehr eingängig. Mit Jazz-Einflüssen bereitet bereits der Opener "I'll Be Seeing You" eine sehr angenehme Stimmung und mit einer Ballade, dem wunderschönen "Some Things Last A Long Time" wird die Scheibe dann beschlossen. Dezente Piano-Begleitung, sehr intensiver und gefühlsbetonter Gesang wie auch die glaubhaft erscheinende angegriffene Gefühlslage der Protagonistin überzeugen auf voller Länge.
Logisch, dass The Corrs-Fans hier blind zugreifen können. Insgesamt ist "Lifelines" ein richtig schönes Alternative Pop-Album geworden, bei dem - was schon in der Natur der Sache liegt - manche Tracks besser, andere nicht ganz so überzeugend gelungen sind. Grundsätzlich immer und überall genieß- und hörbar. Wer sich erstmal einen Eindruck verschaffen will, dem würde ich "I'll Be Seeing You", "Pale Blue Eyes", "No 9 Dream" und auch "Some Things Last A Long Time" ans Herz legen.
Line-up:
Andrea Corr (vocals)
Kevin Armstrong (guitars)
Justin Adams (guitars)
Clare Kenny (bass)
Caroline Dale (cello)
John Reynolds (drums & percussion)
Damien Dempsey (acoustic guitars)
Julian Wilson (keyboards, Hammond)
Brian Eno (keyboards & sounds, background vocals - #2,5)
James O'Grady (Uilleann Pipes)
Sinead O'Connor (background vocals - #7)
Lumiere (background vocals - #11)
Tracklist
01:I'll Be Seeing You
02:Pale Blue Eyes
03:Blue Bayou
04:From The Morning
05:State Of Independence
06:No 9 Dream
07:Tinseltown In The Rain
08:They Don't Know
09:Lifeline
10:Tomorrow In Her Eyes
11:Some Things Last A Long Time
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