Canned Heat / Christmas Album
Christmas Album Spielzeit: 45:23
Medium: CD
Label: Ruf Records, 2007
Stil: Blues

Review vom 23.11.2007


Jürgen Bauerochse
'Weihnachts-Alben' in der Rockmusik sind ein ganz heißes Thema, das sicherlich in Fan-Kreisen sehr unterschiedlich bewertet wird. Dabei gehen die Meinungen wahrscheinlich von 'totaler Schwachsinn' bis hin zu 'sensationell' weit auseinander.
Auch ich stehe diesen Scheiben ziemlich kritisch gegenüber, denn für mich steht der Kommerz bei diesen Produktionen doch eindeutig im Vordergrund. Es spricht sicherlich nichts gegen ein Blues- oder Boogie-Stück, das sich textlich mit dem Weihnachtsfest beschäftigt, aber ein ganzes Album mit solchen Songs zu produzieren und es dann in der Adventszeit herauszubringen ist in meinen Augen schlichtweg Bauernfängerei, die es ausschließlich auf die Geldbörsen der Käuferschaft abgesehen hat. Ganz abgesehen davon, dass der Rock und Blues mit der traditionellen Musik zum Fest so gut wie nichts gemeinsam hat.
Bisher war ich zum Glück um eine Bewertung eines Christmas-Albums herum gekommen, doch jetzt hat es auch mich erwischt. Als totaler Canned Heat-Fan, der natürlich jeden Ton der Band im Regal haben muss, bleibt mir nichts anderes übrig, als die taufrische CD von Fito & Co. zu diesem Thema zu reviewen. Na ja, denn man los …
Dass der "Christmas Song With The Chipmunks" auf der Scheibe vertreten ist, war mir eigentlich klar, denn schließlich war das im Jahr 1968 schon mal unter dem Namen "The Chipmunk Song" als Weihnachtssingle erschienen und hatte damals sehr viel Sendezeit im Radio erhalten. Trotzdem floppte der Song, der zehn Jahre zuvor in der Version eben dieser Chipmunks noch auf Platz eins der US-Charts landete. Das Ganze war aber auch mehr oder weniger ein Spaßprojekt, das man nicht so ernst nehmen sollte.
Besser war da schon der "Christmas Blues", ebenfalls im klassischen Canned Heat Line-up mit Hite, Wilson und Vestine eingespielt und die B-Seite der Single. Bei der Komposition spielte Fito eine Blues-Ballade auf dem Piano, und die Band stieg spontan dazu ein. Fertig war der Song. Dieser Titel war musikalisch gesehen schon sehr viel besserer Stoff, wobei Bob Hite an der Harp und Henry Vestine mit seiner Gitarre glänzen konnten. Der "Christmas Blues" wurde fünfunddreißig Jahre später von Heinecken für ihre Fernsehwerbung eingesetzt und drei Jahre lang an den Feiertagen ausgestrahlt.
Dieser Titel ist in einer verlangsamten Version mit Dr. John am Klavier noch einmal auf diesem Album vertreten und auch gleichzeitig mein Anspieltipp. Ein unglaublich langsamer Slow-Blues bei dem Bob Hite seine klasse Stimme sehr ausdrucksstark einsetzt. Dieser Song allein rechtfertigt schon den Kauf des Silberlings. Genuss pur in über sieben Minuten …
Und es gibt auch noch einen "Christmas Blues" Teil 3. Live mitgeschnitten im Jahr 1998 mit
Eric Clapton an der Gitarre und John Popper von Blues Traveler am Mikrofon. Doch hier wird das Tempo wieder angezogen.
Der Rest des Albums besteht aus Aufnahmen des aktuellen Line-ups von Canned Heat, das inzwischen seit 2006 zusammen ist. Eine Tatsache, die jeden Fan der Band glücklich stimmt, gibt es doch von dieser Besetzung noch keine einzige Tonkonserve.
Dabei fallen die Songs sehr unterschiedlich aus. "Deck The Halls" reiht sich nahtlos in die Zeit von "Canned Heat Blues Band" ein, wo Robert Lukas schon einmal den Gesang übernommen hatte. Swingender Rhythmus und eine relaxte Harmonika treiben den Titel voran und der alte Canned Heat-Spezi Jay Spell (1979 festes Mitglied der Gruppe) steuert eine schöne Piano-Begleitung bei.
Das Instrumental "Santa Claus Is Coming To Town" dagegen hört sich an, als würde der 'Gitarrenvirtuose' Ricky King zurückkehren und uns überfallen. Das hätte auch jede reine Unterhaltungsband so hingekriegt.
"I Won't Be Home For Christmas" ist dann wieder ein schöner reiner Blues, bei dem Bassist Greg Kage die Vocals übernommen hat und Barry Levenson ein starkes Gitarrensolo bringt. Typisch und stark auch der "Christmas Boogie" mit einer großen Portion Slide und dem rauen Gesang von Robert Lukas. Das ist wieder Canned Heat, wie ich sie hören will.
Jay Spell spielt Piano und singt eindrucksvoll bei "Santa Claus Is Back In Town", einem wummernden Blues Rock, mit dem ich ebenfalls gut leben kann.
Dafür muss ich mir "Jingle Bells" wirklich nicht all zu oft antun. Zwar passt die Stimme von Lukas sogar ganz gut ins Konzept und auch sein Harp-Spiel klingt stark und gefühlvoll, aber das ist mir ganz einfach zu starker Tobak. Dieses Weihnachtslied in der Version von Canned Heat kann ich einfach nicht verkraften.
Genau so geht es mir mit dem "Boogie Boy", der Neufassung des "Little Drummer Boy". Lukas' verfremdete Stimme hat zwar das gewisse Etwas und wieder kann er an der Harp überzeugen, und trotzdem komme ich damit nicht klar. Tut mir leid!
Auch nach diesem "Christmas Album" von Canned Heat sind die Probleme, die ich mit Weihnachts-Platten in der Rockmusik habe, nicht kleiner geworden. Hätte man auf die drei reinrassigen Lieder zum Fest der Geburt Jesu verzichtet und sie durch andere 'normale' Songs ersetzt, dann hätten wir ein recht gutes 'reguläres' Canned Heat-Album vorliegen.
Line-up:
Fito De La Parra (drums)
Robert Lukas (vocals, harmonica, guitar)
Greg Kage (bass, vocals)
Barry Levenson (guitar)

Special guests:
Jay Spell (piano # 5, 7, vocals # 7)
Dr. John (piano # 9)
Eric Clapton (guitar # 11)
John Popper (vocals # 11)
Sharon Benson (backing vocals # 8)
Kethleen Siskron (backing vocals # 8)
Tracklist
01:Deck The Halls (4:00)
02:The Christmas Song With The Chipmunks (2:48)
03:Christmas Blues (2:34)
04:Santa Claus Is Coming To Town (3:22)
05:I Won't Be Home For Christmas (4:14)
06:Christmas Boogie (4:09)
07:Santa Claus Is Back In Town (3:36)
08:Jingle Bells (4:33)
09:Christmas Blues (7:33)
10:Boogie Boy (Little drummer Boy) (4:25)

Bonus Track:
11:Christmas Blues (3:42)
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