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Cancer / Family, Music, Me
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Slimboy war eine Schweizer Band, die etwa acht Jahre lang die Bühnen ihrer Heimat und der benachbarten Staaten unsicher machte, immerhin stolze vier Alben veröffentlichte und sich schließlich 2008 wegen unüberbrückbaren Differenzen der beiden führenden Köpfe auflöste. Einer davon ist Joel Bader, der bereits kurze Zeit später ein neues Projekt mit dem Namen Cancer gründete. Müdigkeit wurde keine vorgetäuscht und nun liegt bereits das Debüt "Family, Music, Me" vor. Der Titel hört sich sehr autobiographisch an und der Gedanke eines Konzept-Albums lässt nicht lange auf sich warten. Aber: Punk Rock (womit die Band vermarktet wird) und ein Konzeptalbum - lässt sich das überhaupt verbinden?
Apropos Punk Rock: Was wurde in den letzten Jahrzehnten schon für Schindluder mit dieser Bezeichnung getrieben! Spätestens seit den neunziger Jahren durfte sich plötzlich alles und jeder Punk Rock schimpfen, der in der Lage war, ein paar Gitarrenakkorde schneller aneinander zu reihen, als er bei Rot über die Strasse laufen konnte. Definiert sich Punk Rock überhaupt durch Schnelligkeit? Ganz sicher nicht, denn wenn man nur mal das bekannteste Beispiel - The Sex Pistols - nimmt, dann war das zwar eine gute, allerdings bestenfalls mittelschnelle Rock-Band. Nee, Punk Rock definiert sich für mich nach wie vor durch Attitüde und Lebenseinstellung, Frustration und (musikalischer) Aggression.
Okay, wie sieht also der Punk Rock von Cancer aus? "Mother" eröffnet die Scheibe mit einer einsamen Akustik-Gitarre, zu der sich dann nach und nach der Gesang und ein Bass gesellen, um einen sehr melodischen und gefühlvollen Titel zum Besten zu geben. Schön gerockt wird dann bei "Looking Back", bewaffnet mit vier Akkorden, dem dazugekommenen Schlagzeug und einer einmal mehr sehr eingängigen Gesangsmelodie. Eine Nummer, die im Anschluss vom Songwriting und den Melodien von "I Felt Hope" sogar noch übertroffen wird. Zwei Stücke, die ganz sicher auch auf der Bühne sehr gut einschlagen werden, die Spaß machen und in die Beine gehen.
Mit Metin am Bass und Silvio am Schlagzeug verfügt Cancer dazu über zwei weitere Musiker, die eine gute Band ausmachen und die Joel Bader und seine Songs hervorragend unterstützen. Auf der MySpace-Seite werden zwar keine weiteren Gruppenmitglieder aufgeführt, aber gehen wir mal davon aus, dass es sich um eine richtige Band handelt. Wie dem auch sei, für "Find Your Way Home" ist Nathan Gray als Sänger zu Gast und das Gaspedal wird noch mal durchgetreten. Eine meiner Anspieltipps. Bei "A Dream To Me" ist dann die Akustische zurück und der Titel wird sehr folkig angestimmt, bis nach zirka 75 Sekunden die restlichen Instrumente dazu stoßen und das Ganze zu einem schleppenden Midtempo-Rocker lassen werden.
Die anderen Songs, wie etwa "Slight Return", "Remember" oder auch "Over And Out" verfolgen allesamt die gleiche Gangart, sind melodisch, durchdacht arrangiert, gehen ins Ohr, sehr gut produziert und der Sound ist transparent. Wenn man sich also von dem Gedanken trennt, hier Punk Rock der alten Schule geboten zu bekommen, dann wird man seinen Spaß mit diesen zwölf Tracks haben. Überflüssig finde ich allerdings den Remix von "Over And Out", der das Album ausklingen lässt. Diese Nummer, die davor so schön gerockt hat, wird hier zunächst zwar von einem angenehmen Piano eingeleitet, dann aber von programmierten Keyboard-Samples wie von einer Dampfwalze platt gemacht. Na ja, Punk Rock eben…
Mein Fazit lautet schließlich, dass "Family, Friends, Me" ein gutes Rockalbum geworden ist. Mit Truppen wie The Exploited, Anti Nowhere League, Peter & The Test Tube Babies, Crass oder MAF haben die Schweizer aus Basel zwar in etwa so viel zu tun, wie ein Dutzend Hühner mit einer Partie Schach, aber dafür halten sie sich relativ nahe bei Truppen wie etwa Green Day auf. Wer also auf so genannten modernen Punk Rock oder einfach nur modernen Rock steht, dem dürften auch Cancer sehr gut gefallen. Reinhören schadet nicht!
Line-up
Joel (guitars, vocals) Metin (bass) Silvio (drums)
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