Oft unterschätzt, dabei in der Regel dermaßen gut, dass ohne sie viele Große des Business nur bruchteilhaft so klingen würden, wie sie klingen: Studiomusiker.
Sie stehen zwar in der zweiten Reihe, bügeln jedoch sehr oft die Schwächen der 'Stars' aus, weil sie ihr Metier richtig gelernt haben. Im Fall von Gitarrist Nile Rodgers sorgte ein Musikstudium für die notwendigen Fertigkeiten. Rodgers und Kumpel Bernhard Edwards († 1996), seines Zeichens begnadeter Basser, waren außerdem schon früh als erfolgreiches Produzenten- und Songwriter-Duo unterwegs. So schrieben sie z. B. den Hit "We Are Family" für Sister Sledge, "Upside Down" für Diana Ross, das Album "KooKoo" für Debbie Harry sowie Produktionen und Arbeiten für u. a. Grace Jones, Laurie Anderson, The B-52's, Mick Jagger, David Bowie, Robert Palmer, Aretha Franklin, Tina Turner, INXS …
Nicht vergessen sei auch ihre Aufbauarbeit für damals am Anfang stehende Musiker wie beispielsweise Madonna ("Like A Virgin") oder auch Duran Duran. Viele Namen, viele Stile, was zeigt, wie kompetent Nile und Bernhard unterwegs waren. Manche vergleichen die beiden gar mit Gespannen wie Jagger/ Richards und Lennon/ McCartney.
Wie auch immer, 1976 gründeten Rodgers und Edwards (beide kamen aus dem Jazz-, Rock-Bereich) eine Band, die sich 1977 den Namen Chic gab. Mit von der Partie waren Drummer Tony Thompson († 2003) und die Sängerin Norma Jean Wright. Und was tat die Gruppe: Sie mischte die bereits dahinsiechende Disco-Welle nochmals gehörig auf und sorgte dafür, dass es noch ein paar wenige Jahre weiterging. Chic ging back to the roots, sprich, sie 'beschränkten' sich auf Rhythmus und Groove und das ohne Ende sowie mit ungeheurer Verve: »a force that's driving, there is no surviving, bass and rhythm makes you move, get into a chic groove«.
Einige ihrer Tracks erreichten hohe und höchste Chart-Platzierungen und Jahre später bediente sich die Sugarhill Gang bei dem Chic-Klassiker "Good Times" und ihr "Rapper's Delight" machte den Hip-Hop salonfähig. Auch im 'anderen Lager' bediente man sich bei Chics "Good Times": bei Queen hieß die Nummer "Another One Bites The Dust". Selbst in Deutschland waren Chic-Riffs beliebt ("Es geht voran" - Fehlfarben).
Nach längerer 'Pause' produzierte Chic 1991 "Chic-Ism". Allerdings war der Erfolg eher mäßig. Das Album ist mir unbekannt, wenn es stilistisch hingegen mit dem Output der Siebziger zu tun hat, dann ist es klar. Die Zeiten waren vorbei. Jedoch lebten sie wohl 1996 in Japan wieder auf, denn dort im Budokan zu Tokio wurde mit großer Besetzung eine Live-DVD produziert. Die liegt mir nicht vor, indessen hat - und das wundert mich jetzt nicht im Geringsten - Sireena eine 180g schwere Vinyl-Platte produziert und das passt so richtig stark zu dieser Musik aus längst vergangenen Tagen. Gemastert wurde das Schwarze Gold von Marlon Klein (Exil Studios Bielefeld) und für das klasse Artwork zeichnete Friedel Muders (FUEGO) verantwortlich. Gewidmet ist "Le Freak Live!" dem kurz nach dem Auftritt noch in Tokio verstorbenen Bernhard Edwards. Neben veritablen Musikern sind Gäste mit zu Gange, die man jetzt nicht unbedingt erwartet hätte. Sister Sledge geht in Ordnung, die passen. Aber Chic und Ex- Gunner Slash? Chic und Steve Winwood? Na klar, denn die Musik der Band hatte schon immer diesen unterschwelligen Touch aus Rock, Funk, Jazz und eben Disco, so dass ich mir anmaße, mal eben eine neue Schublade zu beschriften: FRisco (Funk, Rock . Disco).
Der Twang-Gitarre von Nile stellt Slash in der Bandhymne "Le Freak" (bis dato die erfolgreichste Single Warners) eine kongeniale Rock-Vertreterin zur Seite. Es ist einfach herrlich, diese alte Nummer dermaßen wild und aufgepeppt zu hören. Und wie damals treibt dieser Groove dir die Hämorrhoiden aus dem Allerwertesten. Nicht weniger als genial will ich das Hendrix-Cover "Stone Free" bezeichnen. Auf der DVD ist dieses Stück übrigens nicht enthalten, was einen Punkt auf der Habenseite des Vinyls bedeutet. Was die Truppe zusammen mit Slash und Winwood da zelebriert, ist einfach vom Allerfeinsten. Allerdings, und darauf will ich wert legen, sind die alten Klassiker, bei denen die Gäste nicht mitmischen, nicht minder stark. Wer hat seinerzeit bei "Dance, Dance, Dance" das »Yowsah, Yowsah, Yowsah« nicht mitgegröhlt?
Ich erwähnte ja bereits die 'große Besetzung' - wenn die Sänger(innen) sowie Gebläse- und Rhythmusabteilung loslegen, zappelt und brodelt es an allen Ecken und Enden. Mit Omar Hakim ( Weather Report, Sting, Bowie, Dire Straits ( Brothers In Arms), Miles Davis, George Benson, Lee Ritenour, John Scofield usw.) sitzt zum Beispiel eine wahre Maschine am Fell. Aber das war bei Chic ja bereits zu Anfang mit Thompson so. Der war für seinen Bums bekannt und trat beim Live Aid-Konzert in den Achtzigern für den verstorbenen Bonham auf.
Soviel also zum Thema Disco-Musik! Toll, dass Sireena dieses bis dato noch nicht veröffentlichte Stück Geschichte in Vinyl geschnitten hat. Und auch toll, dass Chic in Bälde in Deutschland zu sehen und zu hören ist.
[Quelle Geschichtliches: AMG & Wikipedia]
Line-up:
Nile Rodgers (guitar)
Bernhard Edwards (bass)
Sylver Logan Sharp, Jill Jones, Christopher Max (vocals)
Phillipe Saisse, Richard Hilton (keyboards)
Omar Hakim (drums)
Gerardo Velez (percussion)
Mac Gollehon (trumpet)
Bill Holloman (saxophone)
Guests:
Sister Sledge (vocals - #A3)
Slash (guitar - # B1, B2)
Steve Winwood (vocals & organ - #B2)
Tracklist |
Seite A:
01:Dance, Dance, Dance (7:06)
02:Do That Dance (3:25)
03:He's The Greatest Dancer (4:34)
04:I Want Your Love (6:23)
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Seite B:
01:Le Freak (5:11)
02:Stone Free (4:23)
03:Chic Cheer (14:21)
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Externe Links:
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