Anthony Crawford mag hier in deutschen Landen noch nicht so bekannt sein, ist als Musiker aber bereits seit etwa 30 Jahren aktiv. Der im US-Bundesstaat Alabama geborene Multi-Instrumentalist fasste zunächst in Nashville Fuß und erspielte und komponierte sich dort einen guten Namen. Im Laufe der Jahre legte er eine Handvoll eigener Alben vor und arbeite an unzähligen Sessions für Langrillen anderer Musiker mit. Unter anderem sticht der Name Steve Winwood bei der Vita des Südstaatlers ins Auge.
Den Fans und aufmerksamen Verfolgern von Neil Young sollte sein Name dagegen unbedingt schon mal über den Weg gelaufen sein, spielt Crawford doch bereits seit vielen Jahren auf Alben und Tourneen an der Seite des Kanadiers. Zwischendurch fand Anthony dann irgendwie auch noch die Zeit, sein neues Solo-Werk einzuspielen und zu veröffentlichen.
"Five Is Red" startet mit den beiden Rockern "Self To The Dark" und "Window Open", verzerrten Gitarren und melodischen Gesangslinien. Crawfords Stimme ist, ähnlich wie die seines Arbeitgebers Neil Young ziemlich hoch und wirkt sehr zerbrechlich, was den Songs jedoch ein gewisses Charisma verpasst. Da auch mal ein Hauch Crosby, Stills & Nash durch die Tracks weht, wenn es um die Gesangsharmonien geht, ist ein gewisses Siebziger-Feeling praktisch schon vorgegeben. Da entstehen, unterstützt von dem vorherrschenden Retro-Sound, also schon allerhand Assoziationen vor dem geistigen Auge.
Ab dem dritten Titel, "Blue Ribbon Shine" wird dann eine Kurskorrektur dahingehend vorgenommen, dass die Akustik-Gitarre die Hauptrolle übernimmt, während die Elektrische im Hintergrund die Farbtupfer setzt. Jonathan Crawford verharrt ab diesem Zeitpunkt bei dieser Stilistik und bleibt seinem Konzept treu.
Bezüglich des Songwritings, das im Verlauf der Scheibe einen immer melancholischeren Anstrich erhält, fühlt man sich hier und da gar mal an den Altmeister Townes Van Zandt erinnert. Ich könnte mir gut vorstellen, dass der Gesang des Protagonisten, speziell wenn es in die höheren Lagen geht, die Zuhörerschaft spalten wird.
"Turning Corners" ist ein weiterer ruhiger, aber guter Track mit dieser tollen Gesangsmelodie und außerdem einer einnehmenden Slide Guitar versehen. In sich ist das alles sehr stimmig und einheitlich, wobei der Song-Reihenfolge und Dynamik des Albums ganz gut zu Gesicht gestanden hätte, wenn Crawford zwischendurch mal wieder einen Rocksong platziert hätte. Dass er noch Deftigeres in der Hinterhand hat, beweist er nämlich später mit den letzten beiden Tracks "That Ole Highway" und "What A Way To Beginn".
Und die sind dann schließlich eine sehr willkommene Abwechslung, wobei das erstgenannte Stück zu den besten Titeln dieser Scheibe zählt und bei der finalen Nummer sogar ein Gitarren-Solo auftaucht. Insgesamt also eine sehr eigenwillige Tracklist, die aber auch ihre Reize hat.
Zusammenfassend kann man schließlich festhalten, dass wir es hier mit einem atmosphärischen, zu großen Teilen ruhigen, ja fast introvertiertem Album zu tun haben, das über durchaus ansprechendes Songwriting und Ideen verfügt. Da Crawfords Gesang eventuell nicht unbedingt jedermanns/-frau Sache ist, empfehle ich, "Five Is Red" vor dem blinden Kauf erstmal kurz anzuchecken.
Tracklist |
01:Self To The Dark
02:Window Down
03:Blue Ribbon Shine
04:Halifax Midnight Sun
05:Turning Corners
06:Noise
07:California
08:Elevation
09:That Ole Highway
10:What A Way To Begin
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