Anne Clark / The Very Best Of
The Very Best Of Spielzeit: 79:44
Medium: CD
Label: EMI, 2010 (1982 - 1998)
Stil: Avantgarde


Review vom 03.12.2010


Joachim 'Joe' Brookes
Die 1960 in London geborene Anne Clark auf ihre Hits "Sleeper In Metropolis" oder zum Beispiel "Our Darkness" zu reduzieren, wird der Künstlerin nicht gerecht und ist einfach zu schmalspurig.
Ihre Karriere mutet an, wie die Geschichte des Tellerwäschers, der berühmt wird. Sie arbeitete in einer psychiatrischen Klinik bevor Clark einen Job beim Label Bonaparte Records bekam. Darüber hinaus war sie als unbezahlte Kraft im Londoner Warehouse Theatre tätig und sorgte dafür, dass dort zum Beispiel Paul Weller, Ben Watt oder The Durutti Column ausverkaufte Konzerte spielten. Ihr eigenes Live-Debüt hatte sie im Cabaret Futura zusammen mit Depeche Mode. Die Location ist mit dem Musiker Richard Strange in Verbindung zu bringen. Vielleicht kennt man ihn ja als Gründer der Band Doctors Of Madness.
Anfang der Achtzigerjahre kam dann mit "The Sitting Room" ihr erstes Album auf den Markt. Es folgten in jährlichen Abständen Platten wie "Changing Places", "Pressure Points", "Hopeless Cases" oder "R.S.V.P.". Letzteres war ihr erstes Live-Album. Ende der Neunziger veröffentlichte Clark mit "Just After Sunset" eine CD, auf der sie ins Englische übersetzte Texte des österreichischen Dichters Rainer Maria Rilke vertonte.
In ihrer Laufbahn hat die Clark mit einigen Künstlern zusammengearbeitet. Unter anderem waren es Patrick (auch Patrik geschrieben) Fitzgerald, David Harrow, der als Produzent oder Musiker mit Peter Hope, Psychic TV und Jah Wobble zu tun hatte, John Foxx von Ultravox oder der Pianist Charlie Morgan.
Ihre musikalisch umgesetzte Lyrik ist ein Markenzeichen der Engländerin und man wird die signifikanten Stücke ohne Probleme in einer Mischung mit vielen Tracks anderer Künstler des Genres erkennen können. Anne Clarks Stimme ist eines ihrer Aushängeschilder.
Nach mehreren Samplern, unter verschiedenen Gesichtspunkten gestaltet, bietet "The Very Best Of" in konzentrierter Aktion einen Blick auf ihre großen Songs. Nicht fehlen dürfen natürlich das zwischen Coolness und Wärme schwankende "Sleeper In Metropolis" und "Our Darkness", das, mit einem ansteckenden Groove unterlegt, die beklemmende Leere einer fiktiven, verregneten Großstadt reflektiert. Das flotte "Heaven" beinhaltet Streicherklänge mit arabischem Flair und bei dem bassbetonten "Homecoming" ist Anne Clark mit ihrem ansonsten avantgardistischen Einschlag phasenweise auch im Post Punk à la Joy Divison unterwegs.
Das sehr von Streichern und Piano geprägte "Alarm Call" kann als ein Treffen von Klassik und Elektronik angesehen werden und "Poem With Words 2 - Journey By Night" setzt noch einen oben drauf. Die Streichinstrumente und das Piano werden durch Bläser unterstützt. Großartig, dieser Song, der das einzige Instrumental auf dem Rundling darstellt. "Cane Hill" ist mit seinen Stimmspielereien dramatisch und "The Power Game" verdeutlicht, wie gut Anne Clark live ist. Das kurze "This Be The Verse" könnte auch aus dem Song-Verzeichnis der niederländischen Nits stammen.
Was wäre eine Compilation ohne Zusätze? "The Very Best Of" wartet da gleich mit vier Schmankerln auf. "Heaven" ist noch ein treibendes Live-Dokument mit klasse E-Gitarre und die drei letzten Songs in der Bonus-Abteilung machen klar, dass Clarks Kompositionen bestens für Remixes geeignet sind. Besonders gut gefällt mir in diesem Zusammenhang "Self Destruct [Extended Version]", weil hier Klanggebilde mit einer Ähnlichkeit zu Peter Gabriel präsentiert werden und "Hope Road [A - Z Route]", eine hinreißend-verträumte Elektronik-Ballade.
Die Songs wurden höchst persönlich von der Künstlerin ausgesucht. Aber nicht nur deswegen ist "The Very Best Of" ein klasse Album geworden. Es verdeutlicht bemerkenswert, wie gelungen Anne Clarks Kunstform aus Musik und Lyrik ist.
Tracklist
01:The Sitting Room (2:27)
02:Short Story (1:57)
03:All We Have To Be Thankful For (4:16)
04:Echoes Remain Forever (3:36)
05:Wallies (4:12)
06:Sleeper In Metropolis (4:06)
07:Our Darkness (5:24)
08:Killing Time (4:44)
09:Heaven (3:55)
10:Alarm Call (3:56)
11:Poem Without Words 2 - Journey By Night (3:35) 12:Cane Hill (4:20)
13:This Be The Verse (1:12)
14:Homecoming (4:40)
15:The Power Game (3:21)

Bonus Tracks:
16:Heaven [Live In Montreal] (4:24)
17:Self Destruct [Extended Version] (6:16)
18:Our Darkness [Remix] (6:28)
19:Hope Road [A - Z Route] (6:52)
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