Ich bin der Freibeuter und Pirat der Musik
Carlton Ein Mann, der meistens in der zweiten Reihe steht, dafür aber extrem viel beschäftigt ist, da er für viele Größen der Musik die Gitarrensaiten zupft, das ist Carl Carlton. Gerade war er bei den Aufnahmen der neuen Peter Maffay-CD dabei und nun ist er mit seinem Soloprogramm "The Spirit Of Woodstock - Songs And Storys" auf deutschen Bühnen. Mit seiner Band, sowie seinem Sohn Max Buskol spielt er Auszüge aus seinem Progrmm im Support von Status Quo während ihrer "Frantic Four Tour". Aus dem geplanten persönlichen Gespräch wird leider wegen kurzfristigen Terminänderungen nur ein knappes Mailinterview. Besser als nichts, habe ich mir gesagt und somit treten wir in regen Schriftverkehr.


Interview vom 02.04.2014


Holger Ott
Rocktimes: Hallo Carl, ich freue mich, dass du bei deinem vielen Stress, den du im Moment hast, etwas Zeit für mich hast, um einige kleine Fragen zu beantworten.
Carl Carlton: Kein Problem. Da wir es schriftlich machen, kann ich mir immer zwischendurch Zeit nehmen, um eine Frage nach der anderen zu beantworten.
Rocktimes: Wie bist du als junger Mensch zum Gitarrespielen gekommen?
Carl: Als ich jung war wurde Europa gerade von der englischen Beat-Invasion überschwemmt. Die Rolling Stones, die Beatles, die Kinks, das wollte ich auch. Da ich in ärmlichen Verhältnissen gelebt habe, war es nicht möglich, ein Piano zu bekommen. Stattdessen lag eine Gitarre unter dem Weihnachtsbaum, als ich zehn Jahre alt war. Ich habe sofort damit begonnen, Musik von Schallplatten nachzuspielen.
Rocktimes: Stammst du aus einer musikalischen Familie?
Carl: Ich kann mich nicht mehr so richtig erinnern. Mein Vater war musikalisch, glaube ich. Er hat immer viel gesungen, war aber Kleinbauer und hatte anscheinend keine Möglichkeit, etwas aus seinem Gesangstalent zu machen.
Rocktimes: Haben deine Eltern deinen Wunsch, Gitarrist zu werden, gefördert?
Carl: Sie haben mir nie Steine in den Weg gelegt und es auch nicht bedauert, als ich die Schule abgebrochen habe.
Rocktimes: Wie umfangreich ist inzwischen deine Gitarrensammlung? Gibt es Lieblingsgitarren, an denen du sehr hängst?
Carl: Ich habe sie lange nicht gezählt, da die Gitarren in meinen verschiedenen internationalen Depots und Wohnorten sind. Ich liebe meine Carl Carlton Signature Duesenberg über alles und meine uralte Gibson Akustics, die ich nicht mehr auf Tour mitnehme. Die bleiben zu Hause. Auf Tour müssen Larson und Lakewood ran, ebenso wie meine, von Duesenberg gebauten, Strats und Telecaster in allerlei verschiedenen Ausführungen.
Rocktimes: Du nennst dich selbst Freibeuter und Pirat der Musik. Würdest du gerne in dieser Zeit leben und täglich neue Abenteuer bestehen müssen?
Carl: Mein ganzes Leben besteht nur aus Abenteuern.
Rocktimes: Du bist zur Zeit mit "The Spirit Of Woodstock - Songs And Storys" auf Tour. Wärst du damals gerne dabei gewesen?
Carl: "Spirit Of Woodstock" hat nur bedingt mit dem Festival zu tun. Es geht um die lange bestehende Künstlerkolonie und deren Philosophie. Klar wäre ich gerne dabei gewesen. Übrigens: Ich lebe und arbeite in Woodstock seit 2006 dank Levon Helm und The Band, meinen großen musikalischen Vorbildern.
Rocktimes: Welche Musikrichtung hättest du damals gerne gespielt?
Carl: Die Gleiche wie immer und heute, Carl Carlton-Musik!
Rocktimes: Wer waren außer Levon Helm und The Band deine musikalischen Vorbilder?
Carl: Ry Cooder, Muddy Waters, Rolling Stones, Kinks, The Small Faces, Little Feat,
Marvin Gaye.
Rocktimes: Zählen Status Quo ebenfalls dazu, deren Reunion Shows du eröffnest?
Carl: Nicht unbedingt Vorbilder, aber ich habe damals die ersten Platten ("Ma Kelly's Greasy Spoon" usw.) gekauft. Mit dem originalen Line-up ist für mich die alte Zeit wieder da.
Rocktimes: Wie bist du dazu gekommen, die Shows zu supporten?
Carl: Der deutsche Konzertveranstalter hat unsere "Woodstock Show" gesehen und war begeistert. Quo daraufhin ebenfalls. Jetzt schauen wir mal, wie zehntausend Quo Fans auf akustische Gitarren reagieren! Naja, nicht nur Wandergitarren. Wir werden es ihnen geben!
Rocktimes: Normalerweise stehst du auf den großen Bühnen, zum Beispiel wenn du mit Peter Maffay spielst, immer im Hintergrund. Bist du nun etwas nervöser, wenn du, wie in Berlin, vielleicht vor über zehntausend Menschen spielst?
Carl: Ich habe seit vierzig Jahren megagroße und kleine Bühnen weltweit gespielt und das auch oft mit meinen eigenen Bands - No Problem! Kein großer Unterschied, obwohl ich lieber intime Bühnen mag.
Rocktimes: Besteht dein Programm nur aus Songs der Woodstock-Ära, oder ist es eher ein 'Best Of' deiner Schaffenszeit?
Carl: Beides, aber ich spiele im "Spirit Of Woodstock"-Programm nur Songs von mir, die entweder in Woodstock entstanden und/oder dort aufgenommen wurden, oder aber mit Musikern aus Woodstock eingespielt wurden.
Rocktimes: Hast du neue Songs für die Tour komponiert?
Carl: Ich komponiere eigentlich ständig.
Rocktimes: Wann erscheint eine neue CD von dir?
Carl: Ein neues Album erscheint Ende des Jahres.
Rocktimes: Wie wichtig war Robert Palmer für dich?
Carl: Sehr wichtig! Ein großer Bruder, den ich nie hatte, ein unglaublicher Lehrer, Musikphilosoph, ein Vorbild, der beste Sänger ever neben Marvin Gaye und Lowell George.
Rocktimes: Kannst du dich an deinen schönsten Tag im Leben als Musiker erinnern? Vielleicht an ein besonderes Ereignis, an das du in ruhigen Minuten öfter gerne nachdenkst?
Carl: Als Robert Palmer mich mit Ry Cooder verglichen hat.
Rocktimes: Gibt es ebenso einen Tag im Leben, den du nie vergisst, weil er für dich so schrecklich war?
Carl: Den Tod meiner Eltern.
Rocktimes: Stichwort "Toast To Freedom". Inwieweit engagierst du dich für Amnesty International?
Carl: Full Time.
Rocktimes: Hast du dadurch noch genügend Freizeit und Privatleben?
Carl: Nein.
Rocktimes: Was machst du außerhalb der Musik? Ich meine damit, ob du Hobbys hast.
Carl: Ich kümmere mich um meine Enkel.
Rocktimes: Gibt es in deinem Leben noch Träume, die du verwirklichen willst?
Carl: Mein ganzes Leben ist ein einziger Tagtraum.
Rocktimes: Welche Pläne hast du für deine musikalische Zukunft?
Carl: Unendlich viele.
Rocktimes: Wenn du eine neue Supergroup zusammenstellen dürftest, aus wem sollte sie bestehen?
Carl: Wayne P. Sheehy und Pascal Kravetz, mit denen ich zurzeit spiele, gehören auf jeden Fall dazu. Lary Campbell an der Gitarre, Wizard am Bass, Zack Alford als Drummer und Mike Finnegan am Keyboard wären großartige Musiker.
Rocktimes: Du hast neben vielen anderen auch mit Klaus Voorman gearbeitet. Bist du dabei mal einem der Beatles begegnet?
Carl: Ich habe schon alle Vier getroffen und teilweise auch mit ihnen gearbeitet.
Rocktimes: Würden dich die Rolling Stones oder AC/DC fragen, ob du als Gitarrist einsteigen möchtest, für welche Band würdest du dich entscheiden, oder gibt es eine andere, in der du spielen willst?
Carl: Ich habe bereits in unglaublich vielen guten Bands gespielt und spiele im Moment mit fantastischen Musikern zusammen.
Rocktimes: Ich möchte mich ganz herzlich bei dir bedanken. Hast du abschließend noch eine Botschaft an die Fans?
Carl: Keep swinging and buy Vinyl!!!
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