Mal ehrlich: Denkt man an Trier, dann kommt einem wohl zuerst die römische Vergangenheit dieses beschaulichen Städtchens in den Sinn, nicht aber harte Musik. Dennoch ist mit Carpet Room dort ein Quartett ansässig, das sich ehrliche, schweißtreibende Riffs auf die Fahnen geschrieben hat und diese auch mit voller Inbrunst zelebriert.
Die Band wurde im Sommer 2007 von Gitarrist/Sänger Rosario Avanzato und Schlagzeuger Jörg Henz ins Leben gerufen, und seit Mai 2008 zockt man im unten aufgeführten Line-up. Dem aktuellen, vollwertigen Langeisen "Soulless" ging zwar schon ein Demo (2008) voraus, doch die Jungs wollten ihr Liedgut unbedingt in professionellem Rahmen veröffentlicht wissen, weshalb man sich entschloss, ein richtiges Studio zu entern und die bis dato komponierten acht Songs amtlich unter Dach und Fach zu bringen.
An dieser Stelle muss man Carpet Room attestieren, dass sie eine weise Entscheidung getroffen haben, denn die Stücke springen einen selbstbewusst und direkt an. Der dreckig-brachiale Bastard aus schwerem Hard Rock und treibendem Metal klingt ganz wunderbar, rockt kompromiss- und schnörkellos nach vorn. Die Gitarren sägen einem sauber durch die Ohrmuscheln und Frontsau Avanzato röhrt ins Mikrofon, dass es eine echte Freude für jeden Fan von Metallica, Corrosion Of Conformity, Motörhead, Pantera oder Black Label Society sein wird, diesem Gespann zu lauschen.
Aber es sind ja nicht einfach nur die Rahmenbedingungen, die dem 'Teppichraum' zu berechtigter Aufmerksamkeit verhelfen. Sound und Optik (die Scheibe kommt im schmucken DigiPack) sind zwar glücklicherweise vom Feinsten, wären aber ohne die wirklich formidablen Songwriting-Fähigkeiten, auf diesem Silberling verborgen liegen, wenig wert.
"Soulless" kracht gleich mit dem Opener "Still Alive" schonungslos aus den Boxen, und kann dieses hohe Energie-Level über die Songs "Navigator", "My Anger And My Pride" und "Jet (One Day, One Lie)" mühelos halten. Erst bei "Livin' In Hell" kehrt durch das atmosphärische Intro so etwas wie Ruhe ein - die allerdings von kurzer Dauer ist, da im weiteren Verlauf dieses Stücks dann doch wieder die Aggressor-Keulen ausgepackt werden. Carpet Room scheinen einfach nicht aus ihrer Haut zu können, sondern müssen rocken, rocken, rocken!
Das steht ihnen aber auch am besten zu Gesicht. Schreihals Avanzato hat nun mal keine Balladen-Stimme, sondern fühlt sich offensichtlich immer dann am wohlsten, wenn er gegen mächtige Soundwände aus Riffs und Rhythmen anbrüllen darf. Und dabei macht der Mann eine verdammt gute Figur, was gleich darauf auch wieder "Screamer" beweist, ein treibender, ungeschliffener Brocken, der nur darauf zu warten scheint, auf den Hörer losgelassen zu werden.
Dass sich der Vierer aber auch im schleppend-rhythmischen Bereich pudelwohl fühlt, zeigt Titeltrack "Soulless", der zwar stellenweise etwas das Tempo anzieht, im Großen und Ganzen aber tonnenschwer und akzentuiert nach vorn stampft. Besonders klasse fällt hier der flotte Break in der Mitte des Stücks auf, wo mit klassisch-metallischen Gitarren-Leads gearbeitet wird und somit eine willkommene Abwechslung stattfindet.
Fazit: Den Trierer Jungs ist mit "Soulless" eine großartige Scheibe gelungen, die bei jedem Fan von direktem, ungeschönt-rockigem Metal Ausrufezeichen setzen sollte. Das Vereinen von den besten Zutaten aus beiden Lagern, dazu das unverwechselbare Organ Rosario Avanzatos tragen zu ungemein viel Hörgenuss bei. Hier bekommt man ordentliche, unverfälschte Qualität geboten: Packende Refrains und klasse Soli inklusive. Die Jungs haben (Herz-) Blut geleckt sowie Feuer unterm Arsch und machen deshalb einfach nur Spaß. Aber wie fassen sie es selbst so schön zusammen: »Vier aus Trier, voll auf die Zwölf! « Dem ist nichts hinzuzufügen, außer: Reinhören, verdammt noch mal!
Anspieltipps: "Still Alive", "Jet (One Day, One Lie)", "Livin' In Hell", "Soulless".
Line-up:
Jörg Henz (drums)
Rosario Avanzato (guitar, vocals)
Michael 'Micha' Heinisch (guitar)
Max 'Mäx' Huber (bass)
Tracklist |
01:Still Alive (4:16)
02:Navigator (5:03)
03:My Anger And My Pride (5:34)
04:Jet (One Day, One Lie) (5:06)
05:Livin' In Hell (5:45)
06:Screamer (5:26)
07:Soulless (5:56)
08:They Call You God (4:17)
|
|
Externe Links:
|