The Captain Legendary Band / TCLB Live
TCLB Live Spielzeit: 64:23 (CD 1) 71:11 (CD 2)
Medium: Do-CD
Label: Eigenproduktion, 2013
Stil: Country'n'Jam


Review vom 12.06.2014


Ulli Heiser
Vorfreude - das ist z. B. das Gefühl, wenn morgens die Sonne einen heißen Tag ankündigt und man genügend leckere Hochwald-Steaks im Kühlschrank sowie ausreichend Holzkohle im Schuppen hat. Vorfreude ist es auch, wenn eine CD ins Haus flattert, deren Cover schon mal rein optisch gute Musik verspricht, wenn man liest, dass die Musiker aus Baton Rouge, Louisiana kommen und wenn das Doppelalbum aus einem akustischen und einem elektrischen Set besteht. Alles Anzeichen, dass da ein Album auf dem Tisch liegt, welches sich mit Sicherheit aus dem alltäglichen Berg an Neuerscheinungen abheben dürfte.
Und in der Tat ist das Ergebnis der Show vom 4. Mai 2013 im Firehouse Salon in Houston, TX ein wahres Feuerwerk an Glückshormonausschüttraketen. Keine Angst, wenn gleich das Wort Country fällt: Mit Nashville-Hochglanz hat die Captain Legendary Band nun wahrlich nichts zu tun. Ist Country - der rockenden Zunft - zwar die Basis aller stilistischer Zutaten, so darf doch behauptet werden, dass die Brüder Charlie und Jeff Hager, Aaron Bancroft sowie Matt 'The Kid' Groll das weite Feld, auf dem die besten Roots-, Jam-, Folk-, Southern- sowie Rock-Pflanzen wachsen, bis auf den letzten saftigen Halm abgeerntet haben. Mit zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug begeistern sie die Clubs vor allem in Texas. Die Academy of Texas Music kürte die Captain Legendary Band als »Live Band of the Year«.
Vorliegender Live-Doppeldecker, der ihrem Studioalbum "Smoking Barrel" folgt veranlasste die Academy of Texas Music erneut, Nominierungen auszusprechen: »Vocal Group of the Year« und »Album of the Year«. Das geht mehr als in Ordnung. Gerade beim akustischen Set wird deutlich, über welche gesanglichen Fähigkeiten die AoTM wohl begeistert war. Und was das »Album of the Year« angeht, wird diese Scheibe wohl auch in die ganz enge Wahl meiner Platte des Jahres kommen. Dabei muss, eigentlich eine Schande für das Business, gesagt werden, dass "TCLB Live" komplett von den Fans finanziert wurde. Die Welt ist schlecht und mitnichten gerecht. Ein dickes Lob an die Agentur Teenage Head Music, die mir erstens diese geile Scheibe in den Player warf und die die Band gegen Ende des Jahres nach Deutschland holt. Im Verlauf des Jahres soll auch eine Studio-EP auf den Markt kommen, wobei ich mir eine weitere Liveplatte wünsche, denn live gehen die ab wie ein hungriger Alligator.
Alles passt wie die berühmte Faust aufs Auge. Überwiegt der Country, dann bekommen wir die Gitarren gezupft und geschlagen. Absolut harmonische Vocals und Akkorde, die aber nie seicht werden, nie wird die Pedal Steel, die Mandoline zu sülziger Lagerfeuerromantik missbraucht. Präsent aber dezent eingesetzt lassen sie eher zum eiskalten Bier aus dem Cooler greifen, als zur Southern Comfort-Flasche. Natürlich kann man sich ins Gras legen, mit den Stiefelspitzen wippen und den Cowgirls beim Tanzen zuschauen. Aber um nach Nashville zu schauen, bräuchte man schon ein sehr starkes Fernglas. Irgendwo in der Nähe spielen die Drive-by Truckers, Pure Prairie League und Waylon Jennings.
Überwiegt der Country nicht, bzw. kommt die elektrische Komponente hinzu, dann ziehen die Nachbarn weg und die Häuser werden neu belegt. "NE TX Women" hat alles, was einen sehr guten Black Crowes-Song ausmacht. Dazu gesellt sich ein langsam bouncender Rhythmus à la Widespread Panic. Die Truppe kann jammen, und wie! Alles passt zusammen. Die Instrumente werden beherrscht, die Stimmungen und Harmonien ebenfalls (besonders herrlich hier "The Captain") und die unter Strom stehenden Gitarren lassen nun die Sternbanner an den Pick-ups flattern. Immer wieder kommen neue Nachbarn auf das Grundstück gefahren und hier und da weht nun auch die Rebel Flag. Alleine "Smoking Barrel" ist Grund, "TCLB Live" in jede Southern Rock-Sammlung aufzunehmen. Ganz im Stil alter Helden werden hier den Gitarren sie Sporen gegeben, dass es eine wahre Pracht ist. Der Smoker qualmt, das Bier ist eiskalt, die Welt ist schön.
Wie stark die Captain Legendary Band das Jam-Metier beherrscht und auf welche geniale Einfälle man kommen kann, beweist "Where Did I Go Wrong". Der Country Jam-Rocker nimmt Fahrt auf, shuffelt durch die Minuten, southernmäßige Double Leads würzen den Ritt... bis ein Break eine 'andere' Tonart gebärt, der Ritt ins Stocken gerät und urplötzlich »Ticking away the moments that make up a dull day« gesungen wird. Nicht nur gesungen, auch die Gitarre wird nun sphärisch und man glaubt es kaum, die Truppe hat Pink Floyds "Time" einfach mal so eingebaut, um danach nahtlos und mit perfektem Übergang wieder weiterzujammen.
So könnte man nun jedem Track einen Absatz widmen, aber dazu fehlt die Zeit. Die Steaks sind fertig und ich muss auf die Party zu dieser Hammerband. Sobald die Termine für Deutschland feststehen, werden wir euch informieren.
Shit, ich muss weg, die Double Leads werden sonst das Fleisch vom Grill fegen.
Line-up:
Charlie Hager (lead vocals, acoustic and electric guitar)
Aaron Bancrift (acoustic and electric guitar, harmony vocals)
Jeff Hager (bass)
Matt Groll (drums)

Special guest:
Billy Jo High (pedal steel guitar, mandolin, acoustic and electric guitar)
Tracklist
Acoustic Set
01:Cold TX Night
02:Rock 2 Home
03:Leaving L.A. In The Broad Daylight
04:Kemah Bay
05:Train Song
06:Writing On The Wall
07:Heartbroke Bank Robery
08:Put Me In My Place
09:L.A. Moonshine
10:Gypsy Eyes
11:P&WT
12:Standing On The Rock
13:Lost In A Song
Electric Set
01:Brothers
02:NE TX Women
03:Lifetime
04:Brianna
05:Where Did I Go Wrong
06:Flyin'
07:I Can't Change
08:Honey
09:Harry The Beast Stomp
10:Down
11:The Captain
12:Cocaine Afternoon
13:Moonshiner's Prayer
14:Smoking Barrel
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