Rise Above treten in ihrem Info-Flyer sehr vollmundig und optimistisch auf: Nachdem ihnen der Erfolg mit Grand Magus gelungen ist, soll Capricorns der nächste Hammer sein. Nun, das ist in etwa so, wie wenn man einen Action-Blockbuster mit einem schwarz-weiss Experimental-Stummfilm vergleicht. Die Erfolgsaussichten und die Zielgruppe sind unterschiedlich, auch wenn beides qualitativ hochwertig ist. "River, Bear Your Bones" mit einem Stummfilm zu vergleichen ist ziemlich passend: Es gibt nämlich keinen Gesang und es ist definitiv nicht leicht zugänglich, was leider auch für das Finden von Informationen gilt. Und es ist nicht einfach zu beschreiben.
Fangen wir also mit dem Anfang an: 2003 vereinigten sich in London vier Musiker, die untern anderem bei Iron Monkey, Orange Goblin, Bridge And Tunnel sowie The Dukes Of Nothing aktiv waren, unter dem Zeichen des Steinbockes (Capricornus). Zunächst erschien eine titellose EP, dann folgten Touren mit z.B. Melvins, Pelican, Jesu, Unsane und Oxbow.
Ermutigt durch den Erfolg der EP und geprägt durch die verschiedensten Einflüsse, entwickelte sich die Band weiter, verbreiterte ihr musikalisches Spektrum und veröffentlichte 2005 ihre erste CD mit voller Länge, "Ruder Forms Survive". Nach Meinung von Rise Above bewegte sich die Bandbreite von rau-punkigen Amebix-Anklängen bis zur Abgedrehtheit, ähnlich wie Pink Floyd zu ihrer "Ummagumma"-Zeit. Schwer vorstellbar, oder?
Die mir vorliegende "River, Bear Your Bones" von 2008 soll eine Reise durch 40 Jahre Musikgeschichte darstellen. Ich zweifele nicht an dieser Aussage, so viele Elemente sind hier zusammengefasst. Manchmal ist es heavy und kantig, dann verproggt, abgespact - unberechenbar aber interessant. Man scheut sich auch nicht, eine Jam-Session als Abschlusstrack unverändert mit auf die CD zu nehmen ("Drinking Water From The Skull Of A Hanged Man").
Die Vorstellung, so könnte es klingen, wenn Syd Barret Doom geschrieben hätte, ist schon passend. Und doch reicht es nicht, um die komplette Bandbreite zu beschreiben, in eine Schublade packen lässt es sich auch nicht. Dies als Doom zu verkaufen, trifft es nur bedingt, wobei aufgeschlossene Doomer durchaus ihre Freude an diesem Werk haben können, ebenso wie aufgeschlossene Prog-Fans - daher nenne ich es einfach mal 'ProgDoom'.
Wer leicht konsumierbare und einfach verständliche Musik mit schlichten Strukturen sucht, wird hier nicht fündig. Im Booklet steht der Vergleich mit der Erfahrung, in einer deutschen Sauna mit einem nassen Handtuch ins Gesicht geschlagen zu werden. Hm??? Capricorns als schräg und merkwürdig zu bezeichnen, ist durchaus gerechtfertigt. Aber wer gerade so etwas interessant und reizvoll findet, sollte "River, Bear Your Bones" mal antesten. Aber schon die Optik bei MySpace macht es dem geneigten Interessenten nicht leicht.
Line-up:
Nathan Dylan Bennett (guitars)
Dean Berry (bass)
Nathan Perrier (drums)
Tracklist |
01:Broken Coffin Of The Venerable King (8:45)
02:Seventh Child Of A Seventh Child (5:49)
03:Tempered With The Blood Of Beasts (6:56)
04:November Suicides (5:36)
05:Owing To The Fogs (7:25)
06:The Bells Rand Backwards (5:49)
07:A Savage Race By Shipwrecks Fed (6:58)
08:Drinking Water From The Skull Of A Hanged Man (10:55)
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