Spielzeit: 59:52 Medium: CD Label: Fastball Music, 2013 Stil: Melodic Metal / Hard Rock Review vom 21.03.2013 Jochen v. Arnim

»Gut Ding will Weile haben« konstatierte der geschätzte Kollege Moritz noch vor fünf Jahren, als es galt, das Debütalbum der Eidgenossen zu charakterisieren. Hatte man sich seinerzeit noch in mächtig viel Ausdauer zwischen Bandgründung und Veröffentlichung des Erstlings geübt (rund zwanzig Jahre), so haben die fünf Jungs aus Luzern beim Zusammenstellen des Folgealbums vergleichsweise richtig Gas gegeben. Etwas mehr als 48 Monde zwischen zwei Scheiben lässt aber immer noch auf die altbewährten schweizerischen Tugenden schließen, ist man doch in dem alpenländischen Kantonsbündnis nicht gerade für eine sich selber überholende Innovationsflut bekannt - und das macht die helvetischen Nachbarn auch so beliebt. Um mal in einer Art Metapher zu reden: Bewährte und hochwertige Qualität hält nun mal länger als im Galopp den Markt überflutende fernöstliche Neuerungen. Gleiches möchte man auch schon nach den ersten schnellen Durchläufen von "Sinspiration" in die Gegend rufen, denn das ist sehr, sehr solide, was da von den Gestaden des Vierwaldstättersees zu uns nach Norden tönt. Einen kleinen Bruch mit dem Bewahren alter Traditionen hat sich die Band seit Erscheinen des Debüts dann aber doch geleistet, denn es gibt mit Riodi Halter einen neuen Mann am Schlagzeug.

Mit dreizehn satten Tracks wird das Quintett, das sich den Bandnamen übrigens von einem Englandbesuch mitgebracht hat, heuer vorstellig und das macht in diesem Fall ziemlich genau eine Stunde guter Mucke zwischen Hard Rock und Heavy Metal aus. Dabei geht es mal härter und manchmal auch etwas softer ab. Der Einstieg in die Scheibe wird mit "Miracle Man" vollzogen, ein Stück, das eher der erstgenannten Kategorie zuzuordnen ist. Kernig, etwas dreckig und mit ballerndem Riffing ausgestattet, lässt nicht nur dieser Track wenig Fragen offen. Auch später wird mit "Handful Of Pain" (zu Beginn etwas düster schleppend) oder "Thrill Me / Kill Me" astreiner Heavy Metal geboten. Zwischendurch machen die Jungs dann besagte Ausflüge in moderatere Gefilde, schieben z. B. mit "Coming Home" eine sehr eingängige Nummer ein, die von melodiösen Gesangslinien geprägt ist. Unterlagert wird das Stück mit einem satten Riff und treibender Rhythmusabteilung. Noch gemäßigter wird es dann bei "H8", das sich auch mit akustischen Elementen vorstellt und dem Frontmann Peter Hochuli viel Platz für seine variable Stimme lässt. Aber auch auf der Lead-Gitarre gibt es ein paar schöne, episch klingende Ausflüge. Ebenso episch klingt der Refrain, der uns so lange vorgesungen wird, bis es auch der Letzte verinnerlicht hat:

Charing Cross merkt man ohne große Anstrengung an, dass sie sicherlich nicht ausgezogen sind, den Rock'n'Roll zu töten. Dazu möge man sich nur mal ganz genüsslich "Hell On Wheels", "Wild Honey" oder auch "Twisted Mind" gegen Ende der Platte reinziehen. Wer solche Stücke macht, hat andere Dinge im Sinn - und ich könnte mir vorstellen, dass das im Falle der Schweizer etwas mit Spaß am kräftigen Abrocken zu tun hat. Der aufmerksame Leser wird festgestellt haben, dass wir bereits fast am Ende der CD sind und noch keinen Spannungsabfall zu verzeichnen haben. Mit dem Rausschmeißer "Ashes To Ashes" wird es - vorhersehbar - noch einmal stimmungsvoll balladesk, nun ja, vielleicht eher power-balladesk. Dieses Stück ist ein gelungener Ausstieg aus einer wirklich gelungenen Scheibe - das ganze Ding kommt sofort auf die Festplatte im Auto!

Line-up:
Peter Hochuli (vocals)
Pascal Zwyssig (guitars, backings)
Andy Dormann (guitars, backings)
Markus Flury (bass, backings)
Riodi Halter (drums)
Miriam Pürro (additional vocals - #11)