'Mensch, da wäre noch mehr drin gewesen', denke ich mir nach jedem Hördurchlauf von "The Master Clockwork". Nun, alleine dass die Scheibe so viele Male in meinem CD-Spieler rotiert, zeigt allerdings auch, dass es durchaus Hand und Fuß hat, was die im Jahre 2003 gegründeten Schweden von Cain da auf ihrem Erstlingswerk abliefern. Es ist eine attraktive Mixtur aus klassischem Metal mit viel ausschweifender Melodik, aggressivem Thrash-Touch und diversen Prog-Einflüssen. Obwohl man mit dieser Kombination längst keine Newcomer-Preise mehr einheimst, muss man sie erst einmal stimmig hinbekommen - und das schaffen Cain.
Im Mittelpunkt der neun Nummern stehen zumeist sehr sangbare Refrains. Teilweise sind sie derart hymnisch, dass sie mich an Symphorce erinnern, obwohl die Atmosphären nicht deren tonnenschweres Gewicht erreichen. Eingerahmt werden die Chorusse durch abwechslungsreiches, meist in Evergrey-Manier dunkel eingefärbtes Riffing, das stets zielgerichtet, straight nach vorne geht, aber durch diverse Staccato-Einsprengsel mit vielen rhythmischen Ecken und Kanten einen klaren 'proggigen' Einschlag aufweist. Dazu tragen natürlich auch die einen oder anderen technischen Kabinettstücken bei, wie beispielsweise Parallelläufe.
Ganz überwiegend bleiben Cain sehr gitarrenlastig und verwenden das Keyboard nur für Detailarbeit - dabei seien Gedanken an Jacob's Dream oder Malpractice erlaubt, die ja auch eher zu den Prog-Vertretern gezählt werden, aber mit Tasteninstrumenten nicht viel am Hut haben. Dagegen gibt es aber mit dem Titeltrack "The Master Clockwork" und mit "Breather Field" auch zwei Songs, die sich durch Keyboard-Hooklines über einem ziemlich harten Gitarren-Unterbau auszeichnen. Diese Zusammenklänge erinnern mich zuweilen an die aktuellsten Werke von Sun Caged (wenn's atmosphärischer zugeht) und Andromeda (wenn's rappelt im Karton).
Wenn die beiden Gitarren der Band Geschwindigkeit aufnehmen und technisch ausgebuffte Doppel-Drives auspacken, unterstützt von präzise abgefeuerten Double Bass-'Salven', dann kann man die skandinavischen Kollegen von Communic als Einfluss ausmachen ("Mourning Star", "The Dead And The Calm"), zumal auch die Songs von Cain hier und da leichte epische Anflüge haben. Auffällig ist noch, dass die Stimme von Frontmann Patrik Stomberg frappierende Ähnlichkeit mit der von Tiles-Sänger Paul Rarick aufweist. Das ist reiner Zufall - es sei nur erwähnt, damit niemand auf die Idee kommt, Rarick hätte ein neues Projekt am Start.
Unterm Strich ist "The Master Clockwork" gefällig, aber nicht spektakulär. Überzeugend, wie die Schweden packende Songs mit spannungsgeladenen Harmonien schreiben. Was mir bei Cain noch fehlt, ist eine ordentliche Schippe Eigenständigkeit. Bislang kann man in ihrer Musik lesen wie in einem offenen Buch. Wenn sie es schaffen, die Seiten ordentlich zu zerfleddern, dann könnten die Jungs nach ihrem sehr ordentlichen Debüt in Zukunft ein Wörtchen im Genre mitreden. Ansonsten fahren sie im Toten Winkel der vielen starken musikalischen Mitstreiter, gerade auch aus skandinavischen Landen - und das wäre zu schade, denn sie sind echt gut.
Line-up:
Patrik Stomberg (vocals)
Pontus Lundin (guitar)
Joel Eriksson (guitar)
Tobias Jonsson (bass)
Andreas Grauffman (drums)
Stefan Runberg (keyboard)
Tracklist |
01:Intelligence 101 (4:29)
02:Lost Forever More (4:06)
03:The Master Clockwork (5:30)
04:Level 6: 14 (3:45)
05:Red Water (3:39)
06:Mourning Star (4:40)
07:Breather Field (4:18)
08:The Dead And The Calm (5:42)
09:Sink (3:47)
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